Hilpoltstein
Absage des Hilpoltsteiner Burgfests: Reaktionen fallen nicht nur enttäuscht aus

16.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:38 Uhr
Das Coronavirus bringt der amtierenden Pfalzgräfin Evelyn Pfeiffer einen besonderen Platz in den Geschichtsbüchern des Burgfests. Denn sie wird erst die vierte Darstellerin der Dorothea Maria, die länger als ein Jahr im Amt bleiben darf. 1979 verhinderte ein Reitunfall den Auftritt von Elisabeth Rehm. Für sie sprang kurzfristig die damalige Vorjahresgräfin Elisabeth Wechsler ein. Länger als geplant im Amt waren auch Grete Dietz (1951bis 1953) und Grete Kopatschek (1956 und 1957), alle im Übrigen noch als "Maria Dorothea". −Foto: Tschapka, Archiv

Hilpoltstein - Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg wird es in Hilpoltstein heuer kein Burgfest geben. Bürgermeister Markus Mahl bestätigte gestern Nachmittag das Unvermeidliche. "Nach dem Verbot von Großveranstaltungen bis Ende August haben wir für das Burgfest keine Chance und keinen Spielraum", sagte Mahl und verwarf auch den Gedanken an eine Verschiebung auf einen späteren Zeitpunkt. "Das macht keinen Sinn, weil wir es nicht abschätzen können, wie dann die Situation ist."

 

"Ich bin traurig und es tut mir aufrichtig leid", sagt Barbara Billmaier, die Vorsitzende des Burgfestausschusses, über die Absage des größten und wichtigsten Hilpoltsteiner Festes. Die "ungeheurere Wucht der Corona-Krise" habe ihr aber nicht erst jetzt, sondern schon in den vergangenen Wochen klar gemacht, dass es heuer einfach nicht nicht möglich sei, das Burgfest wie gewohnt zu feiern. "Und wir alle wollen ja auch kein Burgfest, bei dem die Gräfin mit einer Mundschutzmaske in die Stadt einreitet."

Insgeheim sei sie jetzt sogar froh, über die Entscheidung der Bundesregierung und der Bundesländer, alle Großveranstaltungen bis Ende August zu verbieten, sagt Barbara Billmaier. "Das macht den Verzicht etwas leichter, gerade bei einem solchen Fest wie dem Burgfest, auf das sich die ganze Bevölkerung immer von Herzen freut."

Doch die Corona-Krise hat auch schon Spuren bei den burgfestverrückten Hilpoltsteinern hinterlassen, wie Barbara Billmaier in den vergangenen Wochen bemerkte. So hätten manche ältere Bürgerinnen und Bürger schon zu verstehen gegeben, dass sie das Fest in der aktuellen Lage nicht besucht hätten, selbst wenn es hätte stattfinden dürfen. "Und auch ich hätte da kein gutes Gefühl gehabt. Schließlich gehöre ich selbst zur Risikogruppe", sagt Billmaier. "Da hätte ich mich bestimmt nicht wie gewohnt einbringen können, denn ich habe meiner Familie hoch und heilig versprochen, dass mein Mann und ich sehr achtsam mit der aktuellen Situation umgehen."

Dass die Gesundheit an erster Stelle steht und dafür alle großen Feste bis Ende August geopfert werden, zeigt Billmaier, dass die Menschen in Deutschland und im Freistaat Bayern gut und verantwortungsvoll durch die Krise geführt werden. Ein Fest wie das Burgfest ausfallen zu lassen, müsse die Gesellschaft in einer solchen Ausnahmesituation in Kauf nehmen, sagt Billmaier. Auch wenn es ein besonders harter Schlag für die Schausteller, den Festwirt oder die Brauereien sei, denen jetzt sehr große Umsätze einfach wegbrechen würden.

"Aber das Burgfest wird jetzt ja hoffentlich nur einmal gestrichen und nicht für immer", sagt Billmaier. Für sie selbst als Vorsitzende des Burgfestausschusses komme die Absage auch noch gerade zur rechten Zeit. Denn wer heuer in die Rolle der Pfalzgräfin Dorothea Maria schlüpfen sollte, hatte Billmaier zwar "im Kopf schon auserkoren". Doch den persönlichen Kontakt hat sie noch nicht hergestellt. "Es steht also niemand in den Startlöchern, den man jetzt vertrösten müsste."

Stattdessen darf sich die amtierende Pfalzgräfin Evelyn Pfeiffer darüber freuen, dass ihre Amtszeit umständehalber um ein weiteres Jahr verlängert wird. Schließlich kann das Burgfestkränzchen, bei dem die amtierende Pfalzgräfin verabschiedet und die Nachfolgerin ausgerufen wird, heuer ebenfalls nicht stattfinden.

HK

 

Jochen Münch