Nach 40 Tagen in Istanbul angekommen: Kraft tanken für die Weite Asiens

05.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:32 Uhr
Einen verregneten Empfang in der Türkei erlebt Marc Bernreuther. Die große Erkenntnis ist jedoch, dass selbst die miesesten Tage noch eine gute Wendung nehmen können. −Foto: Bernreuther

Auf zu neuen Kontinenten: Marc Bernreuther, Sohn der Pyraser Brauereichefin Marlies Bernreuther, ist auf seiner Weltreise mit dem Rad in Istanbul angekommen.

40 Tage nach seiner Abfahrt beim Pyraser Brauereifest hat der 25-Jährige den ersten großen Abschnitt seines Weltreiseplans vollendet. Seine Zwischenbilanz: 7 Länder, 2384 Kilometer, 18616 Höhenmeter, elf Mal Campen in der Wildnis, neun Schlafplätze bei Freunden, Familie und Fremden, zwei Platten. Auf der anderen Seite des Bosporus wartet das weite, weite Asien und die zweite große Etappe seiner Weltreise.

Tag 35 (Plowdiw - Sozopol/Bulgarien): Ich reinige ausgiebig mein Fahrrad und packe meine Taschen. Anschließend packe ich das saubere Rad und die Taschen in Janis' VW Bus. Wir fahren ans Meer! Mein Kumpel Janis kitet leidenschaftlich gern und es ist hammermäßiger Wind angesagt. Ich möchte weiter in die Türkei und deshalb haben wir beschlossen, gemeinsam bis nach Burgas zu fahren und dort eine Nacht gemeinsam im Bus zu campen. Als wir etwas weiter südlich in Sozopol an unserem Camp-Platz ankommen, ist das Wetter katastrophal. Aber mein Herz macht trotzdem einen Hüpfer, als ich das Meer sehe.

Tag 36 (Sozopol - Zvezdets): Der bislang härteste Tag meiner Reise. Zwölf Grad und Dauerregen, dazu Wind mit bis zu 50 km/h. Aber am härtesten war es wohl, dass ich nach sechs Tagen in bester Gesellschaft wieder alleine losgezogen bin und mich zwischenzeitlich wirklich einsam gefühlt habe. Mit meiner abklingenden Erkältung habe ich dann heute nicht voll gegen den Wind angekämpft und bin auch nicht so lange gefahren. Schließlich möchte ich gesund bleiben.

Tag 37 (Zvedzteds - Beypinar/Türkei): Heute hab ich mich wirklich angestellt. Ich wurde von einem Taxifahrer verarscht und habe dabei noch meine einzige Pumpe verloren. Nach einem sehr verregneten Tag voller Wut auf mich selbst erfahre ich nun aber die volle Dröhnung türkischer Gastfreundlichkeit. Ich bin bereits auf drei Gläser Chai eingeladen worden und bin nun in einem kleinen Bauerndorf untergebracht. Benjamin, ein Bauer, der zunächst nur wissen wollte, wo ich herkomme, hat mich eingeladen, bei ihm zu wohnen und mit ihm zu essen. So zeigt sich mal wieder, dass selbst die miesesten Tage eine gute Wendung nehmen können.

Tag 38 (Beypinar - Beyciler): Ein Tag mit vielen weiteren Hürden, an dem ich mich aber wieder ein wenig zurückgekämpft habe. Ich hab nun wieder alle Teile beisammen, um selbstständig voranzukommen, auch wenn ich eine Panne habe. Das ist ganz wichtig für die Psyche. Das Gefühl aufgeschmissen zu sein, wenn etwas in der Pampa schief läuft, möchte ich so schnell nicht wieder haben. Heute zelte ich in einem Tal. Morgen sind es noch rund 30 Kilometer bis ans Meer und 110 bis nach Istanbul. Ich freu mich drauf.

Tag 39 (Beyciler - Istanbul): Ich bin noch vor dem Frühstück los. 30 Kilometer bis ans Meer. Dann erstmal schwimmen gegangen und direkt am Strand gefüllte Weinblätter, Brot und Bananen zu Mittag gegessen. Nach einer Kaffeepause an einem weiteren Strand habe ich mich dazu entschlossen, die 50 Kilometer bis nach Istanbul heute noch zu fahren, da auch meine Gastgeberin mich für heute Abend erwartet hat. Aber da hatte ich nicht ganz auf dem Zettel, dass Istanbul eine 20-Millionen-Einwohner-Stadt ist und in allen Belangen die mir bislang bekannten Dimensionen überschreitet. 30 Kilometer fünfspuriger Stadtverkehr von den Außenbezirken bis zur Innenstadt. Crazy! Ich habe dann beschlossen, den Umweg über den Küstenfahrradweg zu nehmen. Zu diesem Zeitpunkt war es schon dunkel. Kurz vor Schluss hatte ich dann noch einen Platten! Alles in allem ziemlich aufregend und ermüdend! Istanbul ist aber der Hammer und ich freue mich sehr darauf, alles mal bei Tageslicht und nicht vollkommen benebelt vor Erschöpfung zu erkunden.

Tag 40 (Istanbul): In Istanbul bin ich bei Nuray untergebracht. Sie ist eine Schulfreundin von mir. Besser hätte ich es nicht treffen können. Sie wohnt zusammen mit ihrem Sohn direkt am berühmten Taksim-Platz, mitten in der Stadt. Nuray zeigt mir einen ihrer Lieblingsplätze und wir schauen uns die berühmte Hagia Sophia an. Ein wirklich schöner Nachmittag. Aber ich merke die Strapazen der letzten Tage noch deutlich und bin relativ schnell schlapp. Aber so habe ich bereits einen super ersten Eindruck der Stadt bekommen können und weiß auch schon, welche Plätze ich mir am Wochenende noch genauer anschauen möchte. Außerdem wollen wir morgen früh gemeinsam klären, ob, wann und wie ich mit dem Bus sicher nach Georgien komme. Ich wäre ja gerne mit dem Orient-Express gefahren, aber da nehmen sie leider keine Räder mit.