Abenberg
Feuer, Folk, Rock, Metal und Mittelalter

30.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:35 Uhr
Matthias Hertlein
Stimmung pur beim zweitägigen Feuertanzfestival auf der Burg Abenberg: Die Band Feuerschwanz ist musikalisch und optisch ein Genuss (oben). Einige haarige Angelegenheit ist dagegen - wenn auch nur visuell - die Show mit Haggard-Sängerin Janika Groß (links). Saltatio Mortis dominierte den diesjährigen Feuertanz: Sänger Jörg macht es vor. −Foto: Hertlein

Die 19. Auflage des legendären Feuertanz-Festivals auf der Burg Abenberg geht temperaturtechnisch in die Geschichte ein, sie dürfte die bisher heißeste sein. Doch nicht nur mit Blick auf das Wetter war die Show richtig heiß. Düsterer Folk-Rock, Speed-Metal, Power-Fun und Melancholie bestimmen die Bühne.

Abenberg (HK) Jeder der rund 5000 Besucher suchte sich bei dem zweitägigen Spektakel am Wochenende rechtzeitig ein schattiges Plätzen. Und zusätzlich sorgte die Freiwillige Feuerwehr Abenberg mit ihrem Spritzkommando am Bühnenrand für gelegentliche Linderung. Es gab schon andere Zeiten. Vor drei Jahren: 2016 musste der Feuertanz am zweiten Tag wegen eines heftigen Unwetters unterbrochen werden. Sturmböen und heftiger Regenschauer jagte damals über das Gelände und hat die Bühne unter Wasser gesetzt hatte.

Die Fans nahmen die diesjährige Hitzeschlacht mit Fassung: "Erstaunlicherweise haben die Besucher es gut verkraftet, das Festival war, wie immer, sehr entspannt", sagte Axel Ballreich, einer der Geschäftsführer vom Veranstalter Concertbüro Franken. Das deckte sich der Empfindung einer Frauen-Clique aus Nürnberg, Samantha, Kerstin, Caroline und Manuela sagten unisono: "Es ist prima hier, wir haben Spaß, das Flair ist prima, die Leute sind in Ordnung und die Musik passt."

Gaukler, Mittelaltermarkt, der Treffpunkt im Burghof, all das löst auch nach all den Jahren noch immer eine gewisse Faszination aus. Party-Musik mit den Gossenpoeten, Verkaufstände im Burggarten und ein herrlicher Blick auf Abenberg: Das hat was. Es ist ein sehen und gesehen werden, ein Smalltalk mit Freunden oder langjährigen Feuertanz-Weggefährten. Und auch die Abenberger Hexen mischten mit ihren Hexenblut kräftig mit.

Die Attraktion des Feuertanz-Festival war das italienische Duo "Bubble On Circus" aus der Nähe von Bologna, die mit spektakulären Seifenblasen- und Bubblegum-Animationen für Furore und Begeisterung sorgten. Doch das Spektrum war wieder umfassend: Folk düster-Rock, Speed-Metal, Power-Fun, garniert mit klassischen Elementen, mit Melancholie. Saltatio Mortis aus Karlsruhe rockten zum Abschluss des zweiten Tages die Bühne und die Burgwiese . Hardcore-Dudelsack, knallharte Riffs und ein völlig aufgedrehter Sänger namens Alea der Bescheidene (Jörg Roth). Sollten die Toten Hosen jemals einen Ersatz für Campino benötigen, dann hätte Roth sicherlich gut Papiere. Aufgedreht bis zum Anschlag, und Mega-Hingabe.

Was er nicht erledigte, schafften die Pyros locker, die als Blitze durch die Nacht jagten. Ein fulminantes Finale. Feuerschwanz zuvor und deren Auftritt waren auch nicht von schlechten Eltern. Tags zuvor als Open-Air-Gast beim 30-jährigen Bühnen-Jubiläum der Erlanger Combo JBO ließen sich Feuerschwanz auch auf der Burg nicht lumpen. Eine Engel mit Glitzerflügeln eröffnete optisch spektakulär den Auftritt, dann ging es heftig zur Sache, Blickfang und Ohrenschmaus Geigerin Johanna von der Vögelweide (Stephanie Pracht). Assistiert von Miezen-Girls. Als erfrischendes und belebendes Element bezeichnete Eric Fish die holländische Como Pyrates aus Den Haag. Da war was dran: Elektro-Folk, Rock - alles in Piraten-Klamotten.

Am Freitag beeindruckten Haggard, ein Mix aus Klassik, Mittelalter-Musik, Death Metal, Symphonic Metal. Bandleader, Sänger und Bassist Asis Nasseri war zu Beginn des Gigs etwas genervt, weil die Tonstimmung zwischen Mischer und ihm nicht richtig funktionieren wollte. Zeigte sich später versöhnlich, kündigte den Geburtstag von Bandmitglied Janika Groß an. Die vorzügliche Sopranistin war gerührt, "ich habe noch nie so viele Gäste bei meiner Geburtstagparty gehabt."

Etwas zu feiern hatten auch Versengold. Beim Auftritt auf der Burg präsentierten sie größtenteils ihr neues Werk "Nordlicht". Melodisch und direkt. Sie bezogen Stellung zum Rechtsradikalismus im Lande, unter anderem mit dem Stück: "Ich tanze nicht auf braune Pfeifen." Nachdenklich das Stück: "Haut mir keinen Stein."

Garniert wurde das 19. Feuertanz-Festival mit einer sehenswerten Ausstellung, die noch bis zum 8. September im Museum auf der Burg zu bewundern ist. Unter dem Motto "Fantasie trifft Mittelalter" ist all das zu bewundern,was das Mittelalter und die Feuertanz-Atmopshäre interessant machen. 2020 feiert Feuertanz übrigens 20-jähriges Jubiläum. "Und es werden Künstler dabei sein, die uns schon seit langer Zeit begleiten", verspricht Ballreich.
 

Matthias Hertlein