Ob Einheimische oder Fremde: Lauter nette Leute im Oman

14.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:02 Uhr
Der Weltreisende bleibt nicht allein: Im Oman trifft Marc Bernreuther Radfahrer aus aller Welt - Begleiter auf Zeit. −Foto: Bernreuther

Marc Bernreuther kann's nicht lassen.

Auf seiner Weltreise mit dem Rad hat der 26-Jährige auch nach knapp vier Monaten noch genügend Kraft in den Beinen, um auf seinem Abenteuertrip nebenbei noch einen Halbmarathon zu bestreiten. Nach seinem Rennen in der armenischen Hauptstadt Jerewan will Bernreuther an diesem Wochenende an einem Wettkampf in der omanischen Hauptstadt Muscat teilnehmen. Den Weg von Dubai dorthin bestreitet er nicht allein. Zwischenzeitlich ist Bernreuther Teil einer sechsköpfigen Gruppe, die sich inzwischen aber geteilt hat.

Tag 103 (Al Madam/Vereinigte Arabische Emirate): Etappe Nummer 3 beginnt. Von der großen Gruppe an Radfahrern, die zusammen auf der Fähre nach Dubai war, sind noch Daribor aus Tschechien und ich übrig. Daribor fand meinen Oman-Plan gut und er hat sich mir angeschlossen. Ich wollte sowieso mal ausprobieren, wie es sich zu zweit so reisen lässt und so sind wir zusammen in Dubai losgefahren. Als wir die Grenze zum Oman erreichen, werden wir abgewiesen. Hier dürfen nur Autos durch. Wir müssen also einen Umweg nehmen. Macht auch nichts. Zu zweit zu reisen, heißt Kompromisse eingehen. Zurück in einer Ortschaft, will Daribor das Lager aufschlagen. Ich habe bislang meist in der Natur gecampt, diesmal übernachten wir hinter einer Tankstelle. Wenigstens kann man hier frisch einkaufen und so besorge ich uns Alugrillschalen und frisches Gemüse, das wir über dem Feuer grillen.

Tag 104 (Hatte/Vereinigte Arabische Emirate): Heute ist es heißer als gestern, zirka 33 Grad. Mir taugt das! Daribor kommt dagegen mit der Hitze nicht so gut zurecht und so machen wir einige Pausen. Wir schaffen es nicht so weit wie geplant. Morgen geht es wohl über die omanische Grenze und hoffentlich ans Meer.

Tag 105 (Shinas/Oman): In einem neuen Land anzukommen, ist immer beflügelnd, aber das hier ist erst der Anfang. Auf perfekten Straßen fahren wir bis zum ersten Ort angenehm seicht bergab. Von der Straße aus ist bereits das Meer zu sehen. In Shinas angekommen, suchen wir uns erstmal ein indisches Restaurant. Anschließend gehen mein Mitstreiter Dali, wie ich ihn mittlerweile freundschaftlich nenne, und ich eine SIM-Karte besorgen. Standardprozedur in einem neuen Land. Für unser Nachtlager finden wir einen perfekten, überdachten Platz direkt am Strand. Als wir gerade unser Camp aufgeschlagen haben, kommen noch ein paar junge Männer an den Strand und laden mich zum Fußballspielen ein. Als die Jungs zum Gebet abzischen, gehe ich noch kurz im Meer baden, bis die letzten Sonnenstrahlen verschwunden sind. Als ich mich in meinem Zelt umziehe, ist es bereits stockfinster. Plötzlich kommt ein Auto angerauscht und zwei Männer mit drei Tüten steigen aus. Sie stellen die Tüten auf unseren Tisch und sagen: "Hello! Welcome to Oman my friends! " Dann drehen sie sich um und verschwinden wieder, noch bevor ich aus dem Zelt kriechen kann. In den Tüten sind Getränke, Brot und ein heißes, frisches Backhendl! Dali und ich können unser Glück kaum fassen und sitzen während des gesamten Abendessens nur da und schütteln lächelnd den Kopf. Wenn der Oman die ganze Zeit so gut zu mir bleibt, muss ich wirklich schauen, dass die nächsten Reiseziele mich nicht alle enttäuschen.

Tag 108 (Sohar/Oman): Die letzten zwei Tage lassen sich wunderbar zusammenfassen: Sonne genießen, mit Omanis Fußball spielen, drei- bis fünfmal am Tag im Meer schwimmen gehen, am Strand laufen, lesen und mit großen Säcken Müll vom Strand aufsammeln (Oman hat wie die meisten Länder leider ein Müllproblem). Ich hätte problemlos noch ein wenig so weitermachen können, doch Dali und ich haben heute beschlossen, einer Einladung zu folgen und unser Traumcamp am Strand abzubrechen. Wir fahren an der Küste entlang in die nächste Stadt Sohar. Dort erwarten uns Manu und Magda, zwei Radreisende aus Münster und ihre Gastgeber Annelie und Anton aus Südafrika, die uns heute bei sich aufnehmen. Magda backt Weihnachtsplätzchen und Anton hat ein Barbecue geplant. Könnte wesentlich schlimmer sein.

Tag 109 (As-Suwaiq/Oman): Heute ist Gruppentag angesagt im Oman. Wir sind zu viert bei unseren Gastgebern in Sohar losgefahren und haben dann noch ein weiteres Pärchen Radreisender aus Frankreich und Spanien aufgesammelt. Es ist lustig, wie sich über verschiedene Verbindungen mit der Zeit eine richtige Radfernreisenden-Community bildet. Nach etwa 45 Kilometern teilt sich unsere Gruppe jedoch. Dali fährt mit Emily und Millan in Richtung Berge und ich halte weiterhin an der Hoffnung fest, dass ich am Wochenende an einem Wettkampf teilnehmen kann. Deshalb fahre ich mit Manu und Magda bis nach As-Suwaiq, wo wir bei Nici und Shawn auf einer riesigen Gemüsefarm eingeladen sind. Der Kontakt kam über die App 'Warm Showers' zu Stande, aber neben einer warmen Dusche bekommen wir auch ein Sterne-würdiges Abendessen und einen preisverdächtigen Rotwein in einem wirklich schönen Farmhaus. Zum Dessert gibt es dann auch noch Lebkuchen. Unfassbar! Als ich Nici von meinem Plan erzähle, eventuell am Spartan Race teilzunehmen, mir aber bislang keiner von den Veranstaltern dieses Hindernisrennens geantwortet hat, hat sie einen viel besseren Vorschlag und berichtet mir von einem Halbmarathon, der am Samstag in der Nähe von Muscat stattfindet. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich am Wochenende ein Rennen haben werde, ist somit um ein Vielfaches gestiegen.