Roth
Absage der Bluestage: "Wer hätte gedacht, dass sich die Dinge so überschlagen"

Festivalchefin Ammerer-Düll trägt Komplettabsage der Bluestage schweren Herzens mit

12.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:09 Uhr
  −Foto: Tobias Tschapka

Hilpoltstein/Roth - Was sich am Mittwochabend schon abgezeichnet hat, ist seit gestern Vormittag auch offiziell: Alle Konzerte der diesjährigen Rother Bluestage werden aufgrund der aktuellen Corona-Infektionslage abgesagt. Das hat die Rother Stadtverwaltung nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt entschieden. Die Auflagen, die alle Konzerte mit mehr als 500 Besuchern betreffen, könnten einfach nicht eingehalten werden, heißt es in der Mitteilung. Für die insgesamt 13 Konzerte an den neun Festivaltagen vom 21. bis zum 29. März wären insgesamt rund 4000 Besucher in der Kreisstadt erwartet worden.

 

"Schweren Herzens tragen wir diese Entscheidung mit", sagte gestern Monika Ammerer-Düll, die gemeinsam mit Sabine Rieger die Festivalchefin der Bluestage ist. Besonders schmerzhaft sei die Absage, weil damit eine monatelange Vorbereitungsarbeit auf einen Schlag zunichte gemacht werde. "Aber wer hätte gedacht, dass sich die Dinge derart überschlagen", sagte Ammerer-Düll, die die Entwicklung rund um das Coronavirus bis vor ein paar Tagen selbst nicht für möglich gehalten hätte.

Nach dem Appell von Bundeskanzlerin Angela Merkel, wonach im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus jetzt in ganz Deutschland die Solidarität, die Vernunft und "unser Herz füreinander" gefordert sei, wolle und müsse nun auch die Kulturfabrik ihren Teil beitragen, sagte Ammerer-Düll. "Es geht einfach nicht anders." Sehr geärgert habe sie sich allerdings über die jüngste Kritik aus dem Büro des Landrats, wonach die Kulturfabrik wegen der Bluestage bis zum Mittwoch keinen Kontakt zu den Ämtern aufgenommen hätten. "Das stimmt so nicht", sagt Ammerer-Düll. Schon Ende Februar habe man sich zum ersten Mal im Gesundheitsamt über mögliche Auflagen erkundigt.

Die jetzt ausgesprochenen Auflagen hätten den Festivalleiterinnen zwar noch die Möglichkeit gelassen, lediglich die acht großen Konzerte in der Kulturfabrik abzusagen und die fünf kleineren Konzerte im Schwanensaal im Gasthaus zur Linde und in der Galaxy-Bar in Roth stattfinden zu lassen. "Aber das ist dann kein Festival, wie wir uns das vorstellen", sagte Monika Ammerer-Düll. Deshalb die Komplettabsage.

Rückgabe der Bluestage- Karten ab sofort möglichSchon seit gestern ist für alle Konzerte die Stornierung freigegeben. Alle Karten für die Rother Bluestage können jetzt an den Vorverkaufsstellen zurückgegeben werden, an denen sie gekauft wurden. Die Festivalchefin bittet in diesem Zusammenhang darum, die Karten nicht monatelang zu Hause liegen zu lassen, sondern möglichst bis 24. April zurückzugeben, damit die gesamte Rückabwicklung möglichst früh abgeschlossen werden kann. Parallel dazu laufen nun die Bemühungen, die für dieses Jahr gebuchten Künstler gleich für das nächste Jahr zu verpflichten. Vom 20. bis zum 28. März sollen dann im zweiten Anlauf die 29. Rother Bluestage über die Bühne gehen.

Als Glück im Unglück sieht Monika Ammerer-Düll, dass die Kulturfabrik von einer solchen Komplettabsage weitaus weniger hart getroffen wird wie ein privater Veranstalter, der in einer solchen Situation schnell von der Insolvenz bedroht wird. Für die gesamte Kulturbranche sei der jetzige Entwicklung allerdings eine Katastrophe. Das fange von den Künstlern an, die nach einer solchen Absage keine Gage bekommen, und reiche bis zu Technikern sowie Hotel und Gaststätten, die ebenfalls massive Einbußen erleiden.

Nach der Absage der Bluestage und der gestern ebenfalls bekanntgegebenen Absage des für heute geplanten Konzerts von Wolfgang Buck bleibt Monika Ammerer-Düll nur die Hoffnung, dass die Kulturfabrik ihren Betrieb nach den Osternferien wie geplant wieder aufnehmen kann. Hier gebe es derzeit noch keine Absagen. Informationen zu den weiteren Veranstaltungen in der Kulturfabrik Roth sind mit dem jeweils aktuellem Stand im Internet unter www.kulturfabrik.de zu finden.

Jochen Münch