Pyras
Mit dem Fahrrad um die Welt

Marc Bernreuther startet eine große Reise

22.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:27 Uhr
Die Reisetaschen sind gepackt: Marc Bernreuther will auf sein Rad steigen und zu seiner Weltreise starten. −Foto: Foto: Bader

Marc Bernreuther will um die Welt. Beim Brauereifest am kommenden Sonntag in Pyras setzt sich der Sohn von Brauerei-Chefin Marlies Bernreuther auf den Sattel und startet auf seine weite Reise. 28 Länder will er bereisen, bevor der 25-Jährige in einem Jahr wieder nach Pyras zurückkehrt.

Einmal rund um die Welt. Das ist das Ziel von Marc Bernreuther aus Pyras. Schon am kommenden Sonntag geht es los. Aber er hat keine Flugtickets in der Tasche, er hat kein gebuchtes Hotel und erst recht keinen Reiseführer. Auf all das verzichtet der 25-Jährige ganz bewusst. Denn er unternimmt eine Abenteuerreise mit seinem Rad.

"Ich werde furchtbar einsam sein", sagt Marc Bernreuther, wenn er an die vielen Stunden denkt, die er im Sattel sitzen wird. 33440 Kilometer sind es laut seinem Plan. Und möglichst genau in einem Jahr will er die ganze Strecke bewältigen. Ohne Helfer und Reserven, auch keine finanziellen. Denn obwohl Marc Bernreuter der Sohn von Brauerei-Chefin Marlies Bernreuther ist, wird es "keine bezahlte Werbetour werden", wie er betont. "Ich muss mit dem auskommen, was ich mir bis jetzt gespart habe und muss auf der Reise auch Geld verdienen."
Es ist aber nicht die erste große Reise, die Marc Bernreuther jetzt in Angriff nimmt. Schon im Alter von 16 Jahren war er in der weiten Welt unterwegs, beim Bildungsprojekt "Klassenzimmer unter Segeln". Hier leben und lernen Schüler der 10. Jahrgangsstufe sechs Monate lang auf dem Dreimastsegelschiff Thor Heyerdahl. Damals ging es für Bernreuther mit 30 anderen Jugendlichen und 16 Lehrern über den Atlantik bis nach Panama und zurück über Kuba, die Bermudas und die Azoren in Richtung Hamburg. "Es war eine einzigartige Erfahrung", sagt Marc Bernreuther heute. "Und vielleicht hat das mein Reisefieber geweckt."

Nach der Schulzeit, die er in einem Internat am Ammersee absolvierte, studierte Bernreuther TV-Journalismus in München. Das kommt ihm jetzt auf seiner Reise zugute - und zugleich allen, die sein Abenteuer mitverfolgen wollen. "Ich werde nicht nur Fotografieren und meine Reisedaten auf Instagram veröffentlichen, ich möchte während der ganzen Reise auch kurze Filme drehen und sie auf meine Homepage stellen."

Sein ursprüngliches Berufsziel TV-Moderator hat er nach dem Studium erst einmal aufgegeben. "Mit dem, was man da verdient, kann man in München nicht leben", sagt Bernreuther, der zuletzt bei zwei großen Sportartikelhändlern arbeitete. "Die Arbeit war interessant und ich hatte auch gute Karrierechancen", sagt Bernreuther im Rückblick. "Trotzdem habe ich mich irgendwann gefragt, ob ich das wirklich mein Leben lang machen will." Deshalb entschloss er sich, den Job hinzuschmeißen und sein Abenteuer zu starten. Gut trainiert dafür ist er jedenfalls. Heuer und schon im vergangenen Jahr absolvierte er den Rother Challenge-Triathlon über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen.

Und auch sonst fühlt sich Marc Bernreuther gut gerüstet: "Ich habe die Erfahrungen auf dem Schiff und ich bin mit meiner Mutter schon viel unterwegs gewesen." Gut erinnert sich der 25-Jährige auch an den Moment, als er eines Tages eine Weltkarte geschenkt bekam, bei der alle Länder von einer silbergrauen Schicht bedeckt waren. "Da konnte man sich die Länder freirubbeln, die man schon besucht hat." Bernreuther rubbelte und rubbelte und stellte fest, dass er bislang erst einen Bruchteil der Welt gesehen hat. Das aufkeimende Reisefieber und der Wunsch, sich über seine Zukunft klar zu werden, kamen für ihn genau zum richtigen Zeitpunkt zusammen: "Jetzt kann ich noch ohne Probleme weg. Ich habe noch keine eigene Familie, die dann daheim bleiben und auf mich warten müsste." Nicht einmal ein halbes Jahr hat Marc Bernreuther gebraucht, um die Idee in eine fertige Reiseroute zu verwandeln. Die Entscheidung, sich mit dem Rad auf den Weg zu machen, war aus der Not heraus geboren. "Ich habe kein Geld für teure Flugreisen. Das Rad ist einfach das günstigste Verkehrsmittel." Klar war für ihn auch: "Ich muss in Richtung Osten losfahren, wenn ich nicht gleich auf ein Schiff steigen will." So erarbeitete er sich Land für Land seinen Streckenplan: Über Ungarn, Bulgarien und Usbekistan in Richtung China, über Indien, Laos und Singapur nach Australien und schließlich über die USA und Portugal wieder zurück in Richtung Heimat. So kommen die errechneten 33440 Kilometer zusammen, die er in den kommenden 365 Tagen zurücklegen will. Läuft alles nach Plan, ist er beim Brauereifest 2019 wieder zu Hause.

In seinem Plan hat Marc Bernreuther genau festgelegt, wie viele Tage er in einem Land bleiben will. Das reicht dann von nur zwei Tagen für Singapur bis hin zu zwei Monaten in Australien. "Ob das alles so klappt, ist die große Frage. "Vielleicht dauert es ja auch etwas länger und ich komme erst nach zwei Jahren zurück", sagt er. Nach einem langen Blick auf die Weltkarte zuckt er mit den Schultern, lächelt, und fügt dann noch hinzu: "Vielleicht werden es auch fünf Jahre."

Bernreuther lässt deshalb offen, ob er sich - abgesehen von den vielen Unwägbarkeiten einer so langen Reise - genau an seine detaillierte Route hält. Vielleicht bleibt er auch länger, wo es ihm gerade gut gefällt. Und auch der ein oder andere Abstecher in ein benachbartes Land sei da immer denkbar. "Tibet wäre zum Beispiel ein Traumziel", sagt er. "Aber das haben schon so viele versucht und durften nicht einreisen, da mache ich mir wenig Hoffnung."

Doch nicht nur die Sehenswürdigkeiten der weiten Welt könnten Marc Bernreuther aufhalten: Er muss unterwegs nämlich nicht nur kräftig in die Pedale treten, sondern auch arbeiten, um das Geld für die Weiterreise zu verdienen. Das finanzielle Polster, mit dem er an den Start seines Abenteuers geht, ist gering: "Ich hatte mir 5000 Euro zusammengespart, doch davon ist das meiste schon für die Ausrüstung draufgegangen."

Was man alles mitnehmen muss? "Ich bin nicht der Erste, der auf die Wahnsinnsidee kommt, mit dem Rad um die Welt zu fahren. Da gibt es einige Bücher, die mir sehr weitergeholfen haben." Also hat Bernreuther die Erfahrungen anderer Fahrradreisender zusammengetragen und dann das entsprechende Material für seinen eigenen Trip gekauft: "Zelt, Isomatte, Schlafsack, Campingkocher, Topf, Geschirr und natürlich eine Reiseapotheke", zählt er auf. Dazu kommen noch das nötige Kameraequipment für die schon erwähnten Filmaufnahmen und das Mobiltelefon, das ihm auch als Navigationsgerät dient.

Für die kleine Kamera und das Handy musste er sich zudem um die Stromversorgung kümmern. "Ich habe ein kleines Solarmodul auf dem Gepäckträger, das alle Akkus während der Fahrt laden soll", sagt er. Für sein Handy will er aber eine noch verlässlichere Lösung, schließlich soll es auch dann funktionieren, wenn es fünf Tage lang nur regnet und kein einziger Sonnenstrahl die Solarzellen erreicht. "Ich hatte gehofft, dass ich einen Fahrraddynamo mit USB-Anschluss bekomme. Aber so etwas scheint es noch nicht zu geben, deshalb ich bastele ich gerade an einer eigenen Lösung."

Rund 45 Kilogramm wiegt seine Ausrüstung, die er in fünf Radtaschen transportiert. Dazu kommt noch das Gewicht des Fahrrads, das mit weiteren 15 Kilogramm zu Buche schlägt. "Das Fahrrad war übrigens das letzte, was ich mir gekauft habe. Ich bin zwei Wochen vor dem Start gerade mal eine Proberunde damit gefahren." Das Rad, das ihm mindestens ein Jahr treue Dienste leisten soll, ist eine Mischung aus Trekking- und Rennrad. "Ich muss zwar die ganze Ausrüstung unterbringen, wollte aber auch sportlich fahren können."

Los geht es am kommenden Sonntag ab 13 Uhr beim Brauereifest in Pyras. "Da habe ich dann auch noch einmal die Chance, meine Geschwister Maya und Julius zu sehen, die bis dahin noch im Urlaub sind", sagt der älteste Sohn der Brauereichefin. Da an diesem Tag viele Gäste zum Kinderfest der Brauerei kommen, ist ein Abschiedsfest für den Weltreisenden geplant. "Es ist gut, dass es nicht im kleinen Kreis der Familie ist, sonst wäre es bestimmt extrem emotional", sagt der 25-Jährige.

Nach seiner Abreise kann er mit seiner Familie und seinen Freunden nur noch über das Handy Verbindung halten. "Ich hoffe, dass mir auch viele schreiben und auf diese Art bei meiner Reise dabei sind - sonst wird es wie gesagt sehr einsam."
 

NEUES VON UNTERWEGS

Auch wenn Marc Bernreuther ab dem kommenden Sonntag von seiner Heimat immer weiter entfernt ist - unsere Zeitung begleitet den 25-Jährigen auf seiner langen Reise durch die Welt. Einmal pro Woche berichten wir davon, was Marc Bernreuther erlebt hat und wo er sich gerade befindet. Auch im Internet gibt es unter www.donaukurier.de/weltreise regelmäßig neue Informationen. Hier sind auch weitere Bilder und kurze Filme zu sehen, die Bernreuther während seiner Fahrt erstellen wird. Weitere Informationen gibt es auf seiner Homepage www.bikepackmarc.com und auf Instagram unter der Adresse @bikepackmarc.

Kai Bader