Thalmässing
Bei Modellversuch zählt jeder Tropfen

Sammlung von gebrauchtem Speiseöl aus Privathaushalten soll im November starten

16.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:24 Uhr
"Jeder Tropfen zählt" steht auf den Flaschen, die Hubert Zenk an die Mitglieder des Marktrats verteilt. −Foto: Foto: Karch

Thalmässing (HK) Thalmässing gehört wie die anderen vier Kommunen, die in der ILE Jura-Rothsee zusammengefasst sind, zu den Modellgemeinden, in denen die Firma Altfett Lesch zusammen mit der Deutschen Stiftung Umwelt die Sammlung von gebrauchtem Speiseöl aus Privathaushalten testen will. In der jüngsten Sitzung des Marktrats ist dieses innovative Vorhaben vorgestellt worden.

Probieren geht über Studieren: Projektleiter Hubert Zenk von der Altfettrecycling-Firma Lesch drückte jedem Mitglied des Marktrats in der Sitzung am Dienstagabend einen Kunststoffbehälter in die Hand. In einem solchen Behälter sollen Verbraucher künftig ihre Speiseöle aus dem heimischen Haushalt sammeln, Olivenöl von eingelegten Tomaten oder Pflanzenöl aus der Bratpfanne. Und schon wurden aus Zuhörern aktiv Fragende, die Details über das Vorhaben wissen wollten.

"Jeder Tropfen zählt" lautet das Motto dieses Projekts, das vorerst 20 Monate dauert. In dieser Zeit soll abgeklopft werden, ob die Verbraucher das Angebot, gebrauchtes Speiseöl zu sammeln und regelmäßig an einem Sammelautomaten gegen ein neues Gefäß auszutauschen, annehmen. In Nordspanien zum Beispiel gibt es dieses Angebot schon lange - und es wird gut genutzt, wie Hubert Zenk schilderte.

Nachdem das Vorhaben bereits in Erlangen, Fürth, im Kreistag Roth und bei der ILE Jura-Rothsee vorgestellt worden und auf großes Interesse gestoßen ist, erklärte Zenk nun am Firmenstandort in Thalmässing die Idee, die hinter diesem Plan steckt. Bisher sammelt die Firma Lesch, die gerade einen großen Neubau hochzieht, mit ihren inzwischen 35 Lastwagen und über 70 Mitarbeitern gebrauchtes Speiseöl von 22000 Kunden im gewerblichen Bereich in Bayern, Baden Württemberg, den südlichen Teilen von Sachsen und Thüringen sowie in Tirol und Voralberg ein. Dass die Firma seit 35 Jahren existiert und ein Pionier bei der Sammlung und Verwertung von Altfett ist, hätte Zenk im Thalmässinger Gremium eigentlich gar nicht mehr erzählen brauchen. Auch bei der Sammlung von gebrauchtem Speiseöl aus Privathaushalten will die Firma nun wieder Vorreiter sein.

Speiseöl, das in den Ausguss geschüttet wird, verursacht in den Kanalisationen große Probleme und hohe Kosten für die Reinigung. Im Restmüll macht es Probleme, weil es beim Verbrennen in den Müllanlagen h die Temperatur zu sehr erhöht . Andererseits ist das gebrauchte Fett kein Abfall, sondern ein wertvoller Energieträger mit hohem Energiewert. Da die Politik jetzt den Verbrauch von Biodiesel ankurbeln will, ist Altfett hier ein wertvoller Rohstoff. Denn Biodiesel aus Altfett hat eine um 90 Prozent höhere Treibhausgas-Anrechnung als herkömmlicher Biodiesel. Deswegen hat der Bayerische Landtag auch den Beschluss gefasst, dass geprüft werden soll, inwieweit die getrennte Sammlung und Verwertung von gebrauchten Speisefetten und -ölen aus privaten Haushalten gefördert werden kann. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt beteiligt sich an dem Modellversuch deshalb auch mit 50 Prozent der Kosten.

"Das Kernthema wird sein, dass alle mitmachen", zeigt sich Hubert Zenk überzeugt. Dafür werde es aber nötig sein, das Image von gebrauchtem Speiseöl zu verbessern. Die Firma Lesch investiert deshalb viel Geld in eine wertige Kunststoffflasche, die gut verschließbar ist und deshalb auch nicht unangenehm riecht, wenn sie monatelang im Küchenschrank steht,. Auch die Sammelbehälter, in denen die volle Flasche eingeworfen werden kann, sollen sich deutlich von normalen Containern unterscheiden. Wichtig werden auch die Standorte für diese Sammelbehälter sein, zum Beispiel an Supermärkten.

Wie die Ausgabe der Behälter erfolgt, ob sie verteilt werden oder beispielsweise im Rathaus abgeholt werden können, muss ebenso noch geklärt werden wie die Standorte. Los gehen soll die Aktion im November oder Dezember.

Wichtig werde vor allem die Aufklärung sein, unterstreicht Hubert Lesch. In Thalmässing soll das beispielsweise über das Mitteilungsblatt oder auch in Bürgerversammlungen geschehen, wie Bürgermeister Georg Küttinger zusicherte. Die Schule miteinzubeziehen, ist auch angedacht. "Am Anfang denkt man, so viel Fett haben wir doch gar nicht", berichtet Zenk aus den bisherigen Erfahrungen. Doch dann merke man, wie viel Fett zusammenkomme, auch wenn man nicht einmal eine Fritteuse besitze.

Andrea Karch