Hilpoltstein
Schülersprecher schlagen Alarm

"Brandbrief" aus Südmittelfranken an Kultusminister Piazolo - Kritik an fehlenden Perspektiven und großem Druck

23.02.2021 | Stand 23.09.2023, 16:38 Uhr
Die Schülersprecher befürchten unter anderem, dass in den weiterbildenden Schulen bei Beginn des Präsenzunterrichts eine kaum zu bewältigende Flut von Schulaufgaben ansteht. −Foto: Tschapka

Hilpoltstein/Wendelstein - Mit einem "Brandbrief" hat sich am Dienstag der Regionalsprecher der Schüler von Mittelfranken-Süd, Louis Fischer aus Wendelstein, "im Auftag vieler SchülervertreterInnnen" an Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (FW) gewandt.

Fischer schreibt, die aktuelle Situation sei unter anderem in Hinblick auf Druck und Klausuren "nicht länger tragbar".

Fischer, Schülersprecher des Gymasiums Wendelstein, verschickte das Schreiben auch im Namen seiner Kolleginnen und Kollegen vom Gymnasium Hilpoltstein, Werner-von-Siemens-Gymnasium Weißenburg, Senefelder-Schule Treuchtlingen, Wolfram-von-Eschenbach-Gymnasium Schwabach, Adam-Kraft-Gymnasium Schwabach und Simon-Marius-Gymnasium Gunzenhausen.

Die Schülersprecher erheben fünf zentrale Forderungen.

? Die bedingungslose Freistellung von Risikopatienten, Schülern, welche im Umfeld von Risikopatienten leben und für Schüler, die Angst vor Präsenzunterricht haben. Dazu gehört natürlich auch ein Anspruch auf Distanzunterricht.
? Reduzierung der Schulaufgaben in den Klassen 5-10 der Gymnasien mit dazugehöriger Anpassung der aktuellen Gesetzgebung.
? Perspektivenbildung für die Q11 mit weiterer Reduzierung der Klausuren
? Klare Regelungen für das Abitur mit passendem Hygienekonzept sowie Eingrenzung der Lerninhalte
? Flexiblere Möglichkeiten für Lernstandsprüfungen ohne starres Beharren auf Noten.

In dem Schreiben heißt es. das Hauptproblem seien die Perspektivlosigkeit und der Druck. "Der Druck auf die Schüler ist so groß, dass es vermehrt zu Selbstverletzungen kommt. " Die Schüler hätten damit zu rechnen, dass bei Beginn des Präsenzunterrichts eine Fülle von Schulaufgaben auf sie zukomme, die in kürzester Zeit bewältigt werden müsse. Schüler, die in "Risikofamilien" lebten, seien "auf das Wohlwollen der Direktoren" angewiesen. Die vom Kultusministerium versprochene "großzügigen Regelungen", eventuell eine Beurlaubung solcher Schüler, sei keine Selbstverständlichkeit. "Und ein Anspruch auf Distanzunterricht besteht sowieso nicht. Das ist wirklich traurig und eigentlich sogar erschütternd. "

Der Schülersprecher des Gymnasiums Hilpoltstein, Jan Möller aus Unterrödel, hat den Brief mitunterzeichnet. Der Schüler der Q11 ist schon seit Ende November im Distanzunterricht, zum Pressetelefonat ging er kurz aus der Videokonferenz im Geografie-Unterricht. "Ich persönlich wäre viel lieber im Präsenzunterricht", sagte er. Da sei der "Mehrwert" viel größer. Die Lehrer sähen dort viel besser, ob die Schüler den Stoff verstanden hätten.

Zum Glück, so Möller, sei die Anzahl der Klausuren in der Oberstufe bereits reduziert worden, in der Jahrgangsstufe Q11 würden Klausuren verpflichtend nur noch in den Abiturfächern geschrieben, der Rest sei freiwillig. "Das finde ich echt gut gelöst. " Das aktuell akute Problem seien die Noten des ersten Halbjahrs, die zu Teilen immer noch nicht gemacht werden konnten. Das Halbjahr wurde eigens bis 16. März verlängert, trotzdem weiß der Schülersprecher: "Es wird unendlich knapp - und den unteren Jahrgängen geht es genauso. Meine Schwester in der 8. Klasse hat noch fünf Schulaufgaben zu schreiben. " Doch noch sind die Gymnasiasten mit Ausnahme der Abschlussklasse Q12 komplett im Distanzunterricht.

"Eigentlich ist das unmöglich", sagt Jan Möller über das noch ausstehende Pensum. Im Extremfall könnten drei Klausuren binnen einer Woche auf die Schüler zukommen: "Das ist eine Zumutung. " Unter diesen Vorzeichen wünscht sich Möller für die Gymnasien "so schnell wie möglich einen Plan, wie das abläuft, wenn wir irgendwann alle wieder in die Schulen kommen". Und zwar einen Plan für sämtliche Klassen und nicht nur für die Abschlussschüler. "Denn jede Klasse von 1 bis 12 trägt ihre Schäden davon. "

HK

Richard Auer