Roth
Impfzentrum bis zum Jahresende ausgebucht

Zahnärzte im Landkreis zeigen Bereitschaft, die Impfkampagne zu unterstützen - Skepsis bei Apothekern

01.12.2021 | Stand 07.12.2021, 3:34 Uhr
Das Anstehen vor dem Rother Impfzentrum lohnt sich höchstens noch bei den wenigen Walk-in-Terminen für Erstimpfungen. Alle anderen Termine sind ausgebucht. −Foto: Tschapka, Archiv

Hilpoltstein/Roth - Boosterimpfungen, Kinderimpfungen und bald vielleicht auch eine Impfpflicht: Von Tag zu Tag wird die Notwendigkeit immer größer, auf eine stabile und vor allem leistungsfähige Infrastruktur für die Impfkampagne im Kampf gegen Covid-19 setzen zu können. Das Rother Impfzentrum des privaten Betreibers Vitolus präsentiert sich dabei nicht als die erhoffte Stütze: Alle Termine bis zum Jahresende sind ausgebucht, wobei die Gesamtzahl der Termine deutlich unter den Erwartungen liegen dürfte.

Wie gewaltig der Kraftakt wird,um die Pandemie in die Knie zu zwingen. hat die Politik jetzt klargemacht. Möglichst bis zu 30 Millionen Impfungen sollen bis zum Jahresende verabreicht werden, sagte am Mittwoch auch der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Auf die Bevölkerung des Landkreises Roth gerechnet, wären das bis Silvester noch 46000 Spritzen in unserer Region. Allein in diesem Monat müsste also etwa ein Drittel von dem draufgepackt werden, was in den ersten elf Monaten des Jahres geschafft worden ist. Wie das gelingen soll, erscheint schleierhaft, zumal mit dem Impfzentrum ein zentrales Element der Impfkampagne im Kreis stark schwächelt und nicht einmal auf die halbe Kraft der ersten Hochphase im Frühjahr hochgefahren werden konnte.

Während sich viele Landkreisbürger zunehmend hektisch um Impftermine bemühend, viele Hausarztpraxen den Betrieb aufgestockt haben und trotzdem längst bis ins neue Jahr ausgebucht sind, ist vom Rother Impfzentrum wohl auch in nächster Zeit eher wenig zu erwarten. Auch eine Woche nach der Krisensitzung zwischen dem Landratsamt und dem privaten Betreiber des Impfzentrums gibt es keinerlei Informationen, wann und in welchem Umfang die Kapazitäten des Impfzentrums wie vom Landratsamt gefordert wieder erhöht werden.

48 Dosen für Erstimpfungenan diesem Donnerstag

Seit sich die Behörde zuletzt die Blöße geben musste, eine geschlagene Woche lang jeden Tag aufs Neue das frühzeitige Ende der Impfkapazitäten in der Rother Gildestraße vermelden zu müssen, herrscht nun großes Schweigen. Die einzige Ausnahme: Auf drei schmalen Zeilen wird auf der Homepage des Landratsamts verkündet, dass es an diesem Donnerstag ab 13.30 Uhr wieder einen sogenannten Walk-In-Termin für Erstimpfungen geben wird. Dabei stünden genau 48 Impfdosen zur Verfügung, die ohne Terminvereinbarung verabreicht werden.

Kam es in der vergangenen Woche bei diesem Walk-In-Termin zu einer Menschenschlange, die über den ganzen Parkplatz reichte, dürfte es künftig wohl kaum noch zu einem überraschendem Andrang vor dem Impfzentrum kommen. Denn wie eine Hotline-Mitarbeiterin des Betreibers Vitolus am Mittwoch sagte, ist das Impfzentrum bis zum Jahresende ausgebucht. Unklar bleibt dabei, mit wie vielen Teams dort aktuell überhaupt geimpft wird.

Umso wichtiger erscheint es für den Landkreis Roth, dass künftig auch Apotheker und Zahnärzte impfen sollen, wie die Gesundheitsministerkonferenz jetzt beschlossen hat. "Unsere grundsätzliche Bereitschaft ist auf alle Fälle vorhanden", sagte am Mittwoch der Hilpoltsteiner Zahnarzt Bernhard Grimm, Obmann der Zahnärzte im Landkreis Roth und der Stadt Schwabach. Er und viele Kollegen würden gerne mithelfen, "weil ja nur die Impfung aus diesem Kreislauf herausführt".

Impfdienste in den Ferien statt ausgefallener Reisen

Zwar seien auch die Zahnarztpraxen bis zum Jahresende weitgehend mit den regulären Behandlungen ausgebucht, doch kann sich Grimm gut vorstellen, dass außerhalb der normalen Praxiszeiten geimpft wird - am Freitagnachmittag oder auch am Samstag. "Oder in den Weihnachtsferien. Da sind die Praxen zwar eigentlich zu, aber wegfahren kann auch keiner." Allerdings müssten dafür schleunigst die organisatorischen Vorausetzungen geschaffen werden: "Wir wissen noch nicht, wie wir an die Dosen kommen und wir haben in den Praxen noch nicht die Möglichkeit, den Impfstoff bei minus 20 Grad zu lagern", sagt Grimm. Auch könne man über die herkömmliche Software der Zahnärzte keine der erforderlichen Daten direkt ans Robert-Koch-Institut schicken und die Abrechnung sei ebenfalls völlig unklar.

Die Sprecherin der Apotheker im Landkreis Roth, Renate Winkler aus Greding, sieht den aktuellen Beschluss dagegen skeptisch. "Wir haben so viele Arztpraxen - wenn wir Apotheker die entsprechend mit Impfstoff beliefern könnten, wäre das Problem schon im Wesentlichen behoben." Dass Apotheker selbst Impfungen vornehmen, sei auch nichts Neues. Schon im zweiten Jahr gebe es Grippeimpfungen in Apotheken. Dafür brauche man allerdings eine spezielle Schulung. Aktuell gebe es in Deutschland 2600 geschulte Impfapotheker. Jedoch sei gerade Bayern bei der Umsetzung dieses Projekt "bislang nicht sehr stark beteiligt gewesen ist", sagt Winkler.

Sie selbst habe die Schulung zur Impfapothekerin nicht, werde sie aber auf jeden Fall machen. Es sei aber jedem Apotheker selbst überlassen, ob er sich auch dieser Aufgabe noch stellen wolle. "Wir sind jetzt schon am Limit", sagt Winkler und erinnert an die vielen Zusatzaufgaben, die ihrer Branche seit dem Beginn der Pandemie aufgebürdet worden seien. "Wir machen's ja gerne, aber es ist bei uns wie überall: Wir finden kaum noch Personal." Insgesamt sieht die Apothekensprecherin den aktuellen Vorstoß entspannt: "Bis die Politik die Rahmenbedingungen geschaffen hat, ist die vierte Welle durch."

HK