Roth
Endlich wieder Kunst und Kultur

Mit der Sonderausstellung "Standbein - Spielbein" startet im Rother Schlosshof die Museumssaison

21.06.2021 | Stand 23.09.2023, 19:17 Uhr
Die beiden Künstler Karl Schnell aus Wendelstein und Klaus-Leo Drechsel aus Rednitzhembach stellen bis zum 29. August Skulpturen aus Stahl, Eisen und Glas im Hof von Schloss Ratibor aus. −Foto: Unterburger

Roth - Der pessimistischen Gegenwartshaltung aus der Zeit von Kunst- und Kulturstille stemmt sich ein positiver Ausblick entgegen. So haben zahlreiche Kunstinteressierte die Eröffnung der Open-Air-Ausstellung im Schlosshof verfolgt und der brütenden Hitze getrotzt.

Die Sonderausstellung "Standbein - Spielbein" der beiden Großen der lokalen Kunstszene, Karl ("Kalle") Schnell aus Wendelstein und Klaus-Leo Drechsel aus Rednitzhembach, präsentiert noch bis zum 29. August Skulpturen aus Glas, Holz, Stahl und Eisen. Die Kunstwerke sind jeweils von Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr, im Innenhof von Schloss Ratibor ausgestellt. www.schloss-ratibor.de.

Die Freude, dass es nach dem langen Lockdown und dem Stillstand des öffentlichen Lebens nun wieder möglich ist, Museen und Ausstellungen zu eröffnen, war auch Bürgermeister Ralph Edelhäußer ins Gesicht geschrieben. "Kultur und Gastronomie haben am meisten unter den Einschränkungen in der Pandemie gelitten", sagte Edelhäußer, "doch die Kunst hat sich nicht totkriegen lassen." Die aktuelle Open-Air-Ausstellung bezeichnete er als "Initialzündung", dass das Leben zurückkehre und dass man wieder hoffnungsvoller in die Zukunft blicken könne.

In die gleiche Kerbe hieb Museumsleiter Guido Schmid. "Jetzt endlich geht es wieder los", freute er sich, "wir starten sehr vorsichtig mit einer Open-Air-Ausstellung, für die wir zwei bedeutende Künstler der lokalen Szene gewinnen konnten." Und: "Wir wollen Akzente setzen in diesem Hof und kein großes Kunst-Event daraus machen." Auch das Grußwort der stellvertretenden Landrätin Hannedore Nowotny war geprägt von der Aufbruchstimmung, die dank sinkender Corona-Fallzahlen möglich ist. "Ich hoffe, dass sich viele an den Kunstwerken erfreuen", sagte sie, "ich hoffe, dass viele Menschen hierher kommen und dass die Künstler wieder einigermaßen ins Geschäft kommen." An die beiden ausstellenden Künstler gewandt, erklärte sie: "Ich hoffe, dass ihr uns weiterhin im Landkreis als Künstler erhalten bleibt."

Aber was hat es eigentlich mit dem Ausstellungsmotto "Standbein - Spielbein" auf sich? "Jeder Künstler braucht ein Standbein", schmunzelte Kalle Schnell, "das Spielbein versinnbildlicht das Leichte, die Leichtigkeit, wenn ein Kunstwerk gelingt und den Betrachter anspricht oder vielleicht sogar fasziniert."

Karl Schnell präsentiert eine Reihe von Montagen, bei denen er mit metallenen Fundstücken gearbeitet hat, die er in Holz erweitert und ergänzt. Auf diese Weise schafft er neue Eindrücke und baut auf das Zufällige baut. So wird Metall mit Holz ergänzt. So entstehen Werke mit eigentümlichen Formen, die die Fantasie des Betrachters anregen - ein Balance-Akt, bei dem verkleinerte Dinge vergrößert werden und die Sichtweise auf Gegenstände erweitert wird.

Der Glaskünstler Klaus-Leo Drechsel gestaltet das Hofterrain um den Brunnen und die Linde mit seinen Arbeiten. Ihm geht es um eine Synthese von Natur und Kunst, um die Beeinflussung der Umgebung mittels artifizieller, also künstlicher Natur.

Neben leuchtender Blumenblüten ist auch eine überdimensional große Biene zu sehen, die der Künstler vor die Blumen postiert hat und die einen Blickfang für die Ausstellungsbesucher bilden. Die scheinbar harmlose Biene verweist auch - man denke an das erfolgreiche Volksbegehren gegen das Bienensterben - auf ihre Gefährdung hin und mit ihrer Größe "bedroht" sie vielleicht auch den Betrachter.

Wie Klaus-Leo Drechsel berichtete, kommt die große Biene vom 18. Juli bis 12. September zum Kunstparcours nach Pappenheim, wo der westmittelfränkische Künstlerkreis die Ausstellung "...am Ende doch ein Apfelbaum" gestaltet. Die hoffnungsvolle Aussage vom Apfelbaum lehnt sich an an Martin Luther, der mal gesagt haben soll: "Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch mein Apfelbäumchen pflanzen." Dort in Pappenheim ist die Stahl-Glasbiene dann unter dem Motto "Die Bienen schlagen zurück" zu stehen und sie wird im Schlosshof durch eine kleinere Biene ersetzt.

Wer die Linde neben dem Brunnen etwas genauer anschaut, entdeckt auch ein Kunstwerk von Klaus-Leo Drechsel, das im Jahr 2000 für Furore in der Kulturfabrik Roth gesorgt hat: Die Stahlkonstruktion "Das Nest", die seinerzeit den Publikumspreis erhalten hat, hängt etwas versteckt im Geäst der Linde.

HK

Robert Unterburger