Wernfels
China und "Carbona" statt Corona

Ausstellung auf Burg Wernfels erweist schwarzem Kunststoff künstlerische Ehren - Partnerschaft mit Reich der Mitte

28.07.2020 | Stand 02.12.2020, 10:53 Uhr
Mit vier Jahren den Blick ins "Universum" gerichtet: So heißt das Werk von Sabine Weigand, an dem Bürgermeisterin Susanne Königs Tochter Marie großen Gefallen findet. −Foto: Leykamm

Wernfels - China hat ungefähr die hundertfache Bevölkerung Bayerns, zehnmal so hoch ist dort wiederum die Zahl der CVJM-Gruppen.

 

Deren Dachverbände aus beiden Teilen der Welt unterhalten indes eine sehr lebendige Partnerschaft. Jüngstes Beispiel hierfür ist die Ausstellung auf Burg Wernfels unter dem Titel "You Yi - Vertraute Freundschaft". Ein Zeichen der Hoffnung in einer Zeit politisch recht schwieriger deutsch-chinesischer Beziehungen.

Die sprach in seiner Begrüßung Michael Götz als Generalsekretär des bayerischen Landesverbandes der Christlichen Vereine Junger Menschen klar an. Doch gerade in Krisenphasen sei es besonders wichtig, in persönliche Netzwerke wie jenes der beiden Jugendorganisationen zu investieren. So wie es auch das Ausstellungsmotto deutlich mache. Darüber hinaus sei man ja Kontinente übergreifend als "Geschwister durch den Vater im Himmel verbunden". Die Metropolregion Nürnberg setze ebenso auf ein Miteinander, wie Bezirkstagspräsident Armin Kroder betonte. Weswegen man der Stadt Shenzhen freundschaftlich verbunden sei - eine Sonderwirtschaftszone "gleich neben Hongkong". Und schon wurden den Gästen bei diesem Stichwort die aktuellen Probleme ins Gedächtnis gerufen, die Günther Beckstein als ehemaliger Ministerpräsident gleichfalls nicht ausklammerte. Der Kuratoriumsvorsitzende des Konfuzius-Instituts Nürnberg-Erlangen nutzte zugleich die Gelegenheit, zu Vorwürfen Stellung zu nehmen, dieses würde dazu beitragen, "systemische Unterschiede zwischen Deutschland und China zu übertünchen". Das Institut sei der Kultur verpflichtet und stelle kein politisches Forum dar, so Beckstein. Er plädierte dafür, "Brücken zu bauen und das Gespräch zu suchen. Und bei allen Unterschieden den Respekt vor anderen Anschauungen und Kulturen zu wahren".

Dem käme umso größere Bedeutung bei, als dass es zugleich Kräfte gebe, die Brücken einreißen wollten, wie Landeskirchenrat Michael Martin bedauerte: "Da werden Botschaften geschlossen oder Maulkörbe verordnet", so seine Anspielung. Nur durch Reden aber ließen sich Konflikte reduzieren, war er sich mit Beckstein einig. Dazu trage auch die chinesisch-deutsche Sommerakademie bei, die derzeit auf der Burg Wernfels stattfindet, welche unter CVJM-Trägerschaft steht.

Durch diese klärenden Worte konnte sich im Folgenden die Institutschefin Yan Xu-Lackner auf die künstlerisch-sozialen Aspekte der Veranstaltung beschränken. Sie erklärte die originale Bedeutung von "You Yi", die auf moralisches Handeln auf dem Boden von Freundschaft verweise. Ein ganzes Buch über sie, auf Chinesisch von einem italienischen Missionar geschrieben, habe sich indes einen Platz unter den wichtigsten geschriebenen Werken in China gesichert. An den ausgestellten Werken würdigte die Direktorin vor allem die De- und Neukonstruktion von Vertrautem, was zum Nachdenken über das Fremdartige einlade. Die Adressatin dieser Worte, die Abenberger Künstlerin Sabine Weigand, gab dem Ausstellungsmotto eine sehr persönliche Note, was bei diesem ja nahe liegend war. Zu den 14 neuen der insgesamt 28 gezeigten Bildern sei sie durch einen Besuch bei einer Freundin in China inspiriert worden. Und durch eine Show auf den Wassern des südwestlich von Shanghai gelegenen Westsees. Um die Farben noch mehr zum Leuchten zu bringen, habe sie sich auf Schwarz als Hintergrund besonnen. Das wiederum brachte sie auf die Idee, statt auf Leinwand gleich auf Carbon mit seinem besonderen Schwarzton zu malen.

Hier waren natürlich eine neue Herangehensweise und entsprechende Tüfteleien gefragt. "Für die habe ich die Coronapause genutzt", sagte Weigand. Herausgekommen ist dabei unter anderem ein Porträt besagten Shanghais, deren Fertigstellung sich über drei Monate hinzog. Ein anderes Werk namens "Universum" zog Abenbergs neue Bürgermeisterin Susanne König und ihre vierjährige Tochter Marie richtiggehend an. "Carbona statt Corona" habe sich so als Devise bewährt, so der Kommentar von Michael Götz. Die Ausstellung wird noch bis Sonntag, 15. November, auf Burg Wernfels zu sehen sein. Die Vernissage wurde recht stilvoll von Ye Jianzhen-Kiel an der chinesischen Wölbbrettzither namens Guzheng umrahmt. Die Dame selbst ist übrigens eine Pastorin aus China, die nach Fürth eingeheiratet und damit das Ausstellungsmotto bestmöglich verinnerlicht hat.

lkm