Erlangen
Erlangen bekommt "Schwärmerei"

Lebensmittel aus der Region für City-Hipster

15.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:39 Uhr
Nina Knode und Kristin Kreitlein. −Foto: Pelke

Erlangen (HK) Nina Knode und Kristin Kreitlein wollen Stadtmenschen ohne Auto den mühsamen Weg zum nächsten Bauernhof abnehmen. In Erlangen starten die Freundinnen am 23. Oktober einen modernen Bauernmarkt in der Hugenottenstadt.

Manche schwärmen für Musik. Andere schwärmen für Lebensmittel aus der Region. Wie die beiden Freundinnen Nina Knode und Kristin Kreitlein aus Erlangen. Gemeinsam haben die Gründerinnen den "Marktschwärmer-Wochenmarkt" in der Hugenottenstadt ins Leben gerufen. Der erste Bauernmarkt im modernen Outfit findet am 23. Oktober im E-Werk statt.

"Für Leute, die kein Auto haben, ist der nächste Hofladen meistens einfach zu weit entfernt", sind sich Nina und Kristin sicher. Die "Marktschwärmerei" soll die Kunden in der City mit den Erzeugern auf dem Land zusammenbringen. "Wir wollen den Erzeugern dadurch neue Käuferkreise und faire Bedingungen ermöglichen", erklären Nina und Kristin.

Das moderne Markttreiben basiert auf einer Kombination aus Onlineshop und Bauernmarkt. Im Internet können die Interessenten die Waren aus der regionalen Produktpalette bestellen. Abholen müssen die Kunden ihren Einkauf im Kulturzentrum "E-Werk" selber. Alle zwei Wochen soll die "Schwärmerei" in Erlangen stattfinden.

Der Clou soll dabei sein, dass die Erzeuger der regionalen Lebensmittel den Kunden persönlich die Warenkörbe überreichen. Der persönliche Kontakt zwischen Hersteller und Verbraucher soll das Vertrauen in regionale Lebensmittel stärken. Immer mehr Menschen würden schließlich wissen wollen, was im Essen steckt. "Was liegt da näher, als die Erzeuger während des Einkaufs einfach persönlich danach zu fragen?", sind sich Nina und Kristina einig.

Die Lebensmittel würden ausschließlich von bäuerlichen Erzeugern, Lebensmittel-Handwerkern und kleineren Manufakturen aus der Region stammen. Im Durchschnitt liegen zwischen dem Herstellungsort und der Schwärmerei in Erlangen nicht mehr als 27 Kilometer. Wie bei einem Wochenmarkt auf dem Marktplatz gehören Obst und Gemüse, Fleisch und Wurstwaren, Brot, Honig, Käse und Molkereiprodukte sowie ausgewählte Feinkostwaren zum Sortiment. Außerdem wollen Nina und Kristin besonderen Wert darauf legen, dass viele Bio-Produkte angeboten werden. Aus Berg bei Neumarkt nimmt beispielsweise die Bio-Vollwert-Bäckerei "Wehr" bei der Erlanger Schwärmerei teil.

Kennengelernt haben sich Nina und Kristin während des Studiums. "Wir haben beide neben der Uni im Fraunhofer Institut im Marketing gearbeitet", erzählt Kristin. Die gemeinsame Vorliebe für Themen wie Nachhaltigkeit und gesunde Ernährung habe die Freundinnen bei der späteren Jobsuche vereint. Im Internet sind die Freundinnen schließlich auf die "Marktschwärmer"-Idee aufmerksam geworden.

Das Konzept der Online-Direktvermarktung kommt aus Frankreich. Dort sind unter dem Namen "Der Bienenkorb, der Ja sagt" seit 2011 bereits über 800 Schwärmereien entstanden. In Deutschland ging das soziale Startup-Unternehmen vor vier Jahren an den Start. Derzeit haben nach Firmenangaben schon mehr als 45 lokale Märkte in zehn Bundesländern geöffnet. Weitere 50 "Schwärmereien" sollen sich hierzulande bereits im Aufbau befinden.

Die Erzeuger könnten die Preise für ihre Produkte selber bestimmen. Allerdings müssen die teilnehmenden Bauern zehn Prozent an die zentrale "Marktschwärmer-Plattform" für die Abwicklung des Bestell- und Bezahlvorgangs abdrücken. Zusätzliche 8,35 Prozent des Nettoumsatzes gehen an Nina und Kristina für die Organisation der lokalen Schwärmerei in Erlangen. Mit über 80 Prozent soll der Großteil der Einnahmen in die Hosentaschen der Erzeuger wandern.

Nina und Kristin hoffen, dass alle Seiten von den fairen Preisen und der Transparenz auf dem modernen Wochenmarkt profitieren werden. Nun freuen sich die beiden Freundinnen, dass die "Schwärmerei" nach monatelanger Vorbereitung am Dienstag, 23. Oktober, zum ersten Mal in Erlangen stattfinden. "Wir wollen dafür sorgen, gute Lebensmittel aus der Region direkt in die Nachbarschaft zu bringen. Die Bauern bringen wir gleich", freuen sich die beiden Startup-Unternehmerinnen.
 

Nikolas Pelke