Hilpoltstein
"Genügend Luft für den Fall der Fälle"

Hilpoltsteins Bürgermeister Markus Mahl sieht die Stadt gut gerüstet für die Corona-Krise

05.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:30 Uhr
Der Bagger steht still - aber nur nach Feierabend. Die aktuellen Kanalbauarbeiten der Stadt Hilpoltstein wie hier bei Unterrödel laufen wie geplant weiter. Die Vorboten der Corona-Krise haben auf den Projektplan vorerst noch keinen Einfluss. −Foto: Tschapka

Hilpoltstein - Die Rücklagen: Bald bis auf das gesetzliche Minimum abgeschmolzen. Die erwarteten Steuereinnahmen: Um eineinhalb Millionen Euro nach unten korrigiert. Der Haushalt: Muss zum ersten Mal seit Jahren wieder mit Krediten ausgeglichen werden. Und das Kindergartenprojekt: Soll plötzlich dreieinhalb Millionen Euro günstiger werden als geplant.

 

Die Nachrichten, die in der vergangenen Woche aus dem Rother Stadtrat kamen, wurden in den anderen Rathäusern des Landkreises gewiss mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Aber Angst, dass die Corona-Krise schon jetzt so stark ins Kontor schlagen könnte wie in der Kreisstadt, herrscht jedenfalls in Hilpoltstein nicht. "Jetzt zu verzagen, wäre Unsinn", sagt der wiedergewählte Bürgermeister Markus Mahl (SPD). "Wir haben einiges auf dem Konto, weil wir in den letzten Jahren gut gewirtschaftet haben. Deshalb haben wir genügend Luft für den Fall der Fälle."

Dass auch die Hilpoltsteiner Finanzen in der heraufziehenden Wirtschaftskrise nicht ungeschoren davon kommen werden, zweifelt Mahl nicht an. Doch er sieht die Stadt gut gerüstet für das, was da noch kommen mag. "Wie stark die Steuereinnahmen in nächster Zeit einbrechen, werden wir anhand der Zahlungseingänge genau kontrollieren", sagt Mahl. Realistisch abzuschätzen seien die Fehlbeträge zum heutigen Zeitpunkt aber nicht im geringsten. Klar ist nur aus Hilpoltsteiner Sicht: Mit einer aktuellen Rücklage in Höhe von rund sieben Millionen Euro könnte die Stadtverwaltung einiges an entgangenen Steuereinnahmen zumindest für das laufende Jahr auffangen. Dem Haushalt, der schon zu Jahresbeginn verabschiedet wurde, liegen Einnahmen bei der Gewerbesteuer und der Einkommenssteuer in Höhe von insgesamt mehr als 13,5 Millionen Euro zugrunde. "Ob das so zu halten ist, wird sich zeigen", sagt Mahl. Realistisch abzuschätzen sei die Lage wohl erst Mitte des Jahres.

Aus Furcht vor den Folgen der Corona-Krise will der Hilpoltsteiner Bürgermeister aber keine Projekte vorschnell auf Eis legen. "Ich wüsste nichts, was jetzt auf alle Fälle nach hinten geschoben werden müsste", sagt Mahl. So würden die aktuellen Großbaustellen in Unterrödel und Weinsfeld, wo jeweils das Leitungsnetz erneuert wird, wie geplant fortgesetzt. Jedenfalls von städtischer Seite, schränkt Mahl ein. Nicht garantieren könne er hingegen in der aktuellen Situation, ob auch die Baufirmen dazu in der Lage sind, den Betrieb in den nächsten Wochen wie gehabt aufrecht zu erhalten.

Auch auf eines der größten Bauvorhaben in der Geschichte der Stadt Hilpoltstein, nämlich das Wohnbauprojekt auf der Dorotheenhöhe, habe die aktuelle Corona-Krise noch keine Auswirkungen. Hier seien die beauftragten Büros derzeit noch damit beschäftigt, die Angebote für die Planungsleistungen vorzubereiten. Wie es danach weitergehe, darüber habe laut Mahl der neu gewählte Stadtrat zu entscheiden. Dessen neue Mitglieder hätten gerade ohnehin die Aufgabe, sich in den kommenden Wochen einen möglichst guten Überblick über den Haushalt der Stadt zu verschaffen, um fundierte Entscheidungen für die Zukunft treffen zu können.

Klar scheint jedenfalls, dass sich für das neue Gremium die Vorzeichen komplett geändert haben. Ging es nämlich mit den Steuereinnahmen seit vielen Jahren ständig nur aufwärts, muss sich der neue Stadtrat zunächst einmal mit sinkenden Einnahmen auseinandersetzen. Und zwar nicht nur für heuer, sondern wohl auch für die nächsten Jahre, wie Kämmerer Klaus Waldmüller sagt.

Bürgermeister Markus Mahl bleibt dennoch optimistisch, dass Hilpoltstein besser durch die Krise kommt als andere. Die einzige Corona-Folge, die die Bürgerinnen und Bürger in den kommenden Wochen bemerken dürften, sei eine reduzierte Tätigkeit des Bauhofs. "Da werden die Pflegemaßnahmen im Stadtgebiet nicht so umfangreich ausfallen wie sonst", sagt Mahl. "Aber das können wir alle in der jetzigen Situation bestimmt aushalten."

HK

 

 

Jochen Münch