Schwabach
Das Beste für die Stadt und das Leben

Großer Abschiedsgottesdienst für Dekan Klaus Stiegler - Ein Modell für die Kirche im 21. Jahrhundert

07.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:40 Uhr
"Bis oben hin gefüllt mit Dankbarkeit" ist Klaus Stieglers Predigt zum Abschied. −Foto: Hertlein

Hilpoltstein/Schwabach (HK) Mit einem zweistündigen feierlichen Gottesdienst in der Evangelischen Stadtkirche St. Johannes und St. Martin ist am Samstag Klaus Stiegler (56) in Schwabach verabschiedet worden. 15 Jahre wirkte der dreifache Familienvater als Dekan in der Region, nun tritt er zum 1. August sein Amt als Regionalbischof im Kirchenkreis Regenburg an.

Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern entpflichtete ihn dabei von seinem Amt des Dekans im Bezirk Schwabach, versehen mit den besten Wünschen für die künftigen Aufgaben. Freude in der Oberpfalz, sehr viel Wehmut und Traurigkeit dagegen in der Goldschlägerstadt. Künftig also sechs Bratwürste mit Kraut beispielsweise in der Wurstkuchl an der Steinernen Brücke in Regensbrug statt drei im Weggla im Frankenland, da spiegele sich Stieglers Beförderung und Aufstieg wider, scherzte einer der zahlreichen Laudatoren.

Mit großem Glockenläuten und dem Einzug der kirchlichen Würdenträger sowie dem Lied "Geh aus mein Herz und suche Freud" begann die Zeremonie mit insgesamt zehn Grußworten, gelenkt und geleitet von Walter Schnell, Bürgermeister in Kammerstein und Vizepräsident der Landessynode. Er zitierte Schriftsteller Theodor Fontane mit dem Worten "Ein Abschied ist wie eine Liebeserklärung". Für Schwabachs Oberbürgermeister Matthias Thürauf kam Stieglers Abschied nicht überaschend. "Es war nur eine Frage der Zeit, denn Klaus Stiegler ist eine so herausragende Persönlichkeit. Wenn man das Kirchengebäude als Symbol für die Stadt Schwabach nehmen würde, wäre er eine der Säulen. Er war verantwortungsvoll für die ganze Stadt."

"Als Personlichkeit habe ich ihn sehr, sehr geschätzt", befand Landrat Herbert Eckstein. Er skizzierte kurz den Erfolgsweg Stieglers: "Da kommt ein 39-Jähriger daher, wird ins kalte Wasser gestoßen, schwimmt sich frei und erreicht das Ufer." 2008 etwa lieh Eckstein ihm beim Triathlon im Landkreis einmal die Regenjacke. Auch solche Schmonzetten durften bei der Abschiedsfeier nicht fehlen. Landtagsvizepräsident Karl Freller stellte Stieglers Engagement bei der Ökumene heraus, Pfarrer Robert Schrollinger von der Katholischen Kirchengemeinde St. Sebald erinnerte an die ersten Begegnungen mit Stiegler.

Der Dekan selbst umriss sein Schwabach-Engagement wie folgt: "Ist es eine Erfolgsbilanz oder eine öffentliche Beichte?" Die Predigt zum Abschied sei gefüllt bis oben hin mit Dankbarkeit und sonst nichts. "Ich danke meinem Herrn Jesus Christus, der mich stark gemacht hat." Vieles sei geschehen seit dem 1. Mai 2004 hier in Schwabach. Es habe manches auszuhalten gegeben. "Es war nicht immer einfach, sich durchzusetzen."

Es habe sich nach Stieglers Worten aber gelohnt, sich für das Zusammenleben in der Stadt und im Landkreis einzusetzen. Genussvoll umschrieb Stiegler die Begebenheit jüngst an Fronleichnam, als das katholische Hochfest auf dem Marktplatz vorgesehen war. Da ließ Stiegler aufgrund des Unwetters die Türen in der Evangelischen Stadtkirche öffnen. "Eine Messe in der evangelischen Kirche, ein zukunftsträchtiges Modell für die Kirche im 21. Jahrhundert. Und da ist beim Weihrauch am Altar sehr intensiv gearbeitet worden." Der Ex-Dekan weiter: "Suche das Beste für das Leben, für deine Stadt, darum geht es doch für uns als Kirche. Als meine Aufgabe habe ich verstanden, zu dienen. Gott sei Dank- Schwabach."

Und nun mit "langem Atem nach Regensburg", sagte Annekatrin Preidel, die Präsidentin der Landessynode. "Sie waren stets mit dem gutem Gefühl des Tempos unterwegs."

"Winds Of Change", von Wolfgang Herfried (Saxofon) und Josef Kretzmann (Trompete) vorgetragen, untermalte musikalisch den Abschied, ehe Pfarrerin Renate Schindelbauer als "Babett von Schweinau" humoristisch Bilanz des scheidenden Dekans zog.

Matthias Hertlein