Greding
"Es ist ein Kindheitstraum"

Carolin Greiner ist die neue Schwarzachkönigin

12.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:42 Uhr
Sie thront nun für ein Jahr über Greding: Carolin Greiner ist die neue Schwarzachkönigin, die 34. Regentin in der Geschichte der Stadt. Die 18-Jährige wurde gestern Abend im Rahmen der Bierprobe für das Volksfest vorgestellt. −Foto: Foto: Luff

Aufs Gredinger Volksfest geht Carolin Greiner sowieso sehr gerne - "alle vier Tage" sei sie dort zu finden, sagt sie bestimmt. Heuer jedoch tauscht sie ihre geliebte Krachlederne gegen ein schmuckes Dirndl. Aus gutem Grund: Die 18-Jährige ist die neue Schwarzachkönigin.

Ihre Eltern haben ihr schon einmal die wichtigste Eigenschaft vorgelebt, die eine Schwarzachkönigin im Vorfeld der Inthronisation besitzen muss: Verschwiegenheit. "Sie haben es zwei Tage nicht gesagt", erzählt Carolin Greiner und lacht. Zwei Tage, bevor sie den Avancen von Manfred Preischl erlag, wussten Franz und Lisa Greiner bereits, dass ihre Tochter dazu auserkoren war, in der Saison 2018/19 Krone und Schärpe zu tragen, die Repräsentantin der Stadt zu sein. Als der Bürgermeister nämlich im Mai, kurz vor dem Feuerwehrfest, im Hause Greiner vorstellig wurde, weilte die Tochter gerade in einem schwedischen Möbelhaus. Preischl versuchte es zwei Tage später noch einmal - und da hatte der Königinnenmacher mehr Glück, wie die Neue erzählt: "Ich habe sofort zugesagt."

Kein Wunder, denn über das Amt der Schwarzachkönigin sagt Carolin aus tiefster Überzeugung: "Das ist ein Kindheitstraum, das wollte ich schon immer werden." So stark, dass gar der Bürgermeister nach der schnellen Zusage erst einmal ein wenig auf die Euphoriebremse treten musste. Sie solle vielleicht zuerst mit ihrem Arbeitgeber sprechen, riet er der Gredingerin, die gerade ihr zweites Lehrjahr bei einem Kieferorthopäden in Beilngries absolviert. "Der Beruf geht vor", sagt Preischl. Doch steht er in diesem Fall glücklicherweise nicht im Weg, denn ihr Chef habe ihr gleich zugeraten. "Das ist eine einmalige Chance", habe er gesagt, schildert Carolin; vielleicht auch, weil er mit dieser Problematik schon einmal konfrontiert war: Eine ehemalige Volksfestkönigin in Beilngries hat seinerzeit ebenfalls in seiner Praxis gearbeitet.

Es hat sich also alles gefügt für die neue Regentin. Die ihre ersten bewussten Erinnerungen an eine Schwarzachkönigin mit Michaela Bösl verbindet, die Gredinger Repräsentantin der Stadt 2010/11. "Da habe ich zum ersten Mal realisiert, was die Schwarzachkönigin macht", sagt Carolin. Als Michaela Bösl seinerzeit eine Rede im Volksfestzelt hielt, habe ihre Mutter sogar gesagt: "Hör zu! Das musst du vielleicht auch einmal machen." Nicht die schlechteste Vorhersage.

Jedenfalls besser als die Prognose, dass Uruguay heuer Fußballweltmeister wird - wie der Fußballfan Carolin im Vorfeld getippt hat. Der Ballsport ist eine von zwei großen Leidenschaften der jungen Frau, die man am Wochenende fast immer an der Seitenlinie trifft, wenn der TSV Greding kickt. Auch bei Auswärtsspielen, wie sie betont. "Seitdem wir 18 sind, geht es leichter", sagt sie und lächelt. Carolin war sogar dabei, als der hiesige TSV versuchte, eine Mädchenmannschaft auf die Beine zu stellen; Vater Franz wäre als Trainer Gewehr bei Fuß gestanden. Daraus wurde letztlich nichts - "aber wir haben's wenigstens probiert" -, so blieb es beim Passiv-Fußball.

Aktiv ist Carolin nach wie vor bei der Gredonia: "Dort zu tanzen, das ist das Höchste, was es gibt - es gibt nichts drüber", schwärmt sie. Als Cheerleader der Faschingsgesellschaft hat sie schon die Triathleten den Kalvarienberg hinaufgejubelt, über eine Karriere als Tanztrainerin denkt sie nach.

Da kommt es ganz gelegen, dass Carolin ihren Musikgeschmack als breit gefächert beschreibt. Elektronische Beats in der Disco sind okay, "ich gehe ja auch gerne weg". Es darf aber auch mal rockiger sein, womit sie dem Geschmack von Mutter Lisa Greiner nahe kommt, "zum Beispiel AC/DC". Ganz die vorbildliche Tochter erzählt die Schwarzachkönigin aber zudem: "Ich höre auch dem Papa ganz gern zu." Vater Franz spielt in der Kapelle Wunderbar, die sich in Greding zu vielerlei Gelegenheiten zusammenfindet und unter anderem am Volksfestsonntag im Festzelt spielen wird. Blasmusik ist nicht bei allen Leuten in diesem Alter en vogue, einer Schwarzachkönigin, die oft bei Volksfesten in der Umgebung weilen wird, schadet diese Vorliebe gewiss nicht.

Was auf sie zukommt, davon hat sich Carolin schon ein ziemlich genaues Bild gemacht. Volksfest, Altstadtfest und Trachtenmarkt gehören als Höhepunkte in der Heimat zum festen Programm, darüber hinaus sind die Grüne Woche in Berlin und das alljährliche Königinnentreffen zur Apfelblüte in Südtirol sehr attraktive Ziele. Keine Geringere als ihre Vorgängerin Stefanie Dienstbier hat ihr das Jahr als Königin geschildert. Um nicht aufzufallen, haben sich die beiden Hoheiten - die sich bislang wenig gekannt haben - in einem Café in Beilngries getroffen. "Es waren aber einige Gredinger da", schildert Carolin, "da wird man ganz schön nervös." Andererseits zählt Carolin Greiner wohl zu den eher wenigen Schwarzachköniginnen, die schon zu Beginn ihrer Regentschaft selbstbewusst auftreten. Erst nach einem Jahr Repräsentation wirken sie dann alle gefestigt - das Amt ist immer auch Lebensschule.

Ihre Vorgängerin hat ihr auch einen großen Vorteil geschildert, den die Schwarzachkönigin im Vergleich der vielen anderen Hoheiten landauf, landab hat: Da das Gredinger Volksfest relativ früh im Jahr stattfindet, bewegt sie sich - wenn sie auf andere Hoheiten trifft -, zunächst im Kreis von routinierten Frauen, lernt diese kennen. Erst nach und nach werden dann auch diese abgelöst, es drängt eine neue Königinnengeneration nach vorn.

Doch all das ist noch Zukunftsmusik, nach der Vorstellung von Carolin als neuer Repräsentantin der Stadt gestern Abend bei der Bierprobe im Rathaushof steht nun am Volksfestfreitag, 20. Juli, der erste größere Auftritt für sie an. Dann schlüpft sie wiederum in ihr Dirndl, die Trachtenlederhose bleibt erst einmal außen vor. Sie sei nicht unbedingt der Dirndl-Typ, sagt Carolin. Ja, sie habe schon ein Exemplar gehabt, doch "dann bin ich schnell zur Lederhose gewechselt - jetzt werde ich halt wieder tauschen". Dass sie das Fest an allen vier Tagen besucht, ist jedoch nicht dem hohen Amt geschuldet, sondern für Carolin eine Selbstverständlichkeit. Denn das Volksfest "ist das beste Event im Jahr".

Volker Luff