Heilsbronn
Bedrohte Delfine und Schweinswale schützen

Experten treffen sich auf Einladung des Nürnberger Tiergartens - Schnelles Handeln erforderlich

14.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:02 Uhr
Nicht wenige Experten befürchten, dass notwendige Veränderungen des menschlichen Verhaltens so lange dauern, dass bis dahin viele Delfin- und Walarten ausgestorben sind. −Foto: Heredia

Heilsbronn/Nürnberg (HK) 37 Experten aus 14 Ländern treffen sich bis Dienstag, 18. Dezember, im Zisterzienserkloster in Heilsbronn.

Dort diskutieren sie über den Schutz von in absehbarer Zeit vom Aussterben bedrohten Küsten- und Flussdelfinen.

Konkret erörtern die Wissenschaftler, Naturschützer, Tierärzte und Zoofachleute Rettungspläne für vom Aussterben bedrohte kleine Walarten wie Delfine und Schweinswale und besprechen, ob und wie ein In-situ-Management (Schutz im natürlichen Lebensraum) durch ein Ex-situ-Management (Schutz außerhalb natürlicher Lebensräume wie in Zoos) verbessert werden kann.

"Dieser Workshop ist eine einzigartige Gelegenheit für uns als Tiergarten Nürnberg und auch für unsere Artenschutzgesellschaft Yaqu Pacha, da sich beide seit über zwei Jahrzehnten ernsthaft für den Schutz von Meeressäugetieren einsetzen. Es ist sicherlich das erste Mal, dass In-situ- und Ex-situ-Managementinitiativen miteinander verbunden sind, um das Überleben der kleinen Wale zu sichern", sagt Lorenzo von Fersen, als Kurator für Forschung und Artenschutz im Tiergarten Nürnberg und Vorsitzender von Yaqu Pacha, einer der Gastgeber des Workshops.

Der Workshop wird vom Tiergarten Nürnberg, der US-amerikanischen National Marine Mammal Foundation und der im Tiergarten beheimateten Artenschutzgesellschaft Yaqu Pacha organisiert. Ocean Park Corporation (Hong Kong), Yaqu Pacha und der Tiergarten Nürnberg unterstützen den Workshop finanziell. Mitglieder der Wal- und Delfinspezialistengruppe der Special Survival Commission (SSC) der Weltnaturschutzunion IUCN (International Union for Conservation of Nature) unterstützen den Workshop wissenschaftlich und technisch.

"In der heutigen Welt stehen wir vor dem, was viele Experten als Krise des Artensterbens bezeichnen", sagt Douglas DeMaster, Mitglied des Lenkungsausschusses des Workshops und Wissenschafts- und Forschungsdirektor des Alaska Fisheries Science Center. "Viele Arten von Delfinen und Schweinswalen, die in Flüssen und Küstengewässern Südamerikas, Afrikas und Asiens vorkommen, sind extremen Bedrohungen ausgesetzt. Es müssen mehr Instrumente entwickelt werden, um ihren Fortbestand zu sichern. Dies muss unter Umständen einen praxisorientierten Schutz und Management in naturnahen Naturschutzgebieten, Schutzgebieten oder Zoos und Aquarien umfassen. "

In dem Workshop soll ein schrittweiser Ansatz für die Entwicklung von Rettungsplänen geschaffen werden, der bei Bedarf Ersatzpopulationen aus Ex-situ-Haltungen, einschließlich Zoos, Aquarien und naturnahen Reservaten oder Schutzgebieten, zur Verfügung stellen kann.

"Leider hat der wirksame Schutz der natürlichen Lebensräume dieser Arten nicht funktioniert, da die Delfine und Schweinswale durch Tätigkeiten bedroht sind, die für den Lebensunterhalt der Menschen als lebensnotwendig gelten. Es gibt keine Alternativen, die weder wirtschaftlich noch sozial verträglich sind", sagt Barbara Taylor, Mitglied des Workshop-Lenkungsausschusses und Leiterin des Genetikprogramms für die nationale Fischerei der USA. "Eine Veränderung des menschlichen Verhaltens ist sehr schwierig und es scheint, dass solche Veränderungen so lange Zeit erfordern, dass viele Delfinarten und Schweinswale aussterben werden, bevor die Gesellschaften angemessene Maßnahmen ergreifen.

Der Workshop wird Erkenntnisse, die aus Bemühungen um die Nutzung des Ex-situ-Managements zur Rettung des chinesischen Flussdelfins "Baiji" im Jangtse, des Jangtse-Schweinswals und des Vaquita-Schweinswals aus Mexiko gezogen werden können, teilen. Er wird auch den Populationszustand von sieben weiteren gefährdeten Arten oder Populationen untersuchen und die verfügbaren Instrumente zur Verhinderung ihres Aussterbens sowie Ex-situ-Optionen diskutieren: Südasiatischer Flussdelfin, Delfin des Amazonas, Irawadi-Delfin, Tucuxi, Franciscana, Atlantischer Buckeldelfin und der Buckel-Delfin im Indischen Ozean.

Obwohl die Teilnahme an dem Workshop auf eingeladene Gäste und Teilnehmer beschränkt ist, werden die Organisatoren Informationen zu den nächsten Schritten veröffentlichen und den Bericht des Workshops zugänglich machen.