Hilpoltstein
Mit neuer Gräfin und neuem Hauptmann

Endphase der Vorbereitungen zum 91. Hilpoltsteiner Burgfest mit gleichnamigen Kränzchen eingeleitet

15.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:43 Uhr
Stoßen mit einem Gläschen Sekt auf die neue Burggräfin Bianka Luft (3.v.l.) an: Burgfestbürgermeister Josef Lerzer, ihre Vorgängerin Gudrun Reichard und Bürgermeister Markus Mahl. −Foto: Leykamm

Hilpoltstein (HK) Die Zeit der Spekulationen auf der einen und die der strikten Verschwiegenheit auf der anderen Seite ist vorbei. Zum Höhepunkt des Burgfestkränzchens in der Hilpoltsteiner Stadthalle konnte das "große Geheimnis um Bianka Luft gelüftet" werden: Das Wortspiel um die neue Pfalzgräfin Dorothea Maria blieb an diesem Abend nicht das einzige. Mit ihm ist nun die heiße Phase der Vorbereitungen auf das große Fest eingeläutet.

Barbara Billmaier als Vorsitzende des Festausschusses und Josef Lerzer als Burgfestbürgermeister ließen es wie gewohnt an Spannung nicht missen, als sie sich ihren Weg durch den Saal bahnten, um die neue Hoheit zu küren. Unter den gebannten Augen der Gäste führten sie diese immer wieder in die Irre, blieben kurz stehen, blickten verheißungsvoll, nur um dann den Kopf zu schütteln oder die Schulter zu zucken.

Von Trommelklängen begleitet, gab es so manche Drehung und Wendung, bis die beiden dann verdächtig lange an einem bestimmten Tisch stehen blieben. Bevor dort Bianka Luft ihrem verräterischen Lächeln dann ganz erlag, gaben Billmaier und Lerzer dann das große Geheimnis preis.

"Jetzt ist es endlich raus!", ließ es kurz darauf die neue Pfalzgräfin per Mikrofon durch die Stadthalle schallen. Sie wünsche ihr "ein Fest der Superlative", sagte die Vorsitzende zur Majestät, die als geborene Schwarm schon im Alter von neun Jahren fürs Burgfest "geschwärmt" habe.

Seit 40 Jahren wohnt sie in der Burgstadt, zu deren höchster Repräsentantin sie nun avanciert ist. Beim Fest war sie bislang als Marketenderin bekannt, Ehemann Bernhard Luft ist Chef der Trommler. Das naheliegende filmische Wortspiel zu den Vornamen des gräflichen Paares verkniff sich Billmaier beim Kränzchen. "Die gesamte Burgfestfamilie freut sich mit dir!" sagte Lerzer zur neuen Gräfin, die nächsten 365 Tage würden sie "ein Leben lang begleiten", betonte der tatsächliche Bürgermeister Markus Mahl.

Es sei eine "sehr nette Nachfolgerin" gefunden worden, erklang es aus dem Mund der beim Kränzchen als Dorothea Maria verabschiedeten Gudrun Reichard. "Ich freue mich auf die kommenden Wochen und ein tolles Burgfest 2018", bekannte Bianka Luft selbst, bevor die Gratulanten Schlange standen. Sie sei immer noch ganz aufgewühlt. Drei Tage nach der Feier wartet nun schon die erste Gruppe auf ihren Besuch.

So viel Begeisterung es für die neue Gräfin gab, so viel Lob gab es auch für die Vorgängerin, die "charmant und souverän" ihr Amt bekleidet habe. Doch bei dem Treffen in der Stadthalle galt es nicht nur die beiden Damen hochleben zu lassen, sondern zahlreiche Burgfestakteure zu würdigen sowie auf ein besonderes Jubiläum hinzuweisen: Das Festspiel mit der Gräfin als Hauptperson darf heuer seinen 80. Geburtstag feiern.

Abschied zu nehmen hieß es indessen vom Trommlerhauptmann Eberhard Frohns, der im Alter von 75 Jahren sein Amt abgab. 1957 sei er als Teenager zur Teilnahme am Festzug verpflichtet worden - aufgrund eines weggeworfenem Papierchens. 39-jährig schloss er sich den Trommlern an, deren Hauptmann er 2010 wurde. Sein Nachfolger heißt Amos Brünig. Der gebürtige Schweizer darf heuer sein zehntes Burgfest bei der Gruppe feiern. Im realen Leben ist der 47-Jährige im technischen Vertrieb in der Getränkeindustrie tätig.

Weniger süffige Mittelchen preist beim Burgfest nun schon das 40. Mal Wunderdoktor Johann Schneck an, der beim Kränzchen etwas aus dem Nähkästchen plauderte. Einmal sei ihm doch glatt der Klöppel aus seiner Glocke gestohlen, ein andermal die Hutkrempe innen schwarz angemalt worden - mit entsprechenden Farbspielen auf der Stirn als Folge. Von seinem "Mittel gegen die Dummheit" hätten die Einheimischen wohl alle schon gekostet, nun solle er mit ihm München, Berlin und Washington beehren, so die Aufforderung Mahls.

Ganz ernst hingegen appellierte der Bürgermeister zum umsichtigen Umgang mit den Pferden beim Festgeschehen: "Bitte entsprechenden Abstand halten!" Dann galt es Nachlass zu verwalten. Denn Josef Götz scheidet als Stadtschreiber aus und wird beim diesjährigen Burgfest von "Felix Erbe beerbt", sagte Billmaier. Während dieser 1996 als Till Eulenspiegel bei einem Theaterstück der Grundschule glänzte, begann Götz im gleichen Jahr jenes Burgffestamt auszuüben, das er nun an ihn abgab. Beide Herren seien für dieses "geradezu prädestiniert". Er habe sich immer als "Animateur" beim Festspiel gefühlt, berichtete Götz.

Erbe hingegen zeigte sich froh über den Perspektivwechsel. Denn eineinhalb Jahrzehnte habe er als Landsknecht den Zwinger bewacht und das Festspiel nie so richtig im Blick haben können. Das ändert sich in diesem Jahr - vom Rand des Geschehens geht es für ihn mitten hinein. Die Vorfreude auf das Burgfest selbst darf nun noch weitere Wochen kräftig ansteigen.
 

Jürgen Leykamm