Greding/Thalmässing - Sechs Buchstaben und acht Ziffern: Diese Kombination, eingegeben auf der PC-Tastatur, öffnet am Dienstag, 8. Dezember, die Tür zur Generalversammlung der Raiffeisenbank Greding-Thalmässing.
Allerdings macht dieser persönliche Eingabecode nicht den Weg frei zu einem Treffen mit alten Bekannten, zu Schweinebraten, Brotzeit oder einem kühlen Bier. Nichts von diesem gemütlichen Beiwerk. Denn zum ersten Mal in der Geschichte der Genossenschaft findet ihre Generalversammlung nicht als Präsenzveranstaltung statt, sondern nur digital.
Dabei hatte sich der Vorstand der Raiffeisenbank Greding-Thalmässing lange gegen eine digitale Veranstaltung gewehrt. "Eigentlich gehören zu einer Generalversammlung die Verköstigung und die Gesellschaft mit dazu", weiß der neue Vorstandsvorsitzende Ralph Weber. Wenn man dabei noch etwas über die Bank erfährt, rundet das den Abend ab. Vor allem die älteren Mitglieder der Genossenschaft wüssten dieses jährliche Ritual zu schätzen. Und diese Klientel werde die Bank mit der digitalen Veranstaltung bestimmt nicht erreichen, ist Weber überzeugt.
Eigentlich wollte man wie jedes Jahr die Generalversammlung im Juni oder Juli als Präsenzveranstaltung abhalten. Doch hätte man an die Mitglieder keine Dividende auszahlen dürfen. Denn die Bankenaufsicht rechnete in diesem Jahr Corona-bedingt mit vielen Insolvenzen. Und es könne nicht sein, dass Banken, die zuvor Dividenden ausgezahlt hätten, dann Hilfe vom Staat benötigten. Für die Raiffeisenbank Greding-Thalmässing war das eigentlich kein Thema. Eine Dividende von 45000 Euro "würde uns sicher nicht umwerfen", hatte Weber noch im Sommer gesagt.
Im Herbst haben sich nun allerdings die Voraussetzungen geändert: Bundesbank, Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) haben nun ein neues Signal gegeben: Banken, denen es finanziell gutgeht, dürfen mit Sondergenehmigung eine Dividende auszahlen. Und da die Raiffeisenbank Greding-Thalmässing zu dieser Kategorie gehört, wurde für den 17. November eine Generalversammlung in der Gredinger Turnhalle anberaumt.
Dieses Vorhaben aber war schnell wieder Geschichte: Denn es kam der Lockdown light im November - und damit das Aus für Veranstaltungen mit bis zu 200 Besuchern. Da aber die Genossenschaftsbanken zu einer jährlichen Generalversammlung verpflichtet sind, bleibt nur noch die Variante in digitaler Form. Vor kurzem hat die Nachbarbank Meine Bank - also die Fusionsbank der Raiffeisenbank am Rothsee mit ihrem Pendant aus Berching, Freystadt und Mühlhausen - ihre digitale Veranstaltung durchgezogen; die Beilngrieser Bank folgt einen Tag nach der Raiffeisenbank Greding-Thalmässing.
Die Anforderungen an eine digitale Versammlung sind recht hoch, weil auch dem Datenschutz Genüge getan werden muss. Zuerst hatten die Verantwortlichen die Geschäftsräume entweder in der Geschäftsstelle in Greding oder Thalmässing im Blick, weil dort der Teppichboden der Akustik zugutekommt. Doch hier winkte das Kamerateam ab. Die Ausrüstung für das "Fernsehstudio" in den zweiten Stock zu bringen - ohne Aufzug - sei viel zu aufwendig. Im Gredinger Gasthaus Krone wären die Räume geeignet gewesen, doch dafür ist dort die Leitungsgeschwindigkeit zu gering. Nach langem Suchen hat man nun einen passenden Rahmen gefunden, in dem am Tag darauf auch eine andere Bank ihre Versammlung organisiert.
Die Firma, die das technische Know-how für die digitale Versammlung mitbringt, sei sonst für große DAX-Unternehmen im Einsatz, berichtet Ralph Weber. "Dieses Team hat Erfahrungen mit Abstimmungen und Wahlen auf digitalem Weg und hat solche Versammlungen heuer schon bei vielen gemacht. " Deshalb sei es auch begehrt und bereits bis 18. Dezember ausgebucht. "Und über 100 Banken müssen ihre Versammlung heuer noch abhalten", sagt Weber.
Für die Raiffeisenbank Greding-Thalmässing stehen Termin und Tagesordnung jedenfalls fest: Die Veranstaltung findet am Dienstag, 8. Dezember, statt und beginnt um 19 Uhr. Dieser Termin kollidiert zwar mit der gleichzeitig stattfindenden Sitzung des Thalmässinger Marktrats, musste aber gewählt werden, weil nur zwei Termine überhaupt zur Wahl standen. "Darum haben wir zähneknirschend diesen Tag genommen", erklärt Ralph Weber.
Eines ist aber schon jetzt klar: "Wir wollen nicht dauerhaft auf eine digitale Veranstaltung gehen. Das passt zu einer Raiffeisenbank unserer Prägung nicht", sagt Ralph Weber. Im nächsten Jahr soll es wieder - sofern es möglich ist - eine "richtige" Generalversammlung geben. Mit Schweinebraten, Brotzeit und Bier. Und Zahlen und Fakten.
HK
Andrea Karch
