Entspannende Zwangspause auf Sri Lanka

18.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:49 Uhr
Ein sehenswertes Panorama bietet sich Marc Bernreuther nahe der Teeplantagen von Lipton. −Foto: privat

Die befürchtete Operation in Sri Lanka ist ausgeblieben, die Ärzte kurieren Marc Bernreuthers leichte Blinddarmentzündung vorerst mit Medikamenten.

Allerdings raten sie ihm auch vom Radfahren ab, die Reise um die Welt muss demnach wohl oder übel unterbrochen werden. Er nimmt es erst gezwungen hin, freundet sich mit der Zwangspause aber mehr und mehr an. Vor allem, weil er gerade Besuch aus München hat: Kumpel Martin ist da.

"Mit Zug, Bus oder Tuktuk reisen wir über die Insel. Dadurch habe ich viel Zeit, die Dinge mal von einer anderen Perspektive zu betrachten", sagt Bernreuther. Letztlich sei dies eine Abwechslung, die man bei einer solch langen Reise auch ersehne. So fahren die beiden in Begleitung zweier Jungs aus Taiwan zunächst zu den Stränden im Süden, in eine Region, die sich gut zum Wellenreiten eignet. "Der Zug ist langsam unterwegs und hält häufig. So hat man Zeit, die spektakuläre und sich rasch verändernde Landschaft zu bestaunen. Die Türen sind stets geöffnet und bieten den perfekten Sitzplatz, da die Abteile meist brechend voll sind. Gut festhalten! Für 120 Kilometer brauchen wir fast vier Stunden. " So hat sich am Reisetempo durch den Umstieg vom Rad auf die Schiene kaum etwas geändert. "In Weligama treffen wir Ayub, meinen Gastgeber aus Muscat, der mich noch vor zwei Wochen im Oman mit dem Boot zum Wakeboarden mitgenommen hat. Als ich ihm erzählt habe, dass ich nach Sri Lanka fliege, hat er sich spontan auch einen Flug gebucht. So entstehen Freundschaften. "

Die Gruppe bleibt zwei Tage in einem Guest House am Strand. Im Anschluss geht es für die beiden Deutschen mit dem Bus weiter Richtung Osten. In Tissimaharama besuchen sie ein kleines Musikfestival. "Wir scheinen die einzigen Mitteleuropäer dort zu sein, denn uns wird beim Tanzen ähnlich viel Aufmerksamkeit entgegengebracht wie der Band auf der Bühne. Als Martin und ich uns einmal aus den Augen verlieren, weiß ein wildfremder Mann, den Martin fragt, ob er den anderen white guy gesehen habe, sofort, wo ich zu finden bin. "

Die nächste Station heißt Ella. "Wir finden ein günstiges Hostel mitten in den Teebergen und nehmen uns einen ganzen Tag Zeit, um mit dem Roller die Lipton-Teeplantage und den zweithöchsten Wasserfall der Insel zu besuchen. Mit dem Roller durch die Plantagen zu fahren, macht unglaublich viel Spaß und an den Linksverkehr gewöhnt man sich schnell. "

Der nächste Ort, an den es Marc Bernreuther und seinen Freund verschlägt, heißt Kandy, er liegt in der Mitte der Insel. Allerdings gefällt es ihnen dort nicht besonders, nach eineinhalb Tagen brechen sie wiederum mit dem Zug auf, um erneut an die Küste im Süden zu fahren. Denn Martin will noch ein paar Tage am Meer verbringen, ehe er vier Tage später wieder abreist, er fliegt zurück ins kalte Deutschland. "Ich werde ihn zu seiner Abreise in die Hauptstadt begleiten und mein Visum für Sri Lanka verlängern. Anschließend werde ich mein Fahrrad wieder zusammenbauen und damit zurück in den Süden fahren. "

Aber das ist noch Zukunftsmusik. Bernreuther pausiert erst einmal weiter, er hat sich bei einem Surfhostel beworben. Dort will er arbeiten - gegen Kost und Logis. Plus ein Surfbrett, das er sich leihen will. An den freien Tagen will er mit dem Fahrrad die Insel weiter erkunden. "Ich habe eingesehen, dass es nicht darum geht, ständig möglichst viel Strecke mit dem Rad zurückzulegen. Vor allem, wenn meine Gesundheit nicht mitspielt. Mein Ziel war es, möglichst lange mit möglichst wenig Geld zu reisen und die Welt zu sehen. Und das geht auch, ohne sich zu ärgern, dass man nicht den ganzen Tag im Sattel sitzt. Ich fühle mich hier wohl und bin gespannt, wie es sein wird, mal eine längere Zeit an einem Ort zu verweilen. "