Großes Staunen in Dubai und Abu Dhabi

07.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:04 Uhr
Der schwerste Kronleuchter der Welt begeistert Marc Bernreuther in der Scheich-Zayid-Moschee in Abu Dhabi. −Foto: Bernreuther

Genau am 100. Tag seiner Weltreise mit dem Rad hat für Marc Bernreuther ein neues Kapitel begonnen.

Der 26-jährige Abenteurer hat den Iran hinter sich gelassen und ist mit dem Schiff in Dubai angekommen.

Tag 98 (Bandar-Abbas/Iran): Ja, ich bin wieder unter den Lebenden. Wenn auch noch deutlich geschwächt, habe ich die nächtliche Busfahrt gut überstanden. Morgens um halb sechs kommen wir in der Hafenstadt Bandar-Abbas an und werden von einem anderen Klima in Empfang genommen. Heute hat es tagsüber 32 Grad - deutlich mehr nach meinem Geschmack. Wir organisieren unsere Fährtickets nach Dubai. Ich werde morgen übersetzen, die Schweizer in einer Woche.

Tag 99 (Bandar-Abbas/Iran): Endlich werde ich in meinem Zelt mal wieder wach, weil es um sieben Uhr morgens zu warm wird. Wie ich das vermisst habe! Ich begleite die beiden Schweizer noch zu ihrem Hafen und schmeiße meine Postkarten ein. Dann verabschieden wir uns. Ich muss noch zwölf Kilometer weiter zu einem anderen Hafen fahren. Der Boarding-Prozess ist umständlich und dauert lange, aber wenigstens wird mein ganzes Equipment gewogen und ich erfahre, wie viel ich für meinen Flug nach Sri Lanka in einem Monat noch abspecken muss. Das Ergebnis: 42,8 Kilo - passt perfekt. Außer mir sind noch ein Haufen anderer Radreisender auf der Fähre. Eine dreiköpfige deutsche Truppe, ein Tscheche, der den selben Virus erwischt hat, wie ich vor einer Woche, zwei Franzosen, die auf einem selbst gebauten Tandem unterwegs sind und noch ein deutsches Pärchen aus Münster. Alle haben ähnliche Routen und es wird sicher nicht das letzte Mal sein, dass sich unsere Wege kreuzen.

Tag 100 (Dubai/Vereinigte Arabische Emirate): Die Einreise dauert genauso lange wie die Ausreise. Der erste krasse Kontrast: die Frauen dürfen zuerst von Bord. Im Iran, wo die Frauen als Menschen zweiter Klasse behandelt werden, irgendwie undenkbar. Im Einreisebüro werden Frauen und Männer wieder getrennt hingesetzt, dann werden willkürlich Pässe eingesammelt, ab und zu ein paar Fragen gestellt, aber in der Regel die Pässe samt Stempel einfach wieder ausgeteilt. Da es 15 Angestellte, aber nur einen Stempel zu geben scheint, dauert die Prozedur dementsprechend. Auf dem Weg in die Stadt sortiert sich die Gruppe ein wenig aus. Mein Gastgeber Adam, den ich in Georgien kennengelernt habe, hat mir leider am Vorabend spontan mitgeteilt, dass ich doch nicht bei ihm schlafen kann, da sein Mitbewohner Besuch von seinen Schwestern bekommt. So schließe ich mich aus Kostengründen der Gruppe Deutscher für eine Unterkunft an und wir finden ein wirklich erschwingliches Gruppenzimmer. Nach dem Mittagessen löse ich mich von der Gruppe und mache meine eigene Stadttour. Ich gehe in die größte Mall der Welt und besuche meinen Freund Adam, der in der Mall arbeitet. Nach seinem Feierabend besuchen wir den Burj-Khalifa, den höchsten Turm der Welt, und wir schauen uns die Springbrunnen-Show vor dem Tower an. Eigentlich ist diese Verkörperung des Kapitalismus und Konsums nicht meine Welt, aber ich komme nicht drumherum beeindruckt zu sein.

Tag 101 (Dubai/Vereinigte Arabische Emirate): Ich lerne die Stadt noch ein wenig besser kennen. Am Abend merke ich erst, wie weit ich gelaufen bin, heute bestimmt 20 Kilometer. Später treffe ich mich mit Adam zum Ausgehen. Der Abend katapultiert mich schlagartig in meine Vergangenheit nach München zurück. Aufgebrezelte Mädels lassen sich von alten, dicken, Zigarre rauchenden Männern auf Drinks einladen. Wie meistens bei einem Clubbesuch, ist das Beste das Essen danach.

Tag 102 (Abu-Dhabi/Vereinigte Arabische Emirate): Adam hat heute seinen freien Tag und er hat vorgeschlagen, mit seinem Auto nach Abu Dhabi zu fahren. Abu Dhabi gefällt mir ziemlich gut. Es ist grüner als Dubai und alles ist etwas liebevoller. Überhaupt ist alles ziemlich gut organisiert, gepflegt und aufgeräumt hier. Zumindest in den Städten Dubai und Abu Dhabi bekomme ich das Gefühl vermittelt, dass Traditionelles mit fortschrittlichen Technologien gut in Einklang gebracht wird. Außerdem herrscht ein ziemlich schönes Miteinander verschiedenster Kulturen. Diskriminierung oder Bevorzugung einzelner Herkunftsländer konnte ich kaum feststellen. Ich muss gestehen, dass meine Vorurteile von Persien und Arabien eigentlich genau vertauscht wurden. Wir besuchen die Scheich-Zayid-Moschee in Abu Dhabi. Während des gesamten Aufenthalts schleift meine Kinnlade auf dem Boden. Die Schönheit ist atemberaubend. Die Moschee verfügt über den größten von Hand geknüpften Teppich sowie den schwersten Kronleuchter der Welt. Ich komme aus dem Staunen nicht heraus.