Landersdorf
Den Honig hört man sogar

Kinder erfahren beim Imkertag Wissenswertes über Bienen - Brote mit flüssigem Gold

22.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:32 Uhr
Kein duftender Käse, sondern ein "Kuchen" aus Wachs: Jedes Kind will das Schwergewicht einmal anfassen. −Foto: Karch

Landersdorf (HK) Schon bei den Kindern setzt der Thalmässinger Imkerverein an: Beim jährlichen Imkertag, der dieses Mal auf dem Gelände des Gasthofs Weglehner in Landersdorf stattfindet, stellt er ihnen das Leben der Bienen und ihre Bedeutung für die Umwelt vor. Und er lässt sie ausgiebig probieren. Das frisch gebackene Brot mit Butter und Honig wird von den kleinen Besuchern mit Genuss verzehrt.

Diese Reaktion hat Alfred Zengerle erwartet: Auf die Frage, wer denn den frisch geschleuderten Honig probieren möchte, schießen alle Hände in die Höhe. Mit Hingabe tauchen die Kinder ihre Löffel in die kleine Honigschüssel und schlecken das flüssige Gold. Dass dieser Honig nicht aus dem Supermarkt kommt, erfahren die Kinder aber auch. Denn Alfred Zengerle, erfahrener Helfer beim Imkertag, zeigt ihnen geduldig, wie die Rähmchen mit den Waben in die Honigschleuder gestellt werden, wie man an der Kurbel drehen muss, bis unten aus der Schleuder der Honig herausläuft. So sehr es die Kinder auch reizt, den Finger in den klebrigen Honigfluss zu halten - das darf man jetzt nicht mehr. Was die Kinder bei früheren Imkertagen mit Vorliebe gemacht haben, ist heute aus hygienischen Gründen verboten. Aber dafür gibt es ja die kleinen Honigschüsseln und die Löffel.

Damit der Honig überhaupt aus den Waben geschleudert werden kann, greift Lydia König zu einer breiten Gabel. Mit deren Hilfe entfernt sie den klebrigen Deckel von den Waben und lässt sich dabei auch gerne von den Kindern helfen. "Werdet ihr auch einmal Imker?", fragt Zengerle die Kinder scherzhaft und bekommt als Antwort ein kräftiges Ja zu hören.

Wolfgang Fackelmeier fordert die Kinder auf, jetzt einmal ganz leise zu sein. "Dann hört man den Honig." Auch wenn die Kinder noch so viele Fragen haben, werden sie jetzt ganz ruhig und spitzen die Ohren. "Das hört sich an wie Regen", sagt der Imker. Damit der Honig so leicht fließen kann wie Wasser, haben die Imker im alten Schulhaus in Landersdorf, in dem sie die Honigschleuder aufgebaut haben, kräftig angeheizt. Das ist am Freitagfrüh aber auch dringend notwendig, pfeift doch draußen ein kalter Wind. Der bremst die Bienen, um die sich an diesem Tag alles dreht, ein wenig aus. "Wenn es kalt ist, schwärmen die Bienen nicht so stark", informiert Walter Brickel. Da die Imker aber auch an warmen Tagen bei ihren Bienen nach dem Rechten sehen müssen, schüren sie ihren Smoker an. Dessen Rauch lässt die Bienen sofort umkehren und in den Stock zurückfliegen. "Wenn der Imker den Rauch mitbringt, dann wissen die Bienen, jetzt kommt der Chef", erklärt er den aufmerksam zuhörenden Kindern. Dass die begehrlich auf die Pfeife schielen, kennt er schon von den vielen Imkertagen, bei denen er als Helfer dabei war. Jedes Kind möchte einmal kräftig in die Pfeife blasen und die anderen zum Husten bringen. "Passieren kann da nichts, denn die Kinder können nur reinblasen und nicht an der Pfeife ziehen", beruhigt Brickel die Erzieherinnen.

"Für wen machen die Bienen eigentlich den Honig?", fragt eine ältere Dame. "Ist der für uns?" Auf diese Frage wissen die Kinder erst einmal keine Antwort. "Das ist der Wintervorrat für die Brut", erklärt Walter Brickel. Und damit die Bienen nicht hungern müssen, nachdem die Imker den Honig herausgenommen haben, gibt es als Ersatz für sie Zuckerwasser.

Dass es bis zum Ernten des Honigs ein weiter Weg ist, erfahren die Kinder an diesem Tag auch. Walter Brickel zeigt ihnen, wie auf Holzrähmchen Wachsplatten aufgebracht werden. Dieses Wachs wird von den Bienen selbst produziert, sie schwitzen es aus speziellen Drüsen aus. In die Wachsplatten bauen die Bienen dann ihre Waben, in denen sie Vorräte aus Honig und Pollen anlegen. Die Königin legt hier auch ihre Eier ab. Und weil rückstandsfreies Wachs für den Imker sehr wertvoll ist, wird es auch nach dem Honigschleudern wieder recycelt, zu einem großen Kuchen geschmolzen, aufbereitet und dann wieder für Wachsplatten verwendet.

Dass die Bienen nicht nur interessant sind, weil sie Honig liefern, sondern dass sie auch als Bestäuber eine wichtig Aufgabe für die Natur erfüllen, wird den Kindern an weiteren Stationen vermittelt. Die Honigbrote bleiben aber trotzdem der Renner. Und die sollen die Kinder auch ruhig essen, hat der Zahnarzt, der zuvor im Kindergarten zu Besuch war, gesagt. "Aber hinterher Zähne putzen."

Andrea Karch