Heideck
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Bürgermeister Ralf Beyer spannt beim Neujahrsempfang einen weiten Bogen - Suche nach Bauplätzen und Gewerbegebieten

14.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:38 Uhr
Vom Klimawandel bis zur Dieseldiskussion: Heidecks Bürgermeister Ralf Beyer zieht beim Neujahrsempfang im Rathaus Bilanz. −Foto: Klier

Heideck (HK) Gedanken zum Klimawandel und der Diskussion um Dieselfahrzeuge hat sich Heidecks Bürgermeister Ralf Beyer bei seinem Neujahrsempfang am Samstag im Heidecker rathaus gemacht. Und es kamen nicht nur zahlreiche Heidecker Bürger, sondern auch Vertreter von Politik, Wirtschaft, Vereinen, Kirche, Bundeswehr und sogar Bewohner der Außenwohngruppen von Regens Wagner, Auhofs und der Lebenshilfe.

Ironisch merkte Ralf Beyer an, dass es im Jahr 2018 für einige Menschen nur ein einziges wichtiges Ereignis gegeben habe: die Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle. Ihn hingegen habe der Traumsommer beschäftigt, der allerdings, wie manchmal behauptet, kein Jahrhundertsommer gewesen sei. Doch dies sei natürlich bei weitem nicht das einzige extreme Wetterereignis gewesen: Taifune, Sturmfluten, Vulkanausbrüche und Waldbrände hätten zahlreiche Menschenopfer gefordert.

Man müsse sich deshalb gewaltig Gedanken über den Klimawandel machen, auch wenn US-Präsident Donald Trump schlicht mangelhaftes Laubfegen in den Wäldern als Ursache für die verheerenden Waldbrände ausgemacht habe.

Ausführlich ging Beyer auf die Themen Dieselmotor und Luftbelastung ein. Der Dieselmotor sei nach wie vor in Bezug auf schädliche Klimagase eine der umweltfreundlichsten Antriebsarten. Stattdessen werde mit einem Grenzwertwahnsinn eine Stickstoffdioxid-Diskussion geführt, mit Werten, die an irgendeinem Schreibtisch scheinbar ohne Sachverstand festgelegt worden seien. So dürfe die Konzentration am Arbeitsplatz 950 Gramm pro Kubikmeter betragen, auf der Straße allerdings nur 40 Gramm pro Kubikmeter. Auf der Seite des Bundesumweltministeriums finde man dazu die amüsante Erklärung, dass sich am Arbeitsplatz vorwiegend gesunde Menschen aufhielten und das für nur acht Stunden am Tag. Im Außenbereich dagegen seien alle Menschen permanent der Belastung ausgesetzt.

Viele Wissenschaftler hielten diese Grenzwerte für Unsinn. Allein an Silvester würden in Deutschland innerhalb weniger Minuten durch Feuerwerkskörper so viele Stickoxide freigesetzt, wie in zwei Monaten im gesamtdeutschen Verkehr. Wehe dem, der zu Hause dann noch ein Teelicht oder Räucherstäbchen anzündet, oder gar einen Kaminofen schürrt. Damit liege man ein Zigfaches über den Grenzwerten.

Beim Thema Feinstaub und Atemwegserkrankungen könne man auch an die Olympischen Winterspiele 2018 in Südkorea denken. Nur Norwegen hat damals mehr Medaillen errungen als Deutschland, das offensichtlich mit einer Mannschaft aus 121 Asthmatikern angetreten war. In den zwei Wettkampfwochen wurden 6000 Dosen Asthmaspray verbraucht, also 50 Sprays pro Sportler.

Dagegen sei das gemeinsame Einlaufen der Nord- und Südkoreanischen Mannschaften bei der Eröffnungsfeier ein schönes Zeichen gewesen, ebenso die gemeinsame Damen-Eishockeymannschaft. Allerdings "hatten wir bei der Fußball-WM einfach keine Chance gegen Südkorea." Wahrscheinlich, mutmaßte Beyer, hatten die Südkoreaner die Reste der Asthmasprays der Norweger gefunden.

Auch das Verhalten von Mezut Özil und sein umstrittenes Foto mit dem türkischen Staatspräsidenten kamen aufs Tapet. Das zeige die Probleme auf, die viele, die bei uns leben oder hier geboren sind, damit hätten, Deutschland als ihre Heimat anzusehen und noch sehr in ihrer eigenen Kultur verwurzelt seien. "Wir wollen niemanden bekehren und jeder soll auch seinen Glauben behalten. Es kommt immer nur darauf an, wie sehr man seinen Alltag dadurch beeinflussen lässt."

In Deutschland wurde im vergangenen Jahr 100 Jahre Frauenwahlrecht gefeiert. Das gebe es in einigen arabischen Staaten erst seit drei Jahren. Die Gleichstellung habe allerdings auch bei uns einige Generationen gedauert. Die Kämpfe dafür hätten dazu geführt, dass wir in einer unvergleichbaren Freiheit lebten und dass es uns besser gehe, als den meisten anderen Menschen auf dieser Welt. Wir müssten deshalb denjenigen helfen, denen es weniger gut geht. Aber jeder, der zu uns kommt, um die Vorzüge unseres Lebens mitzunehmen, müsse auch die damit verbundenen Pflichten akzeptieren.

Die Ergebnisse der letzten Wahlen hätten die Ängste der Bevölkerung aufgezeigt, nämlich dass Sicherheit durch Freiheit verloren gehen könnten und dass damit eine Plattform für radikale Parteien geboten werde. Parlamentarische Arbeit werde immer schwieriger, was man etwa an der Bildung der Bundesregierung gesehen habe. Bayern habe das deutlich schneller geschafft, und "ich bin sehr froh, dass hier die Mehrheiten für eine Koalition aus CSU und Freien Wählern ausreichend waren".

In Heideck sei der Tod von Altbürgermeister Hans Herger ein trauriges Ereignis gewesen. Er habe von 1990 bis 2002 die Geschicke der Stadt Heideck gelenkt. Die Sanierung des Marktplatzes, Baugebietserweiterungen, das Gewerbegebiet Seiboldsmühle und der Bau des Städtischen Kindergartens entstanden unter seiner Federführung. An viele seiner Projekte konnte man anknüpfen, wie etwa die Erweiterung des Kindergartens um eine Krippengruppe für die kleinsten Mitbürger.

Die größte Baustelle war die Sanierung des Freibads. Kosten- und Zeitplan konnten dabei einigermaßen eingehalten werden. Dank des trockenen und warmen Sommers waren trotz der durch den Bau verkürzten Saison so viele Besucher gekommen wie sonst in einem vollen Jahr.

Viel Geld wurde unter der Erde verbaut. Der Anschluss von Aberzhausen an den Abwasserkanal habe in etwa so viel gekostet wie die Freibadsanierung. Der Anschluss von Schlossberg an die Kläranlage ist gerade im Bau, ebenso die Wasserleitung zwischen dem Tiefbrunnen 4 und dem Wasserwerk. In Sachen Kanal seien damit die größten Aufgaben erledigt, nur die Verbindung zwischen Kippenwang und Aberzhausen ist noch zu schließen. Dann seiesn ziemlich alle Haushalte an eine der beiden Kläranlagen angeschlossen. Rund 9,5 Millionen Euro wurden in den letzten beiden Jahren verbaut, für Heideck eine beachtliche Summe.

Die Feuerwehren wurden mit neuem Gerät ausgestattet, wobei "die Ideen der Feuerwehr für Ersatzbeschaffungen nicht ausgehen". Die Fördersummen zum Fassadenprogramm wurden angehoben. Das haben einige Eigentümergleich in Anspruch genommen und dadurch die Heidecker Altstadt deutlich verschönert. Die Technische Hochschule Nürnberg hat sich mit Konzepten für leer stehende Scheunen am Südlichen Stadtgraben befasst. Hier würden bereits Gespräche mit den Eigentümern laufen, in der Hoffnung auf eine Umsetzung. Seit kurzem stehe am Bahnhofsplatz ein werbefinanzierter Kleinbus zum Ausleihen bereit.

Eine wichtige Aufgabe sei es zudem, neues Bauland zu finden. Kürzlich wurden in Laibstadt, Schlossberg und Seiboldsmühle rund 55 Bauplätze ausgewiesen. Auch im Bereich Gewerbeflächen sei man einige Schritte weitergekommen. Der Aufstellungsbeschluss für das Gebiet am Kohlbuck sei gefasst.

Als Aufgaben für das laufende Jahr nannte Beyer die Sanierung des Hauses St. Benedikt mit Bücherei und Jugendraum, die Straßenbaumaßnahmen Schlossberg-Haag und Altenheideck-Tautenwind, die Schulsanierung, eine neue Kindergartengruppe und eventuell sogar einen Neubau für die steigende Kinderzahl. Dazu kämen die Erschließung der Wohnbaugebiete Laibstadt und Seiboldsmühle, die Ausweisung eines Wohnbaugebietes in Heideck und sogar den Bau eines Familienerlebnispfades auf dem Schlossberg.

Viele Aufgaben, wozu auch die Bürgerinnen und Bürger ihren Beitrag leisten können. Dass dies bereits schon im vergangenen Jahr geschehen war, dafür bedankte sich Bürgermeister Beyer ausdrücklich. "Jeder Einzelne trägt ein bisschen zu der großen Gemeinschaft bei und nur gemeinsam können wir Dinge bewegen und voranbringen", betonte er.

Stadtpfarrer Josef Schierl freute sicj in seiner Ansprache, dass es "in unserer Stadt viele Gruppen gibt, die sich für das Wohl der Menschen einsetzen". Auch er biete seine Mitarbeit an. Gewissermaßen ein Gleichnis war seine Erzählung von einer Spinne, die ihr Netz nach unnützen Fäden untersuchte. Ein Faden nach oben schien unnütz, denn er hatte noch nie eine Fliege gefangen. Also biss ihn die Spinne ab, worauf das ganze Netz zusammenfiel. Daher, so Schierl, dürfe man "den Faden nach oben" bei all seinem Tun nicht vergessen.

Ruppert Zeiner, der Vorsitzende der Ortsgruppe Heideck des Landesbunds für Vogelschutz, spann diesen Faden weiter und fragte sich, was das beste Spinnennetz helfe, wenn es keine Insekten mehr gäbe. Damit erinnerte er an das Volksbegehren für Artenvielfalt, in das man sich vom 31. Januar bis zum 13. Februar im Rathaus eintragen könne.

Manfred Klier