Luft im Bauch und Wakeboarden im Sonnenuntergang

04.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:55 Uhr
Spaß vor Silvester: Eine Bootstour mit Wakeboard-Einlage lässt Marc Bernreuther die unerklärlichen Bauchschmerzen vergessen. Jetzt fliegt der Weltreisende weiter nach Sri Lanka. −Foto: Bernreuther

Servus 2019: Seit fast drei Wochen habe ich nun schon mit unerklärlichen Bauchschmerzen zu kämpfen.

Ich habe keine weiteren Symptome, nur einen dauerhaft stark aufgeblähten Bauch, der sehr druckempfindlich ist. Die erste Woche habe ich es komplett ignoriert, da ich gar nicht daran gedacht habe, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte. Doch dann habe ich angefangen, schlecht Luft zu bekommen, mit dem Gefühl, dass der Bauch auf die Lunge drückt, und ich habe mich ab und zu ein wenig matt gefühlt. Zu diesem Zeitpunkt habe ich angefangen, mir Gedanken darüber zu machen, was mit mir nicht stimmen könnte und was ich vielleicht ändern muss, damit sich wieder eine Besserung einstellt.

Dann kam Weihnachten. Die drei Tage in Folge mit üppiger Kost haben mir dann den Rest gegeben. Da ich aber keine akuten starken Schmerzen und weiterhin Appetit hatte, habe ich auch über die Festtage versucht, mir nicht zu sehr den Kopf darüber zu zerbrechen. Was jedoch zur Folge hatte, dass ich den 27. und 28. Dezember fast wie gelähmt am Strand rumhing und überhaupt nichts mehr machen konnte. Nach Rücksprache mit einer mir vertrauten Ärztin in Deutschland habe ich mir Medikamente besorgt, welche die Magensäureproduktion hemmen, und komplett auf Schonkost umgestellt. Die Anweisung lautete: "Mach dich auf direktem Weg in die Hauptstadt des Landes und lass dich untersuchen! Eine Ferndiagnose ist hier unmöglich zu erstellen und das hört sich nicht gut an. "

Brav und gehorsam habe ich mich also vom übrig gebliebenen Rest unserer Weihnachtsgesellschaft getrennt und mich alleine auf den Weg nach Muscat gemacht. 60 Kilometer mit dem Rad, dann hat mich ein Lastwagenfahrer mitgenommen, dann nochmal 15 Kilometer mit dem Rad. So habe ich es an einem Tag von Ras al Hadd in die Hauptstadt geschafft. Dass ich so nun noch einige weitere schöne Strände und eine schöne Fahrt an der Küste des persischen Golfs verpasst habe, hat mich traurig gestimmt, doch gerade angesichts der Tatsache, dass ich noch einen sehr weiten Weg vor mir habe und ich gesund meine nächsten Ziele Sri Lanka und Indien in Angriff nehmen möchte, stand der Arztbesuch auf der Prioritätenliste nun ganz oben.

In Muscat hat bereits Luis auf mich gewartet, der schon zwei Tage vorher losgefahren und am selben Tag in Muscat angekommen ist. Ich kam spät am Abend an und wir haben unter freiem Himmel an einer Steinküste der Stadt geschlafen. Am nächsten Tag führte mein erster Weg in das Muttrah Health Center. Von dort wurde ich weiter an eine "Privat-Klinik" überwiesen. Ich konnte diese Arztpraxis nicht mal als eine solche identifizieren, als ich direkt davor stand. Ein kleiner Schriftzug auf Höhe des zweiten Stockwerks des vierstöckigen Gebäudes verriet zwar, dass sich eine entsprechende Praxis dort befindet, der Eingang war jedoch durch eine Tür im Hinterhof, die ich niemals ohne fremde Hilfe gefunden hätte.

Alles sah etwas schmuddelig aus und ich war äußerst skeptisch, als ich das Gebäude betrat. Letzten Endes stellte sich der Besuch bei dieser unscheinbaren Praxis, die komplett in indischer Hand war, aber als echter Glücksgriff heraus. Ich kam sehr schnell dran, der Arzt war äußerst freundlich, untersuchte mich und war so ehrlich, dass er zu keinem klaren Urteil kommt und mich gerne an eine sehr gute Klinik überweisen würde. Er drückte mir den Überweisungsschein in die Hand, Geld wollte er für die Untersuchung nicht. Also fuhr ich weiter in das Krankenhaus. Hier wurde mir auch sofort und sehr zuvorkommend weitergeholfen, jedoch hat mich dieser Besuch natürlich eine gute Stange Geld gekostet (150 Euro). Ein guter Test dafür, was die abgeschlossene Langzeitauslandskrankenversicherung so kann.

Die schlechte Nachricht: Leider haben auch diese Untersuchungen keine weiteren Ergebnisse zu Tage gefördert. Die gute Nachricht: Gute Blutwerte, kein auffälliger Ultraschall. Diagnose: Luft im Bauch und druckempfindlich. Weitere Tests sind erforderlich, um Aufschluss zu bekommen. Mit diesem Ergebnis wurde ich wieder entlassen.

Glücklicherweise geht es mir mit der Schonkost und den Medikamenten jeden Tag ein kleines Stückchen besser, sodass ich am Abend zusammen mit Luis bei meinem Kumpel Ayub, den ich vor zwei Wochen in Muscat kennengelernt habe, aufs Boot konnte. Erst sind wir einmal die lange Küste der Hauptstadt abgefahren, anschließend durften Luis und ich bei Sonnenuntergang Wakeboarden. Dann hat Ayub uns bei seinem Bruder abgeliefert, wo wir wohnen können.  

Das Angebot, mit einer Gruppe deutscher Touristen und der omanischen Reiseführertruppe um Ayubs Bruder am Strand mit Barbecue und Alkohol Silvester zu feiern, haben Luis und ich trotzdem ausgeschlagen. Ich, weil ich einfach unbedingt schnell wieder gesund werden möchte und kein Risiko eingehen will, Luis, weil er am Neujahrstag die letzte Etappe zurück nach Dubai antritt, von wo aus er in zehn Tagen nach Hause fliegt. Wir haben also einen Filmabend gemacht und sind auf einen kleinen Berg gestiegen, um um zwölf Uhr ganz still und leise mit einem kleinen Dosenbier anzustoßen, das wir von unserem Gastgeber bekommen haben. Ohne Feuerwerk, ohne Menschen, ohne Musik.

Und ganz ehrlich: Es war richtig schön, sich die ganze Aufregung um den Jahreswechsel einfach mal zu sparen. Ich warte nun auf die Antwort meiner Krankenkasse, ob sie die weiteren Untersuchungen übernehmen und halte bis zu meinem Abflug nach Sri Lanka die Füße still und gebe meinem Körper die Chance, die Sache zu bewältigen.