Weihnachten am Strand und ein überraschender Begleiter aus Weißenburg

28.12.2018 | Stand 02.12.2020, 14:57 Uhr
Ausruhen am Strand: Eine verlassene Fischerhütte bietet optimale Bedingungen. −Foto: Bernreuther

Lieber gemeinsam statt einsam: In einer ganzen Gruppe von Radreisenden, die ursprünglich alle als Einzelkämpfer zu ihrer Weltreise aufgebrochen sind, hat Marc Bernreuther sein Weihnachtsfest an einem Strand im Oman verbracht.

Kurz vor dem Heiligen Abend hat die Gruppe unerwartet Verstärkung aus Weißenburg gekommen. Die Welt kann manchmal so klein sein.

Tag 117 (Bidiyah/Oman): Weiter geht die muntere Reise in der Gruppe in Richtung Küste, wo wir zusammen Weihnachten feiern wollen. Ich habe mich so langsam wieder vom vergangenen Wochenende erholt und deshalb heute für die erste Hälfte der Strecke ein wenig von der Gruppe abgesetzt, um auf die Tube zu drücken. Eine kleine Party am Straßenrand gibt es heute, als Emily und Millan die 7000-Kilometer-Marke knacken. Ich knacke bald die 5000!

Tag 118 (Wadi Bani Khalid/Oman): Unsere Gruppe wächst! Über gemeinsame Freunde habe ich schon vor vielen Wochen Kontakt zu Tobi aus Weißenburg aufgenommen. Er hat mir im Iran sogar schon einmal Ersatzteile für meine Tasche per Post zukommen lassen. Durch den stetigen Kontakt haben wir gestern herausgefunden, dass er nur drei Kilometer von uns entfernt sein Zelt aufgeschlagen hat. Ich schicke die anderen Drei voraus und hole Tobi ab. Nach so vielen Wochen Kontakt über die sozialen Medien ist das erste Treffen schon so vertraut, als würde man sich schon lange kennen. Der eine harte Berg, den wir hinauf müssen, lässt mich spüren, dass meine Beine immer noch etwas lahm sind. Oben am Gipfel haben wir die anderen wieder eingeholt. Als wir in einem kleinen Örtchen kurz vor unserem Tagesziel noch mal Pause machen, stößt tatsächlich noch ein weiterer Radreisender zu uns. Luis ist 24, aus Berlin, studiert an der Sporthochschule in Köln. Kurz darauf sind wir quasi im Paradies angekommen. Es handelt sich um eine Oase in den Bergen. Und für vier Euro können wir uns bei einem Buffet noch so richtig die Bäuche vollschlagen.

Tag 119 (Bani Khalid/Oman): Mit Luis und Tobi haben wir in unserer Gruppe aus sportlicher Sicht ein ordentliches Upgrade bekommen. Mit den anderen machen wir einen Treffpunkt für den Nachmittag aus, dann schüren Tobi, Luis und ich im Dreierverbund los. Wie eine Dampflok holzen wir trotz Gegenwind über die Autobahn. Später suchen wir alle gemeinsam wieder einen Ort zum Campen in der Wüste. Man merkt, dass wir alle schon unsere Erfahrungen gesammelt haben und jeder eine eigene Vorstellung von einem perfekten Camp hat. Leider unterscheiden sich diese Vorstellungen teilweise und die Suche ist so in gewisser Weise ein Prozess. Schlussendlich werden wir uns aber natürlich einig.

Tag 120 (Ras al Hadd; Oman): Wir fahren alle gemeinsam los bis zu einer Tankstelle. Tobi und Dali werden etwas länger im Oman bleiben und schaffen es in der Nähe der Tankstelle, ihr Visum zu verlängern, das sonst nur 30 Tage gültig ist. Anschließend trennen wir uns wieder. Dali, Emily und Millan wollen die Fahrt bin zu dem Strand, an dem wir gemeinsam Weihnachten verbringen wollen, auf zwei Tage splitten, Tobi, Luis und ich wollen dagegen heute schon dort ankommen. Also heißt es nochmal 100 Kilometer heizen. Ich hatte seit dem Halbmarathon keinen Pausentag. Die zweiten 50 Kilometer muss ich deshalb richtig beißen und wenn die anderen beiden nicht rausgenommen hätten, hätte ich nicht mehr mithalten können. An unserem Zielstrand finden wir an einer verlassenen Fischerhütte einen super Platz, um unser Lager aufzuschlagen. Dann gehen wir im Meer schwimmen. Ich bin richtig froh, jetzt erstmal ein paar Tage nicht radeln zu müssen. Weihnachten kann kommen!

Tag 122 (Ras al Hadd; Oman): Weihnachten im Oman und das mit einer großen Gruppe von Radreisenden aus ganz Europa: Mit meinen neuen Freunden diesen Heiligen Abend zu verbringen, war einfach perfekt. Wir haben ein großes Lager am Strand aufgeschlagen. Und zwar genau dort, wo der Persische Golf in den Indischen Ozean übergeht. Am Abend haben wir Fische und Gemüse über dem offenen Feuer gegrillt. Es hat sich einfach wunderbar angefühlt, an diesem Platz zu sein und dabei von Menschen umgeben zu sein, die sich genauso glücklich fühlen, diesen Moment gemeinsam zu erleben.