Hilpoltstein/Freystadt (HK) Die neue Pfalzgräfin Evelyn Pfeiffer hat sich bei ihrer ersten Reitstunde auf Anhieb prima mit Pferdedame "Angel" verstanden, mit der sie am Burgfestsonntag huldvoll auf dem Hilpoltsteiner Marktplatz einziehen darf.
Erstmals fand der gräfliche Unterricht nicht auf dem Reiterhof von Toni Bauer in Seligenporten statt, sondern bei dessen Tochter Sandra Selinka in deren gleichnamigen Reitschule in Freystadt.
"Leider ist Wallach ?Imperial', der letztes Jahr unsere Pfalzgräfin getragen hat, nicht mehr am Leben, und Toni Bauer hatte kein anderes Gräfinnenpferd parat", erzählt die Burgfestausschussvorsitzende Barbara Billmaier. "Aber er vermittelte uns den Kontakt zu seiner Tochter, in deren Reitschule unsere altbekannte ?Angel' zu Hause ist, auf der schon viele Gräfinnen geritten sind. " In der Tat ist "Angel", wenn man so will, ein alter Hase, was das Tragen von Pfalzgräfinnen angeht. Viele Jahre lang verrichtete sie zuverlässig diesen wichtigen Job, und nach einem Jahr Pause sind ihre Dienste schon wieder gefragt.
Auch Sandra Selinka ist, was den Burgfestzug angeht, sehr erfahren, denn seit vielen Jahren reitet sie mit im gräflichen Tross. "Ich glaube, das erste Mal war ich mit acht Jahren dabei, das ist jetzt auch schon eine ganze Weile her", erinnert sich Selinka, die diesmal jedoch zusammen mit Ferdinand Kühnlein, der auch heuer wieder für die Reitausbildung der Gräfin zuständig ist, als Pferdeführerin neben dem gräflichen Pferd laufen wird. Auch wenn Selinka am Burgfestsonntag diesmal nicht auf ein Pferd steigen wird, "als sozialen Abstieg würde ich das trotzdem nicht bezeichnen, sondern ganz im Gegenteil", findet Billmaier.
Die neue Kleiderkammerchefin Christine Kronast-Sinabell hat für die Pferdeführerin schon mal etwas "Passendes fürs Fest" mitgebracht, und natürlich auch nicht den Proberock vergessen, mit dem Gräfin Pfeiffer den Damensitz üben darf. Mit dem normalen Reiten klappt es jedenfalls schon mal sehr gut. Aber das ist auch kein Wunder, denn Evelyn Pfeiffer kann durchaus auf Erfahrung mit Pferden zurückblicken. "Als Jugendliche bin ich viel geritten, und später dann habe ich Pferdekutschen gelenkt", so Pfeiffer. Ein Freund von ihr habe früher in der Nähe von Hilpoltstein so einen Kutschenstall betrieben, und ihr habe es viel Spaß gemacht, anlässlich von Hochzeiten oder Festzügen die Zügel in die Hand zu nehmen.
Man sieht ihr an, dass sie nicht zögerlich beim Umgang mit Pferden ist und sich wohl fühlt auf dem Rücken von "Angel". "Das ist für uns das i-Tüpfelchen, wenn unsere Gräfin bereits Reiterfahrung hat. Das ist schließlich keine Selbstverständlichkeit", findet Billmaier. "Man muss sich das schon zutrauen, sonst fällt das Lächeln vom Pferd herab schwer. " Damit hat Pfeiffer sichtlich keine Probleme und strahlt im Sattel fast so, als ob es bereits Burgfestsonntag wäre. "Unsere ,Angel' macht es einem aber auch einfach. Sie tut genau das, was man ihr sagt, sie verhält sich ruhig und man sitzt bequem. Fast so wie zuhause auf dem Sofa", findet Pfeiffer, die schon nach kurzer Zeit hoch zu Ross die Herausforderung Damensitz meistert: "Ich habe das Prinzip begriffen", verkündet sie, und lässt sich von Ferdinand Kühnlein vom Pferd helfen. "Ich denke mal, ich komme klar und brauche keine Reitstunde mehr", findet Pfeiffer.
Dafür darf Pflegetochter Yvonne (13) dann zum Abschluss auch mal rauf auf Angel. Ihr Bruder ist nicht mitgekommen, wofür seine Pflegemutter aber vollstes Verständnis hat. "Der ist gerade in der Pubertät, der findet Pferde doof", sagt Evelyn Pfeiffer. Dafür ist aber Ehemann Michael dabei, der die erste und einzige Reitstunde seiner Frau mit der Kamera genau dokumentiert. "Eigentlich bin ich es immer, die beim Festzug Fotos macht", so Evelyn Pfeiffer. "Da habe ich immer einen grünen Umhang um und fotografiere den Einzug der Pfalzgräfin. " Nun also tauscht sie ihren grünen Umhang mit dem Kleid der Pfalzgräfin. "Wer hätte gedacht, dass ich auch mal die Gräfin sein darf? ", so Pfeiffer, die ihrem großen Auftritt am Burgfestsonntag freudig, aber auch gelassen entgegenblickt. Denn was das Reiten angeht, fühlt sie sich sicher.
Tobias Tschapka
