Hilpoltstein
Einsamer Abschied am Grab

An einer Beerdigung dürfen derzeit nur wenige Angehörige teilnehmen - Sterbebegleitung stark eingeschränkt

11.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:23 Uhr
Ein Abschied am offenen Grab ist nur noch den engsten Familienangehörigen erlaubt. Freunde des Verstorbenen können dem Toten nur noch nach der Trauerfeier mit einem stillen Gebet am Grab die letzte Ehre erweisen. −Foto: Bader

Hilpoltstein/Greding - Trauern fast ohne Trauergäste: Beerdigungen dürfen derzeit nur im engsten Familienkreis und mit maximal 15 Menschen stattfinden.

 

Und da auch Pfarrer, Ministranten und Bestatter eingerechnet werden, ist die Zahl der Angehörigen auf wenige beschränkt. "Da haben einige Trauernde ganz schön zu schlucken", sagt deshalb auch Bernhard Mühleck vom gleichnamigen Bestattungsinstitut in Greding. Bisher hätten zwar alle Trauernden das letztlich akzeptiert, doch die Beschränkungen machten die schweren Stunden für die Angehörigen oft noch weniger erträglich.

"Ich hatte eine Trauernde, der es wirklich sehr schwer gefallen ist, dass sie nicht einmal eine gute Freundin mit zur Beerdigung nehmen durfte", sagt Verena Fries, die evangelische Pfarrerin Hilpoltsteins. "Das hat sie sehr mitgenommen. "

Dazu komme, dass es für die Menschen immer schwerer werde, im Krankenhaus Abschied zu nehmen. "Grundsätzlich können Angehörige auf unserer Palliativstation schwer kranke oder sterbende Menschen nach Rücksprache mit der Station besuchen", sagt dazu Dieter Debus vom Rother Klinikum. Doch die Vorgaben sind restriktiv: "Wir möchten, dass nur ein Angehöriger und nicht die ganze Familie kommt. " Der Besucher muss dann zusätzlich die Einlasskontrolle durchlaufen - samt Fieber messen und den Fragen nach eventuellen Symptomen einer Covid19-Erkrankung. "Außerdem muss er natürlich einen Mund-Nasen-Schutz tragen. "

"Eine Aussegnung mit der Familie, wie sie früher auch im Krankenhaus üblich war und wie sie sich die sterbenden Menschen oft wünschen, ist damit nicht mehr möglich", sagt Fries. Außerdem werden die Pfarrer, die dem Gläubigen viele Jahre zur Seite standen, auch kaum mehr ins Krankenhaus gerufen. "Das übernimmt dann meist der Krankenhauspfarrer", sagt Fries.

Und der Abschied wird eben auch auf dem Friedhof nicht leichter. Eine offene Aufbahrung ist untersagt, Trauerfeiern in geschlossenen Räumen sind laut bayerischer Staatsregierung nur zulässig, wenn die Türen geöffnet sind und der Abstand eingehalten wird. Auch der Gottesdienst in der Kirche entfällt. "Wir machen alles draußen am Grab", sagt Fries.

"Eigentlich sollten auch da Masken getragen werden und natürlich sollten die Menschen ausreichend Abstand halten", ergänzt Markus Zeller vom gleichnamigen Bestattungsinstitut in Hilpoltstein. Doch nicht alle Angehörigen halten sich laut Zeller an das Maskengebot. "Doch wenn ein Pfarrer mit Maske ins Mikrofon sprechen soll, wird es ohnehin schwierig. "

Hilpoltsteins Kaplan Korbinian Müller sieht das pragmatisch. "Wir können einen ausreichenden Abstand halten", sagt er. "Ich trage keine Maske und bei so wenigen Angehörigen brauche ich auch kein Mikrofon. " Er ist sich hier mit Pfarrerin Verena Fries einig: "Ich trage bei einer Beerdigung keine Maske - und die Angehörigen haben bislang auch keine getragen", erklärt sie.

Auch die üblichen kleinen Rituale, wie dem Toten mit einer kleinen Schaufel etwas Erde in das Grab zu werfen oder ihm mit einem Weihwasserpinsel geweihtes Wasser ins Grab zu sprengen, entfallen. "Wir müssten jedes mal den Griff desinfizieren und zudem 30 Sekunden warten", erklärt Zeller. "Das kann man den Trauernden nicht zumuten. " Auch Verena Fries verzichtet auf die Schaufel. "Ich werfe mit meinen blanken Händen etwas Erde ins Grab. " Für die Angehörigen bleibt dagegen oft nur die Möglichkeit, dem Toten zum Beispiel eine Blume mit ins Grab zu geben.

Die ganzen Einschränkungen tun den Angehörigen, aber auch Pfarrerin Verena Fries weh: "Man kann einfach nicht mehr gut Abschied nehmen. "

HK