Roth
Immer die richtige Tonlage

Big Daddy Wilson gibt sich bei den Rother Bluestagen wieder einmal die Ehre

04.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:30 Uhr
Ein verlässlicher Garant für ein gutes Konzerterlebnis ist Big Daddy Wilson allemal. −Foto: Tschapka

Roth (HK) Da ist er wieder: Wilson Blount oder eben "Big Daddy Wilson", wie er genannt wird und der schon dreimal bei den Rother Bluestagen zu Gast war. Der "große Vater" entspricht wohl genau dem Klischee eines Granden der Bluestage. Sprich, man stellt sich auf eineinhalb Stunden ein, in denen das Bluesschema verlässlich bearbeitet wird - oder?

Zumal der Umstand, dass der große Saal in der erstaunlich gut besuchten Kufa bestuhlt ist, erst recht vermuten lässt, dass beim vierten Besuch des Bluestage-Daddys bewährter Altherren-Blues zur Aufführung kommt. Das ist aber nur zum Teil richtig. Natürlich wird der Bluestonleiter gefrönt, was ja - solange es nicht ausufert - okay ist. Und dass Big Daddy Wilson nicht mehr der Jüngste ist, spricht dafür, dass es wohl keine allzu großen Überraschungen geben wird.

Aber Wilson hat zum Glück eine Band, die sich wie er sehr elegant und seriös in adretten Anzügen und Krawatte präsentiert (wenngleich Daddys Schuhe am schönsten glänzen), aber die doch ein gutes Stück jünger ist als er. Und so kommt ein Großteil der Songs frisch und jugendlich daher, was auch an den Fähigkeiten von Wilsons Band liegt: Ein Schlagzeuger, dessen Jazzerfahrung man deutlich anhören kann, ein Keyboardspieler, der satte Soli produziert und ein Gitarrist, der mit lebendigen, filigranen Gitarrenparts glänzt.

So klingen Klassiker wie "Stand By Me" von Ben E. King oder "I Heard It Through The Grapevine" von Marvin Gaye wie gerade neu erdacht. Dass Big Daddy Wilson für diese und alle anderen Songs immer die richtige Tonlage findet, ist klar, denn er ist nicht nur ein großer Vater, sondern auch ein alter Hase, dessen Stimme das ganze Konzert über, dass dann übrigens doch fast zweieinhalb Stunden dauert, klar dominiert.

Tobias Tschapka