Hilpoltstein
Vom Sterben und der Ewigkeit

Verstärkt mit Solisten und einer Pianistin begeistert VoiceConnexion mit Schuhmanns "Der Rose Pilgerfahrt"

17.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:48 Uhr
Großartige Sangeskunst bietet das VoiceConnexion Projekt den Zuhörern in der Realschule. −Foto: Tschapka

Hilpoltstein (HK) Mit sechs Solistinnen und Solisten aus der Nürnberger Sängerszene sowie einer Pianistin hat sich das Hilpoltsteiner Vocalensembles VoiceConnexion zusammengetan um "Der Rose Pilgerfahrt" von Robert Schumann zu realisieren. Am Freitagabend ist der Projektchor in der Aula der Realschule Hilpoltstein vor sein Publikum erstmals vor sein Publikum getreten.

Gerade einmal ein dreitägiges Probenwochenende haben die Mitglieder des Hilpoltsteiner Vocalensembles VoiceConnexion gebraucht, um das romantische Märchen "Der Rose Pilgerfahrt" von Robert Schumann einzustudieren. Die Leitung von VoiceConnexion hat seit vier Jahren Alexandra Vildosola, die den Gästen zu Beginn des hochkarätigen Konzerts eine Einführung über den Komponisten und das gleich zu hörende Musikerlebnis unterbreitet.

Robert Schumann (1810 bis 1851) war nicht nur Komponist, sondern auch Musikkritiker und Dirigent. Seine Laufbahn begann er als Pianist, doch durch eine chronische Sehnenentzündung musste er diese Karriere bald wieder beenden. "Der Rose Pilgerfahrt" stammt aus seiner Zeit in Düsseldorf, wo er als städtischer Musikdirektor herzlich empfangen wurde. "Das hat ihn beflügelt und zu vielen fantastischen Kompositionen angeregt", sagt Vildosola.

Phantastisch ist auch der Inhalt des Stückes, welches laut Vildosola bis ins erste Drittel des 20. Jahrhunderts fester Bestandteil im Repertoire vieler Chorvereine war, und das vor allem die Menschlichkeit zum Inhalt hat. Der Text stammt von Heinrich Moritz Horn, der durch die Vertonung seines Stückes berühmt geworden ist.

Rose aus der Elfenwelt möchte ein Menschenmädchen werden, um Liebe und Gefühle zu erleben, mit allen Freuden und Schmerzen, die ihrem Volk fremd sind, wo nur Glück und Friede walten. Die Elfenkönigin kann ihre Tochter Rose nicht zurückhalten und gibt ihr als Schutz eine Rose als Lebenspfand mit. Wenn sie sie verliert, würde sie sterben und wieder ins Reich der Elfen zurückkehren. Rose wird jetzt als Mensch wiedergeboren, erwacht in unserer Welt und macht sich auf, die Menschen kennen und lieben zu lernen. Zuerst begegnet ihr jedoch nichts anderes als Misstrauen und Ablehnung, Hartherzigkeit statt Liebe.

So wird sie zum bei einer ihrer ersten Begegnungen mit den Menschen gefragt: "Habt ihr ein Zeugnis, einen Schein, dass man euch trauen mag?" "Daran sieht man, dass das Stück nicht an seiner Aktualität verloren hat, denn ich muss an dieser Stelle immer unwillkürlich an einen Ausweis denken", findet Vildosola. Später trifft Rose auf einen gütigen Totengräber und lernt durch ihn eine charakteristische Eigenschaft der Menschen kennen: Das Sterben, im Fall der jungen Müllerstochter, die eben zu Grabe getragen wird, den Tod aus Liebeskummer. Dieses Erlebnis verfolgt Rose auch im Schlaf. Im Traum wird sie vom Chor der Elfen gelockt: "Hoffe nicht auf Glück bei den Menschen - komm zurück!"

Am nächsten Morgen bringt der Totengräber Rose zu den Müllersleuten, die sie anstelle ihrer verstorbenen Tochter mit Freuden aufnehmen. Eine Liebesgeschichte lässt nicht lange auf sich warten - der Sohn des Försters ist der Glückliche. Nach einigem romantischen Sehnen und Seufzen wird schließlich die Hochzeit gefeiert, und auch Mutterglück ist Rose schon bald beschert. Ihre irdische Pilgerreise ist zu Ende und sie gibt ihre beschützende Rose an ihr Kind weiter. Auch ihre irdische Existenz opfert sie aus Liebe zu ihren Kind, aber als sie stirbt, kehrt sie nicht etwa ins Reich der Elfen zurück, sondern darf sich zu höherem Licht, zu den Engeln emporschwingen. So hebt sich das Märchen von "der Rose Pilgerfahrt" ab von den meisten anderen Feenmärchen, in welchen den Wesen aus der anderen Welt die Höherentwicklung verwehrt wird, die Rose erlebt das vielleicht wichtigste Element der Menschlichkeit: Das Sterben und die Ewigkeit.

Neben den rund 30-köpfigen Mitgliedern von VoiceConnexion zeigen auch die Solisten eine hervorragende Leistung dieses anspruchsvollen Stückes, welches von der Deutsch-Russischen Pianistin Anna Buschke aus Nürnberg ausgesprochen gefühlsvoll begleitet wird. Rose singt die Sopranistin Maria Möritz, die seit Oktober 2016 an der Hochschule für Musik Nürnberg Gesang studiert und ab Juli in der Coburger Sommeroperette zu sehen ist. Die Elfenkönigin ist die Sopranistin Lucia Boisseree, die die Begabtenförderung des Bayerischen Musikrats in der bayerischen Singakademie erhielt und als Stipendiatin für Alte Musik ausgewählt wurde. Seit Herbst 2017 studiert sie Gesang bei Rebecca Martin in Nürnberg.

Die Mezzosopranistin Anika Janacek, die die Rollen der Marthe und der Müllerin singt, studiert im Master Musikmanagement, singt jedoch nebenberuflich in der Audi Jugendchorakademie und in weiteren Ensembles. Ihre private Ausbildung setzt sie seit drei Jahren bei Alexandra Vildosola fort. Weitere Solisten sind Nicolas Peter als Müller, Mattis Jensen als Erzähler und Sohn des Försters, sowie Michael Rieger als Totengräber.

Nachdem der langanhaltende Applaus verklingt, bescheinigt Vorstand und Ensemblemitglied von VoiceConnexion Harald Mulack dem Publikum eine große Kulturbeflissenheit. "Die Hilpoltsteiner wissen eben, dass es derzeit noch mehr gibt als die Fußball-Weltmeisterschaft", sagt er. Am gestrigen Sonntag gab es das romantische Märchen von der Rose Pilgerfahrt noch einmal in der Thalmässinger St. Michael zu hören.

Tobias Tschapka