"Sonst schließen wir hier morgen die Tür"

Felix Walchshöfer spricht über finanzielle Turbulenzen - Challenge-Startgebühr steigt für 2021 um 15 Prozent

10.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:34 Uhr
Als eine der vier Säulen zur Finanzierung des Rother Langdistanztriathlons bezeichnet Felix Walchshöfer (hier beim Aufbau 2018) den Verkauf der eigenen Merchandisingartikel während der Challenge-Tage. Die anderen drei Säulen sind die Startgebühren, das Geld der Sponsoren und die Standgebühren für die Triathlonmesse im Rother Stadtgarten. Die Absage des diesjährigen Rennens sorgt jedoch für finanzielle Turbulenzen, weil in den vergangenen Monaten schon über eine Million Euro investiert worden sei, so Walchshöfer. −Foto: Schmitt, Archiv

Hilpoltstein/Roth - Alle Angestellten werden ab Mai in Kurzarbeit geschickt, die drei Geschäftsführer bezahlen sich bis auf Weiteres kein Gehalt mehr und ein Überbrückungskredit muss bis zum Jahresende das finanzielle Überleben sichern: Die Absage des Rother Challenge-Rennens wegen der Coronavirus-Pandemie stürzt das Triathlon-Unternehmen der Familie Walchshöfer in schwere Turbulenzen, wie Rennleiter Felix Walchshöfer am Mittwochabend in einer halbstündigen Informationssendung via Facebook erklärte.

Um das langfristige Überleben des teilnehmerstärksten Langdistanztriathlons der Welt zu sichern, müssen laut Walchshöfer aber auch die Athleten ihren Anteil beisteuern. So steigt die Startgebühr für den Wettkampf am 4. Juli 2021 - vorerst nur auf dieses Rennen beschränkt- um 15 Prozent auf nun 599 Euro pro Einzelstarter. Für diejenigen, die eigentlich schon heuer auf ihren Zieleinlauf im Rother Triathlonstadion gehofft haben und sich nun eben für 2021 anmelden, wird der Spaß um insgesamt 170 Euro teurer. Denn zu der um 80 Euro angehobenen Startgebühr kommen noch die 90 Euro hinzu, die nach der unfreiwilligen Challenge-Absage als Servicegebühr vom Veranstalter einbehalten werden.

Dass es nicht möglich sei, die gesamte Startgebühr zurückzuhalten, stellte Felix Walchshöfer mit eindringlichen Worten klar. "Sonst schließen wir hier morgen die Tür", sagte er während der Facebook-Übertragung aus den Firmenräumen am Rother Stadtpark und erntete viele verständnisvolle und zustimmende Kommentare.

So habe man zur Vorbereitung für das diesjährige Rennen in den vergangenen Monaten schon mehr als eine Million Euro investiert. Löhne, Mieten, Dienstleistungen oder Bestellungen für T-Shirts, Pokale und Medaillen - das alles summiere sich laut Walchshöfer zu einem "riesigen Kostenblock", den die einbehaltene Servicegebühr aber selbst bei mehr als 3600 angemeldeten Einzelstartern und über 600 Staffeln nicht einmal zur Hälfte deckt.

Die Challenge-Veranstalter steuern deshalb "auf eine Finanzierungslücke zu", wie Felix Walchshöfer offen erklärte. Seine Mitarbeiter aus der TEAMChallenge GmbH müssten deshalb ab Mai in Kurzarbeit geschickt werden und alle drei Geschäftsführer - also Mutter Alice, Schwester Kathrin und Sohn Felix - zahlten sich ab sofort kein Gehalt mehr aus. "Aber auch das wird nicht langen", sagte Felix Walchshöfer und erklärte damit die Notwendigkeit sowohl eines Überbrückungskredits, den die Veranstalter für das laufende Jahr aufnehmen müssten, als auch die Erhöhung der Startgebühr. "Wir würden es nicht tun, wenn es wirtschaftlich nicht ganz wichtig wäre, um das langfristige Überleben der Veranstaltung zu sichern. "

Allen Triathleten, die sich trotz der erhöhten Startgebühr für den Challenge 2021 anmelden, versprach Felix Walchshöfer in der Facebook-Übertragung eine Überraschung als Dankeschön. Außerdem wolle man die Gebühr für den Wettkampf 2022 wieder senken, falls es finanziell möglich sei.

Dass es nach der Absage "nicht die leichtesten zwei Wochen" in der 19-jährigen Geschichte der Triathlon-Marke Challenge gewesen seien, daran ließ Walchshöfer keinen Zweifel. Aber man gebe derzeit das Beste, um die Rückabwicklung der Anmeldungen für dieses Jahr zur Zufriedenheit aller zu erledigen. Spätestens in der Woche nach Ostern hätten alle für heuer angemeldeten Athleten ihr Geld zurück auf dem Konto. Denn bereits am kommenden Dienstag beginnt die Anmeldephase für den Challenge 2021.

An diesem Tag erhalten alle diesjährigen Starter aus dem Landkreis Roth sowie alle Athleten, die das knapp 80 Euro teure Rundum-Sorglos-Paket gebucht hatten, eine E-Mail, mit der sie sich für 2021 anmelden können. Einen Tag später, also am Mittwoch, bekommen dann alle anderen Athleten, die für heuer angemeldet waren, eine E-Mail. Das Voranmelderecht ist für alle dann bis zum Sonntag, 19. April, um 24 Uhr gültig. Die dann noch verfügbaren Plätze werden dann nach dem Windhundprinzip am Montag, 20. April, um 10 Uhr vergeben. Ist hier der Ansturm so groß wie in den vergangenen Jahren, dann dürfte der Challenge-Wettkampf 2021 an diesem Montag wohl innerhalb weniger Sekunden nach 10 Uhr ausgebucht sein.

HK

 

Jochen Münch