Hilpoltstein
"Gott sagt Ostern nicht ab"

Hilpoltsteiner Kirchengemeinden sind mit Videos, Andachten und Botschaften über die Feiertage verstärkt im Netz aktiv

08.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:33 Uhr
Die Hilpoltsteiner Pfarrerin Verena Fries nimmt in der Christuskirche vor leeren Kirchenbänken einen Gottesdienst auf, den die Gläubigen in den Sozialen Netzwerken verfolgen können. −Foto: Tschapka

Hilpoltstein - Wegen der Ausgangsbeschränkungen können in diesem Jahr keine Gottesdienste in der Kar- und Osterwoche stattfinden.

 

Allerdings bieten viele evangelische Kirchengemeinden und katholische Pfarreien Gottesdienste im Live-Stream, Video- oder Audiobotschaften in Internet und Sozialen Medien an.

So ist auch die evangelische Pfarrei in Hilpoltstein wieder aktiv geworden, um die Menschen in den nächsten Tagen die Osterbotschaft teilhaben zu lassen. Live-Übertragungen wird es allerdings auch über das Fest nicht geben. Hilpoltsteins Pfarrerin Verena Fries bleibt bei ihrer Linie, dies den Fernsehgottesdiensten zu überlassen. Wenn man hier hätte streamen wollen, würde man mehrere Kameras brauchen, das würde dann doch zu schwierig sein.

Auf Gottesdienste verzichten muss man trotzdem nicht, nur dass diese eben vorher aufgezeichnet und dann ins Netz gestellt würden. So ist für den Karfreitag ein Gottesdienst mit dem Wilson-Gospelchor aufgezeichnet worden. "Den stellen wir ab Freitag online", sagt Verena Fries. Auch für den Ostersonntag ist ein Gottesdienst vorbereitet, der gestern aufgezeichnet wurde. "Der wird natürlich richtig feierlich und man kann da auch mitsingen. " Der werde am Sonntag Morgen online gestellt. "Wir haben auch eine superschöne Osterkerze, die feierlich entzündet wird. "

Ein besondere Zugabe kommt aus England. Pfarrerin Judy Dinnen aus der anglikanischen Diözese Hereford, die vor vier Jahren auch drei Monate in Hilpoltstein zu Gast war, hat ein Gedicht geschickt. "Das werden wir auch auf unserer Seite veröffentlichen", sagt Fries.

Die Seite der evangelischen Kirche Hilpoltstein ist unter www. evkihip. de zu finden, dort wird man auch über Links beispielsweise auf die Facebook-Seite oder den YouTube-Kanal weitergeleitet.

Der Weg der Kirchen zu den Menschen ist im Normalfall der direkte, persönliche. Dazu gehört auch, dass in den Kirchen und Pfarrämtern allerlei Druckerzeugnisse zu nahezu allen Themen erhältlich sind. "Im Moment entsteht der Eindruck, dass das digitale das einzige Medium ist", sagt Hilpoltsteins katholischer Kaplan Korbinian Müller. Vielleicht hat er deshalb die Anregung für die Feier der Ostertage in der Familie, die man auf der Seite der Pfarrei als Pdf herunterladen kann, auch "analog verschickt". In den Anregungen für Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern findet man Gestaltungsideen für das Abendmal und Osterfrühstück, Hinweise auf Bibelstellen, Gebete und Lieder.

Es entstünde im Moment das Gefühl, dass man noch mehr als sonst tun müsse, sagt Müller. Es sei nicht so, dass die Masse jeden Tag in die Kirche geht. Aber gerade in Krisenzeiten suchen mehr Menschen Halt im Glauben und der Kirche. Das stelle sich die Frage, "ob es uns gelingt, die Menschen in diesen schwierigen Zeiten zu erreichen", erklärt Müller.

Auch das katholische Pfarramt wird auf das Streamen von Gottesdiensten verzichten und verweist auf die professionellen Angebote im Fernsehen und auf den kirchlichen Kanälen im Netz. Eigene Beiträge gibt es trotzdem - täglich. Wie den Kreuzweg für Jugendliche, bei dem jeden Tag eine neue Station zusehen ist. Dazu werden am Gründonnerstag ab 19 Uhr, am Karfreitag ab 14.30 Uhr und in der Osternacht ab 5 Uhr Videos online gestellt. Auch liege in der Kirche ein Gebet aus, das man mitnehmen kann und die Osterkerzen würden auch die ganze Zeit brennen. "Daran kann man seine eigene Kerze anzünden. "

Die Seite des Pfarrverbands Hilpoltstein findet man im Netz unter www. pfarrverband-hilpoltstein. de. Neben Botschaften, Impulse Videos und Material zum Herunterladen wird man auch hier über Links weitergeleitet, beispielsweise auf die Seiten des Bistums.

Ostern als gemeinsamer Gottesdienst in der Kirche sei abgesagt, "aber Gott sagt Ostern nicht ab", sagt der Nürnbergs evangelischer Stadtdekan Hubertus Förster. Gott führe durch eine Krise oder gar den Tod ins neue Leben. Die Gesellschaft kämpfe um die Gesundheit der Alten, der Schwächeren und der Risikogruppen. "Manches Szenario macht uns Angst. Es schmeckt zu sehr nach Karfreitag. " Er zeigt sich überzeugt, dass das Leben "nach Corona" ein anderes sein werde. "Jesus ist dem Karfreitag nicht davongelaufen, vielmehr hat er durch ihn hindurch das neue Leben gebracht; ganz anders, aber ewig - für uns. "

HK

 

 

 

Rainer Messingschlager