Hilpoltstein
Seelsorge und Beistand auf vielen Kanälen

Kirchen wollen den Kontakt zu den Gläubigen nicht abreißen lassen - Angebote im Netz - Abendliches Balkonsingen

20.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:18 Uhr
In der Gemeinschaft Trost in der Kirche finden, das ist den Gläubigen derzeit nicht möglich. −Foto: Tschapka

Hilpoltstein - Gerade in Krisenzeiten gewinnen der Glaube und die Kirche für viele Menschen wieder an Bedeutung.

 

Sie erinnern sich, dass in Kirchen Zuspruch, Beistand und Trost zu finden ist. In der aktuellen Krise ist es aber nicht möglich, sich gemeinsam im Gottesdienst zu stärken, gemeinsam in der Kirche das Wort Gottes zu hören. Öffentliche Gottesdienste sind schlicht untersagt. Zudem darf man die soziale Komponente der Kirche nicht unterschätzen. Gerade für viele ältere Gemeindemitglieder sind Gottesdienst, Rosenkranz oder Frauenfrühstück feste Einrichtungen, um den Kontakt zu ihren Mitmenschen zu halten.

Für die Kirchen eine ungewohnte Situation, die Menschen können nicht zu ihnen kommen und Zuflucht finden. Sowohl evangelische als auch katholische Kirche sowie alle anderen Glaubenseinrichtungen suchen daher Mittel und Wege, mit ihren Gläubigen in Kontakt zu bleiben. Dabei gewinnen alle nicht persönlichen Kommunikationskanäle enorm an Bedeutung: Internet, Fernsehen und auch Radio.

Aus Allersberg werden künftig Gottesdienste aus der Pfarrkirche Mariä-Himmelfahrt auf Facebook und unter: https://allersberg. bistum-eichstaett. de übertragen. Der Auftakt ist an diesem Sonntag um 10 Uhr. Auch aus Schwabach werden Gottesdienste sonntags um 10 Uhr unter www. sebald-live. de übertragen. Aus der Wallfahrtsbasilika Maria Brünnlein in Wemding überträgt K-TV immer Mittwoch, Donnerstag und Samstag um 9 Uhr eine Eucharistiefeier. Die Gottesdienste können im Fernsehen und per Livestream (www. k-tv. org) verfolgt werden).

Einen Stream aus einer der katholischen Kirchen des Pfarrverbandes Hilpoltstein wird es vorerst nach den Worten von Kaplan Korbinian Müller nicht geben. Das will man professionelleren Akteuren überlassen - beispielsweise dem Bistum (siehe Kasten). Was aber nicht heißt, dass der Pfarrverband nicht auch im Netz aktiv wird. So gibt es seit ein paar Tagen unter http://www. pfarrverband-hilpoltstein. de einen täglichen Impuls. An diesem Freitag machte sich Diakon Heinrich Hofbeck Gedanken über Prioritäten und resümierte: "Die Nächstenliebe, der Einsatz für die, die uns gerade jetzt brauchen, ist von uns allen mehr denn je gefordert und hilft allen, das Leben in dieser schweren Krise zu meistern. "

Kaplan Korbinian Müller selbst hat das Weihnachtsabo "Heilig Abend ist jetzt jeden 24." ins Leben gerufen. Die geplante öffentliche Messe in Hofstetten am Dienstag falle natürlich aus, sagt Müller. Es gibt aber bereits Abhilfe. "Wir werden einen Clip drehen und ihn Dienstagabend ins Netz stellen. " Das werde der Sache durchaus gerecht. Geradezu prophetisch ist übrigens das Märzthema der Abo-Reihe: "Ohne mich geht's nicht. " Ein Gedanke, von dem man sich in Corona-Zeiten wohl erst einmal verabschieden muss.

Die Unterstützung derer, die Hilfe brauchen, will die Kirche auch gewährleisten. Freiwillige Helfer für die Nachbarschaftshilfe (vor allem Einkäufe) können sich dazu bei Christa Hofbeck, Telefon (09174) 1307, und Monika Bergauer (09174) 3930, melden. Menschen, die entsprechende Unterstützung brauchen, melden sich ebenfalls bei Christa Hofbeck und Monika Bergauer. Für den seelsorgerischen Bedarf findet man Ansprechpartner auf der Seite des Pfarrverbandes: www. pfarr verband-hilpoltstein. de/konta ktansprechpartner.

Die evangelische Christuskirche kann man nach wie vor jeden Tag besuchen, sie bleibt tagsüber geöffnet. Ebenso ist das Pfarramt Montag, Mittwoch und Freitag von 9 bis 12 Uhr telefonisch unter der Rufnummer (09174) 1228 zu erreichen. "Wir werden auch weiter zum Geburtstag gratulieren", sagt Pfarrerin Verena Fries, allerdings nicht persönlich, sondern übers Telefon oder mit einer Karte. Auf der Homepage www. evkihip. de werde es ständig aktuelle Nachrichten geben. "Und seit Donnerstagnacht sind wir zudem auf Facebook, da kann man auch etwas über unsere Aktivitäten erfahren. "

Wie alle evangelischen und katholischen Kirchen werden auch die hiesigen am Sonntag um 10 Uhr die Glocken sieben Minuten lang läuten lassen. "Während dieser Zeit bietet sich so die Chance innezuhalten, um ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen", sagt Fries. Auch eine andere Anregung wird umgesetzt. Wer mag, könne jeden Tag um 19 Uhr auf den Balkon oder ans Fenster treten und mit den anderen zusammen "Der Mond ist aufgegangen" singen.

Ein besonderes Programm wird es an Ostern geben. So ist bereits eine neue Osterkerze gebastelt worden. Wenn diese angezündet wird, kann man das im Netz verfolgen, dazu wird es eine Ansprache geben. Eine weiterer Aktion im Netz wird an Karfreitag gedreht. Zur Sterbestunde Jesu wird es eine Lesung der Passionsgeschichte geben, dazu gibt es Gospelgesang und das Ganze soll laut Verena Fries gestreamt werden. Ein Streamen von Gottesdiensten sei im Moment allerdings noch nicht geplant. "Da verweise ich auf die Fernsehgottesdienste. "

Ein ganz besonderer Fall sind Konfirmationen, Kommunionen und Firmungen, die allesamt verschoben wurden - bis auf Weiteres. Die Aktionen laufen aber vielerorts weiter, so auch in Hilpoltstein. Die Konfirmanden hätten bereits ihren Spruch. Sie würden dazu ein Kunstwerk basteln und ein paar Gedanken aufschreiben, so Verena Fries. So bleibe man erst einmal im Gespräch.

Im Fokus der Seelsorge stehen aber auch für Pfarrerin Verena Fries die Älteren und Schwachen. "Soziale Medien sind ja schön und gut, aber für Senioren ist die Situation schon sehr bitter. " Ins Leben gerufen wurde jetzt ein Unterstützerdienst, der für diejenigen, die es nicht mehr können oder sich nicht mehr trauen, einkauft. Erreichbar ist er telefonisch über das Pfarramt oder per E-Mail unter pfarramt. hilpoltstein@elkb. de.

HK

Rainer Messingschlager