Roth
Bio-Markt nach Feierabend

Öko-Modellregion will mit Projekt neue Wege gehen - Direktvermarkter aus dem Landkreis interessiert

18.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:16 Uhr
Zuversichtlich, dass es bald einen Bio-Feierabendmarkt geben wird, sind Thomas Pichl (rechts), der Wirtschaftsförderungschef des Landkreises Roth, Projektmanager Daniel Mettke, Hannah Schröder und Michael Rittershofer (von links), die funktionierende Direktvermarktungsmodelle vorstellen. −Foto: Leykamm

Roth/Hilpoltstein (HK) Die Öko-Modellregion aus den Landkreisen Roth, Nürnberger Land und der Stadt Nürnberg, soll weitergeführt werden. So die ökologisch frohe Botschaft einer Informationsveranstaltung über kollektive Direktvermarktung im Landratsamt. Mehr noch: Das Projekt könnte die mit der Einrichtung eines Bio-Feierabendmarkts ganz neu durchstarten.

Projektmanager Daniel Mettke gab sich schon einmal zuversichtlich: "Die nötige Zahl an Betrieben kriegen wir zusammen." Mit dem Tag nach der Versammlung startete denn auch schon die Vorabfrage. Das Konzept erläuterte am Vorabend Mettke selbst: Auf dem Heimweg von der Arbeitsstelle sollen sich die potenziellen Besucher eines solchen Marktes bewusst Zeit nehmen können, sich mit regionalen Produkten auseinanderzusetzen, sie ohne Stress einzukaufen und dabei Kontakt mit den Vermarktern und Erzeugern aufnehmen. All dies umrahmt von einem "niedrigschwelligen Kulturprogramm" mit Informationen und Livemusik.

Der Modellregionbetreuer setzte beispielhaft einen Rahmen von einem Vierteljahresrhythmus. Im Wechsel könnten solche Märkte beispielsweise innerhalb eines Jahres in Lauf, dann in Roth, Wendelstein und schließlich in Hersbruck stattfinden. Ein Besucher des Treffens schlug noch einen wesentlich engmaschigeren Terminplan vor. Als Öffnungszeit böten sich die Stunden zwischen 16 und 20 Uhr an, so Projektmanager Mettke. Auftakt könnten die Bio-Erlebnistage im Herbst als eine Art Vorstufe bilden. Die Idee sei ganz sympathisch, so die Resonanz im Saal, es brauche dazu aber auch ein "gewisses Potenzial an Biobauern", das es aber aufgrund der großräumigen Öko-Modellregion auch gebe.

Nach der Veranstaltung machte ein Buffet mit regionalen Häppchen schon mal Appetit auf den Bio-Feierabendmarkt. Zum Einstieg in den Infoabend hatte es zuvor bereits einen passenden Vorgeschmack gegeben, als zwei Modelle funktionierender kollektiver Direktvermarktung vorgestellt wurden.

Den Anfang machte die Studentin Hannah Schröder, die für ihre Bachelorarbeit an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde das französische Modell der "Boutiques paysanne" unter die Lupe genommen und geprüft hatte, ob sich dieser Zusammenschluss von Bio-Landwirten in diesen "Ländlichen Läden" auch als Blaupause für den hiesigen Landkreis empfehlen würde. Ein solcher Laden wird von den Erzeugern aus etwa 80 Kilometer Umkreis gemeinsam betrieben. Die Gesellschaftsformen können dabei ganz unterschiedlich sein. Einer der Produzenten soll während der Verkaufszeiten immer anwesend im Laden sein. Andere rechtliche Vorgaben könnten es einem solchen Modell allerdings in Deutschland schwer machen, sich durchzusetzen. Zudem es hierzulande bereits sehr viele konkurrierende Bioläden gebe - im Gegensatz zu Frankreich.

Michael Rittershofer von der Öko-Modellregion Isental nordöstlich von München stellte das Vermarktungsmodell der "Tagwerk eG" vor. Sie nahm 1984 ihren Anfang durch eine Initiative von Verbrauchern, die nach heimischen Bioprodukten verlangten. Gemeinsam mit vier Biobauern wurde eine Genossenschaft gegründet - heute sind es 130. Weiterverarbeitende Betriebe kamen dazu. Allerdings wurde im Lauf der Zeit das Sortiment auch für Produkte jenseits des Bio-Anspruchs geöffnet. Doch dadurch seien "die Umsätze auch bei den Bioprodukten gestiegen", rechtfertige Rittershofer diesen Schritt.

Neuester Coup ist ein großflächiger Bio-Haferanbau als Ergebnis einer Kooperation mit einem Frühstücksflockenhersteller, welche zunächst die Getreideverwertung sicherstellen sollte. "Da wollen wir auch hin", hieß es dazu visionär im Saal. Nun aber ist erst einmal das Projekt Bio-Feierabendmarkt an der Reihe.

Jürgen Leykamm