Hilpoltstein
Brennpunkt Dorotheenhöhe?

Stadtrat diskutiert intensiv über geförderten Wohnungsbau - Kritik an Laubengängen und Gemeinschaftsraum

23.10.2020 | Stand 23.09.2023, 14:58 Uhr
An dieser Stelle im Baugebiet Dorotheenhöhe will die Stadt Hilpoltstein einen Block mit 27 Wohnungen im geförderten Wohnungsbau bauen. Neue Pläne des Projekts lösten im Stadtrat eine kontroverse Diskussion aus. −Foto: Münch

HilpoltsteinEnormen Diskussionsbedarf lösten die überarbeiteten Pläne des Architekturbüros Fischer Planen + Bauen aus Feucht am Donnerstagabend im Stadtrat Hilpoltstein aus. Rund eine Stunde dauerte die Kontroverse um den geförderten Wohnungsbau im Gebiet Dorotheenhöhe. Dort sollen unter der Regie der Stadt in einem rund 100 Meter langen Riegel 27 bezahlbare Wohnungen entstehen. In der Diskussion kam allerdings gelegentlich der Eindruck, es gehe um einen sozialen Brennpunkt. Streitpunkt waren Laubengänge zu den Wohnungen und ein Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss.

 

"Ich freue mich, dass es weitergeht", sagte Monika Stanzel (SPD). Verständlich, angesichts der langen Geschichte des Projekts. Bereits am 7. Februar 2019 hatte der Stadtrat den Beschluss gefasst, ein europaweites Vergabeverfahren durchzuführen. Im Juli 2019 folgte eine erste Wohnraum-Konzeptstudie, die mit der Regierung von Mittelfranken abgestimmt war.

Jetzt präsentierten Andreas Hollweck und Nicole Grochotzki vom Feuchter Büro Fischer einen überarbeiteten Entwurf. Statt der bislang vorgesehenen 33 sollen nun 27 Wohnungen entlang der Rother Straße entsehen. Neu sind auch ein Gemeinschaftsraum, ein Abstellbereich für Kinderwagen oder Rollatoren, zwei rollstuhlgerechte Wohnungen und eine Tiefgarage mit 50 Stellplätzen. Die Wohnungen haben ein bis fünf Zimmer, können aber flexibel verändert werden, wie Hollweck erklärte. Die Eingänge sollen über einen Laubengang erschlossen werden. Den Gemeinschaftsraum hatte ein Berater der Gewobau Schwabach angeregt. Er soll in einem Knick zwischen den zwei geraden Baukörpern - einem kurzen und einem längeren - untergebracht werden.

Die Idee fand Monika Stanzel super, allerdings hätte sie sich den Gemeinschaftsraum zentraler gewünscht. Auch einen größeren Balkon für die 5-Zimmer-Wohnungen regte sie an. Man werde "alles durchdenken", versprach Hollweck.

Doch nicht alle waren von der Idee der Gemeinschaftsräume überzeugt. "Die kosten uns Wohnfläche. Braucht es die tatsächlich?", fragte Christoph Raithel (CSU). Seine Parteifreundin Ulla Dietzel rechnete vor, dass durch Abstell- und Gemeinschaftsraum 130 Quadratmeter verloren gingen. "Ich hätte die Fläche lieber für eine Familie." Zudem befürchtete sie, dass diese Gemeinschaftsräume schnell mit Sperrmüll zugestellt und verwahrlosen würden. Sie sei ja in einer Großstadt aufgewachsen und kenne daher dieses Phänomen: "Ich kann nur abraten."

Überrascht zeigte sich Michael Greiner (Freie Wähler), darüber, dass in den neuen Entwürfen Wohnungenverloren gingen. "Ich mache mir Sorgen um die Finanzierung und dieWirtschaftlichkeit", sagte Greiner, der das Projekt von Anfang an lieber einem Privatunternehmen überlassen hätte.

"Da sind Sie nicht der Einzige", entgegnete Hollweck. Sein Büro spiele ständig die Baukosten durch. Eine exakte Kostenrechnung werde aber erst im Januar 2021 vorliegen. Möglich sei zum Beispiel, den Laubengang etwas schmäler zu machen, so würde man auf 100 Meter Länge mehr vermietbare Fläche schaffen. "Allerdings dürfen wir die maximal erlaubte Fläche für den sozialen Wohnungsbau nicht überschreiten", schränkte Hollweck ein.

"Es wird noch den einen oder anderen Wunsch aus dem Stadtrat geben", gab Markus Odorfer (FW) zu Bedenken. Dachbegrünung oder Nachhaltigkeit, das würde die Kosten weiter in die Höhe treiben, warnte er. Grundsätzlich hatte er Vorbehalte gegen einen Laubengang. Sie seien für ihn ein "negatives Merkmal des sozialen Wohnungsbaus" und würden immer zugestellt. Eine Erschließung der Wohnungen über ein Treppenhaus würde Mehrkosten verursachen und zudem mehr Fläche verbrauchen, entgegnete Hollweck. Zudem habe man ja jetzt einen Abstellraum geplant, damit der Laubengang nicht zugestellt werde.

Christoph Leikam von den Grünen argumentierte grundsätzlich. Das Schöne sei doch, dass man nicht an die Gesetze der Marktwirtschaft gebunden sei und "soziale und ökologische Nachhaltigkeit reinbringen kann". Man müsse ja keine Gewinne erzielen, er reiche eine schwarze Null. "Wollen wir genauso bauen wie vor 30 Jahren?", fragte er rhetorisch. Seine Parteikollegin Eva Neubert plädierte für ein Quartiermanagement. Man sollte die Menschen auf der Dorotheenhöhe nicht einfach sich selbst überlassen und für Begegnungsräume sorgen.

Begegnungszentren waren wiederum für Ulla Dietzel als "negativer sozialer Aspekt bekannt". Es brauche kein Betreuungsangebot , man müsse nur Wohnraum schaffen, der für alle bezahlbar sei. Ihr Kollege Raithel war dagegen "ganz bei Eva" und konnte sich eine Quartiersentwicklung gleich für das gesamte Baugebiet vorstellen.

Bürgermeister Markus Mahl (SPD) gingen die Argumente zu weit auseinander. Der Stadtrat müsse sich für oder gegen einen Gruppenraum entscheiden - mehr nicht. "Ich würde die Diskussion jetzt beenden wollen", erklärte Matthias Wittmann (SPD). Diesem Vorschlag stimmten alle zu. Und Architekt Hollweck versprach, den Plan noch einmal zu überarbeiten und dann zwei Varianten zu präsentieren.

HK

 

 

 

Robert Kofer