Allersberg
Das ganz große Paket schnüren

Um in den Genuss eines neuen Förderprogramms zu kommen, muss der Markt Allersberg mehr als sein Freibad sanieren

21.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:27 Uhr
Der Blick auf das Stop-Schild und die mögliche Zukunft: Mit einem Sport- und Landschaftspark an der Nürnberger Straße will Bürgermeister Daniel Horndasch viele Fördermittel nach Allersberg holen. In diesem Park soll der gesamte Allersberger Sport gebündelt werden. Zusätzlich zur DJK sollen auch die Eintracht und der Tennisclub in der Nachbarschaft des Freibads angesiedelt werden. −Foto: Münch, Markt Allersberg

Allersberg (HK) Allersbergs Bürgermeister Daniel Horndasch will die Chance nutzen, für die Sanierung des maroden Freibads in den Genuss einer bis zu 90-prozentigen Förderung des Bundes zu kommen. Dazu ist am Montagabend in einer Sondersitzung mit knapper Mehrheit von 11:8-Stimmen ein Konzept beschlossen worden, in dem es um erheblich mehr als nur um das Freibad geht.

Rund vier Millionen Euro muss der Markt Allersberg berappen, um sein Freibad zu sanieren. Geld, dass die Kommune eigentlich nicht hat. Da ist es nicht verwunderlich, dass der parteilose Horndasch und die Verwaltung nach jedem Strohhalm greifen. Der Bund hat nun kurzfristig ein Programm zur Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend, Kultur aufgelegt. Anfang August ist das Schreiben des Gemeindetags datiert, dem zu entnehmen ist, dass bis spätestens 24. August - also bis zum kommenden Freitag - das Projekt dem Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr "formlos anzuzeigen" ist. Bis zum 31. August soll eine "Projektskizze" samt Ratsbeschluss online vorliegen und bis 4. September (Poststempel) muss alles unterschrieben vorliegen.

Der knappe Zeitplan ist der eine, zahlreiche weitere Anforderungen die weiteren Haken des Programms. So wird nur gefördert, was regional und überregional wahrnehmbar, ein Beitrag zur sozialen Integration, zügig umsetzbar und lange nutzbar, fachlich von hoher Qualität sowie ein Beitrag zum Klimaschutz ist. Zudem soll das Projekt hohes Innovationspotenzial und ein überdurchschnittliches Investitionsvolumen haben sowie städtebaulich eingebunden sein. Letztlich aber alles Kriterien, die ein allgemein zugängliches Freibad besitzt. Der weitaus größte Haken ist allerdings die Anforderung, dass das Projekt "Gegenstand einer städtebaulichen Gesamtstrategie" sein soll oder sich aus einem "integrierten Stadtentwicklungkonzept" erschließt.

Deshalb hätten er, Horndasch, und die Verwaltung drei Wochen auf Hochtouren gearbeit und zahlreiche Gespräche geführt, mit dem Ergebnis, dass am Montagabend die "Projektskizze" für einen Sport- und Landschaftspark vorgelegt wurde, der wohl die Anforderungen des Förderprogramms erfüllt, allerdings auch zahlreiche Mitglieder des Marktgemeinderats mehr als überraschte.

Denn neben dem Freibad, für das es im Übrigen die gute Nachricht gab, dass das große Becken saniert werden kann, stellt das Konzept den Allersberger Sportbetrieb auf komplett neue Füße. So sind sowohl das ans Bad grenzende Gelände der DJK Allersberg als auch der daneben befindliche Gemeindesportplatz Teil des Konzepts. Letztlich alles Sanierungsfälle, in die - auf die nächsten Jahre gesehen - viel Geld fließen kann. Doch damit nicht genug, Horndasch möchte letztlich in dem Park den gesamten Allersberger Sport bündeln. Sprich, die Eintracht und der Tennisclub sollen ebenfalls am DJK-Gelände einziehen, was bedeutet, dass neben dem Bad auch Tennisplätze und ein großes Sportheim entstehen sollen. Zudem würde die Pyrbaumer Straße nicht mehr durch das Gelände führen, sie würde an der Brücke der kleinen Roth enden.

Die Idee, ein gemeinsames Sportgelände zu schaffen, ist allerdings nicht neu, im Flächennutzungsplan von 1978 ist ein solches im Norden des Ortes bereits vorgesehen. "Das ist jetzt nichts anderes, nur zwei Nummern kleiner, sagte Horndasch. Er gebe zu, dass es jetzt eine schnelle Idee sei, "aber für die Kürze der Zeit kann hier niemand etwas".

Doch nicht nur das Unerwartete, sondern auch der mögliche Geldbedarf, der in dem Vorhaben steckt, verschreckte die Ratsmitglieder. "Wir kaufen uns da Investitionsbedarf", sagte Roger Pietsch (SPD). Man kriege dann zwar Förderung für das eine, das andere koste aber einen zweistelligen Millionenbetrag. "Das ist mir alles eine Nummer zu groß", sagte sein Parteikollege Eduard Riehl. "Alles in einen Sack zu werfen, das ist nicht richtig." Heidi Stimpfle (SPD) warf ein, dass man kein Geld habe, weshalb man alleine das Freibad sanieren solle. Gar "hirnrissig" und eine "Schnapsidee" nannte Norbert Schöll (CSU) das Vorhaben.

Es gab aber auch Zustimmung. Für Walter Penkert (ABF) ist "kleinkariertes Denken das größere Risiko" und Karl Friedrich Schröder (FW) sieht das Projekt "als angenehme Zukunft für die Vereine". Was vergebe man sich, wenn man vier Millionen Euro nicht aus der eigenen Tasche zahlen wolle, so Willibald Harrer (FW).

Da Bürgermeister Horndasch auch noch anmerkte, dass das Gelände der DJK der Kirchenstiftung gehöre - aber "das muss nicht so bleiben" - wurde der Widerwillen der Gegner noch größer. "Es kann nicht Sinn machen, Sportstätten zu kaufen und zu betreiben", sagte Roger Pietsch. Dass es zudem laut Horndasch Überlegungen gibt, langfristig das gemeindeeigene Eintracht-Gelände zu versilbern und die Vereine allesamt Gesprächsbereitschaft signalisiert haben, half auch nicht die Gemüter zu beruhigen. Ebensowenig die Rechnung, dass bei optimaler Förderung das Freibad inklusive Sanierung von DJK-Halle und der Sportanlagen sowie Bau der Tennisplätze der Gemeinde gerade einmal 770000 Euro kosten. "Auch bei 45-prozentiger Förderung müssten wir weniger zahlen, als das, was im Haushalt steht", so Horndasch.

Fast schon nebensächlich wurde bei der Diskussion der eigentliche Kernpunkt: das Freibad. Unter anderem soll das Becken eine Abtrennung zwischen Sprung- und Schwimmbereich bekommen. Das Kinderbecken soll nahe an das große Becken rücken, damit der Bademeister alles im Blick hat. Die an das Gelände grenzende Kleine Roth soll integriert und renaturiert werden. Auch ist ein Wasserspielplatz vorgesehen. Der Sprungturm soll natürlich bleiben - wegen der eingangs genannten regionalen Bedeutung durchaus ein Vorteil.

"Das ist alles eine Skizze", versicherte Horndasch noch einmal. Sollte der Markt in dem Förderprogramm dabei sein, dann werde man viel planen, diskutieren und abstimmen müssen. "Da ist noch nichts fix." Neben ihm waren am Ende zehn weitere Marktratsmitglieder von dem Konzept überzeugt, genug um acht Gegner zu überstimmen. Dafür gab es großen Beifall der zahlreichen Zuhörer, wenngleich derartige Ovationen strengstens untersagt sind. Ob Allersberg nun Teil des Förderprogramms wird, soll bereits im Oktober entschieden sein.



 

Rainer Messingschlager