Ein hartnäckiger Wadlbeißer und ein lauschiger Platz im Militärstützpunkt

21.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:37 Uhr

Mehr als eineinhalbtausend Kilometer hat Marc Bernreuther inzwischen auf seiner Weltreise mit dem Rad zurückgelegt.

In der vierten Woche seines großen Abenteuers durchquert er gerade Rumänien. Nach etwas Entspannung in Cluj kämpft sich Bernreuther durch die Karpaten in Richtung Bukarest.

Tag 22 und 23: Um Cluj etwas besser kennenzulernen, war ich nach dem Frühstück beim Laufen. Das Paket, dass mir meine Freunde aus München geschickt haben, konnte ich am Samstag leider nicht abholen. Kein Problem, so habe ich wenigstens einen Grund, noch mindestens bis Montagmittag hier zu bleiben. Am Sonntag habe ich ausgiebig mit meiner Mutter telefoniert. Danach habe ich mein Bike ausgiebig gereinigt und wieder in Schuss für die nächste Strecke gebracht.

Tag 24: Ich muss noch Passbilder machen. Eine weitere Sache, die ich in Deutschland so lange vor mir hergeschoben habe, bis ich es vergessen habe. Außerdem will ich ja endlich das Paket abholen. Auch diesmal spricht die Frau am Schalter kein Englisch, sie kann mir aber ein wenig besser verständlich machen, wo ich hingehen muss. Ich hole das Paket ab und stelle fest, dass es zwar für mich ist. Es sich aber nicht um das von mir erwartete Paket meiner Freunde handelt, sondern um ein Paket mit Zahnbürsten von einer Firma eines Freundes. Auch nicht schlecht, aber über das andere Paket hätte ich mich wahrscheinlich ein wenig mehr gefreut. Noch einen Tag kann ich aber leider nicht warten, da auch unsicher ist, ob das Paket überhaupt ankommt. Daher sattle ich meinen Esel und verlasse Cluj. Meine Beine fühlen sich bis auf ein leichtes Zwicken in der linken Wade frisch an, das Berge fahren macht mir Spaß und die Straßen sind super. Da ich erst um die Mittagszeit losgekommen bin, schaffe ich zwar nur knapp über 100 Kilometer, angesichts der vielen Höhenmeter ist das aber auch eine ganz ordentlich Etappe. Als Belohnung gönne ich mir eine Pizza. Und als es bereits dämmert, suche ich auf einem Berg nach einem guten Zeltplatz. Das mit dem Timing muss ich noch ein wenig verbessern, denn die Sonne geht jetzt ja jeden Tag etwas früher unter. Aber der Sonnenuntergang ist der Hammer!

Tag 25: Also an das Zelten muss ich mich noch gewöhnen. Mir ist oft kalt, außerdem wache immer mitten in der Nacht auf, habe Durst und Hunger und schlafe unwahrscheinlich schwer wieder ein. Ich habe mein Zelt westlich des Waldes aufgestellt, weshalb ich von der aufgehen Sonne nichts mitbekomme. Meine Zeltplane und alles, was ich hinter dem Zelt geparkt habe, sind vom Raureif ziemlich feucht und können im Schatten nicht trocknen. Wieder was gelernt. Ich versuche mit meinem Handtuch alles bestmöglich trocken zu bekommen, trinke einen Kaffee und mache ich mich auf den Weg. Bis ich loskomme, ist es bereits 11 Uhr. Da merkt man schon deutlich, dass es langsam Herbst wird, weshalb sich meine Etappen nun wohl etwas verkürzen werden.

Gerade, als ich am späten Nachmittag über meinen heutigen Zeltplatz nachdenke, fahre ich an einem großen Privatgrundstück mit geöffneten Toren vorbei. Herausgeschossen kommen drei riesige, zottelige und ungepflegt aussehende Hunde. Ich fahre nicht besonders schnell, schließlich bin ich schon auf Feierabend eingestellt. Aber spätestens, als sie zu mir aufgeschlossen haben und immer noch nicht aufhören, mich aggressiv anzubellen, bekomme ich es mit der Angst zu tun. Es geht leicht bergauf, aber getrieben von der Angst habe ich mittlerweile ein ganz schönes Tempo drauf. Für solche Fälle habe ich zwar vorgesorgt und Steine in meinen Rucksack gepackt, die ich im Notfall werfen kann, um tierische Angreifer von mir fern zu halten. Aber jetzt - in voller Fahrt - nach den Steinen zu greifen und auf die Hunde zu werfen, ist undenkbar. Und so passiert's: Einer der Hunde schnappt doch tatsächlich nach meinem Bein, bekommt dann aber eine saubere Watschen von meiner hinteren Packtasche. Der Angriff ist endlich abgewendet. Aber ich habe Herzrasen und meine Oberschenkel brennen. Zeit sich eine Bleibe zu suchen.

Auf dem Weg sehe ich einige Plätze, an denen es mir sehr gut gefallen würde. Doch gerade als ich ein lauschiges Plätzchen gefunden habe, donnern unweit von mir fünf Panzer eine Schotterpiste entlang. Doch nicht so lauschig. Ich schaue auf meine Karte und stelle fest, dass ich mich in einem rot gestrichelten Areal befinde. Ein Militärstützpunkt. Also fahre ich noch ein wenig weiter.

Die ganze nächste Ortschaft ist ein riesiges Militärcamp und nicht zuletzt wegen meiner tiefen Aversion gegen das Militär weiß ich, dass ich in dieser Gegend keinen ruhigen Schlaf finden werde. Zehn Kilometer weiter komme ich dann an einem Feld vorbei, es liegt leicht versteckt und hat Morgensonne. Momentan ist hier auch gerade kein Hund zu sehen. Hier bleibe ich!