Hilpoltstein
"Das ist schöner als Ferien"

Sportbeutel nähen und Triathlon simulieren - Über 600 Schüler machen bei den Projekttagen der Realschule Hilpoltstein mit

27.07.2018 | Stand 23.09.2023, 4:14 Uhr
  −Foto: Leykamm

Hilpoltstein (HK) Eine halbe Stunde nach dem Startschuss der Projekttage an der Hilpoltsteiner Realschule lauschen die beiden Mütter der Aktion, die Studienrätinnen Antonia Blaser und Tanja Lewin, gebannt der Geräuschkulisse im Schulhaus. Sie hören - nichts! Konzentriert und motiviert gehen über 600 Schüler der fünften bis neunten Klassen bei den 59 Kursen in den Zimmern zu Werke. Ein Großteil ist auch in der Burgstadt selbst unterwegs.

Das Einzige, was man hören könnte, sind die Steine, die den Verbindungslehrerinnen vom Herzen fallen. Die Vorbereitungen haben sich gelohnt, alles geht seinen Gang. Schon vor Ostern haben die beiden die zweite Veranstaltung dieser Art per Ausschreibung losgetreten - diesmal in großem Stil. Bei der Premiere im vergangenen Jahr war alles noch sehr spontan, knapp drei Wochen vor dem damals nur einen Projekttag rief man ihn aus - und das auch nur intern. Der längere Vorlauf erweist sich als goldrichtig, zudem sind heuer viele externe Anbieter mit dabei, darunter auch ein Fitnessstudio der Burgstadt. Die zweite Auflage kommt extrem gut an. Die Lehrerinnen hören sogar das größtmögliche Lob aus Schülermund: "Das ist schöner als Ferien!"

In Halb- oder Ganztageskursen dürfen sich die Kinder und Jugendlichen ihren jeweiligen Interessen widmen. Am stärksten nachgefragt ist überraschenderweise das "Sportbeutel nähen". Wenn auch aus naheliegenden Gründen. "Meiner ist kaputt gegangen", sagt zum Beispiel Laura aus der Klasse 6d. "Es macht einfach Spaß", erklärt Jena (9b). T-Shirts ein neues Design zu verpassen, kommt ebenso gut an. Einen echten "Run" der Realschüler erleben die Grundschulen und Kindergärten als alte Wirkungsstätten, die gerne wieder besucht werden wollen. Bouldern, Beachvolleyball, Menschenkicker, Inline Skating - gerade die sportlichen Aktivitäten sind gefragt.

Und es darf auch gerne mal ganz hoch hinaus gehen - beim Segelfliegen auf dem Areal der Rother Kaserne. Sie bildet die große Ausnahme, alle anderen externen Anbieter sind in Hilpoltstein selbst und erfreuen sich ebenso großer Nachfrage. Ob Feuerwehr, Schützenverein oder etwa der Faber-Erlebnisbauernhof. Hier können ursprüngliche Wirtschaftskreisläufe hautnah nachvollzogen werden. Da üben sich Cedric (5a) und Alexandra (6a) als Köche am Kugelgrill, ihre Kameraden sammeln indes Zweige für den Kon-Tiki-Ofen, der für Pflanzenkohle sorgt. Daniela und Emely (beide 6b) sowie Lea (7d) streicheln das Shetland Pony "Ernesto", während Elisabeth, Estella und Sophia (alles 7a) ihre Kunstfertigkeit beim Kardieren von Schafwolle unter Beweis stellen.

Auch das Freibad lockt. Hier geht es darum, sich einmal als Triathlonkämpfer zu fühlen. Es gibt Wechselzonentraining und einen kompletten Wettkampf. In kleinem Rahmen, versteht sich. Die Disziplin Radfahren wird dabei kurzerhand durch Wasserrutschen ersetzt, sehr zur Freude der Teilnehmer, die übrigens von den ehemaligen Realschülern Jannik Fruth und Marlene Goll betreut werden.

Zurück in der Schule. Dort lässt es Helena (5d) entspannt angehen beim Workshop "Mandala und Meditation". Fabio (5b) bastelt derweil an seinem Pappschachtelkicker. Bei den MINT-Experimenten lassen Maximilian (6b) und Michael (7a) durch Destillieren Schnaps aus Wein entstehen oder es wird die Elektrolyse zelebriert. Im Musikworkshop wird "Die kleine Nachtmusik", der "Can Can" und "I am sailing" zum Besten gegeben - unter anderem mit Xylophon und Geige. Neben dem kompletten Lehrerkollegium sind auch die Eltern eingebunden. Wie etwa Steffi Harleß, deren Tochter hier eine achte Klasse besucht.

Bei der großen Vielfalt der Projekttage gibt es da wirklich allerhand zu tun. Hunde ausführen, Gebärdensprache lernen, eine Papierstadt entstehen lassen, Schafkopf lernen - das Angebot ist riesig. Es gilt Fotos zu schießen und Müll zu sammeln. Und auch die ernsten Themen bleiben nicht aus: Der Film "Schindlers Liste" landet genauso auf der Tagesordnung wie die Themen "Handicaps erleben" oder "Flucht und Migration".

Jürgen Leykamm