Greding
Barrierefrei ins Becken

Stadt Greding nimmt mobilen Poollift im Hallenbad in Betrieb - "Anziehungspunkt für ganz Mittelfranken"

11.10.2019 | Stand 23.09.2023, 8:56 Uhr
Die Jungfernfahrt des Pollifts: Mit dem i-Swim lässt Schwimmmeister Klaus Rabl die gehbehinderte Annegret Vogg sanft zu Wasser. Die akkubetriebene Hilfe in Aktion sehen sich unter anderem Manfred Preischl, Rita Danner und Elisabeth Holzmann (von links) an. −Foto: Luff

Greding (HK) "Das ist ein weiterer Schritt der Stadt in Richtung Barrierefreiheit.

" Der Stolz ist aus der Stimme von Elisabeth Holzmann (FW), der Seniorensprecherin der Stadt Greding, zu hören. Denn vor allem der Beharrlichkeit des Seniorenbeirats ist es zu verdanken, dass es für gehbehinderte Menschen jetzt deutlich einfacher wird, das Gredinger Hallenbad zu benutzen. Die Kommune hat einen sogenannten Schwimmbadlifter angeschafft. Mobil und mit einem Akku betrieben.

Rund 12000 Euro hat sie dafür in die Hand genommen. Und damit deutlich weniger als Anfang 2013 veranschlagt, als man im Stadtrat schon einmal über die Anschaffung eines Lifts debattiert hatte. Von einer Investitionssumme von mindestens 20000 Euro war seinerzeit die Rede, auch deshalb wurde das Projekt wieder eingestampft - abgesehen davon, dass man damals von einem fest installierten Lift ausgegangen war, der den Schwimmbetrieb beeinträchtigt hätte.

Doch der Seniorenbeirat und das Rother Inklusionsnetzwerk holten den Lift als mögliches Anschaffungsobjekt wieder hervor. Diesmal mit Erfolg. "Wir haben das Thema seit Januar auf der Tagesordnung", sagt Bürgermeister Manfred Preischl (FW) rückblickend bei der ersten Inbetriebnahme. Und lobt gleichzeitig Annegret Vogg. Die Landerzhofenerin - sie ist auf den Rollstuhl angewiesen - habe nicht nur das Thema Barrierefreiheit in Greding vorangebracht, sie ist auch die erste Frau, die den neuen Poollift nutzt.

Er sieht ein bisschen aus wie eine Mischung aus vollautomatischem Hubwagen und Gabelstapler. Allerdings in edlem Weiß gehalten. Zunächst zieht sich Vogg an dem schweren Gerät aus ihrem eigenen Rollstuhl in die Höhe, wechselt dann den Platz auf die Sitzschale des Poollifts. Danach fährt der Schwimmmeister Klaus Rabl sie an den Beckenrand. "Wollen Sie ins Tiefe oder lieber ins Seichtere? ", fragt er. Vogg möchte in den tiefen Bereich: "Ich kann mich im Wasser bewegen. " Es dauert nicht lange und der Sitz wird sanft zu Wasser gelassen.

"Das Ding ist super", lobt Vogg. Viel besser als eine ähnliche Vorrichtung in der Altmühltherme in Treuchtlingen - dem Hallenbad in der Umgebung, das überhaupt über solch eine Hilfe verfügt. Bislang sei sie zweimal pro Woche nach Treuchtlingen ins Bad gefahren, erzählt Vogg. Doch das sei ebenso zeitraubend wie anstrengend gewesen, sie habe es nur mangels Alternative gemacht: "In Greding bin ich ja nicht reingekommen. "

Ganz so ist es im Zweifelsfall nicht gewesen, weiß Bürgermeister Manfred Preischl. In der Vergangenheit habe das Personal im Bad per Hand geholfen und den Betroffenen in einem wasserfesten Rollstuhl ins Becken gehoben. Doch derart auf Hilfe anderer angewiesen zu sein, ist auch nicht jedermanns Sache. Überdies gibt Preischl zu bedenken: "Bei einer Person geht es noch, aber. . . "

Also habe sich nach dem Vorstoß des Seniorenbeirats der Schwimmmeister Franz Bacherler in Monheim umgesehen. Dort stieß er auf das Modell, das in Greding überzeugte - und ganz nebenbei von einer Hilpoltsteiner Firma vertrieben wird. Man musste also nicht allzu weit in die Ferne schweifen.

Apropos Ferne: "Das wird ein Anziehungspunkt für ganz Mittelfranken", zeigt sich Rita Danner überzeugt, ebenfalls im Inklusionsnetzwerk aktiv. Noch immer werde in öffentlichen Bädern zu wenig auf die Belange von Menschen mit Einschränkungen eingegangen. Dabei müsse es ja nicht einmal eine ständige Behinderung sein, ergänzt Annegret Vogg, der Poollift erleichtere beispielsweise auch die Reha eine Sportlers nach einer Meniskus-OP, er sei geeignet für jeden, der nicht allein über die Treppe ins Wasser gehen kann.

Die psychologische Hürde ist gering, niemand muss mehr Fremde darum bitten, von Hand ins Wasser getragen zu werden. Jetzt ist ein Betroffener lediglich aufgefordert, das Personal im Schwimmbad anzusprechen und im Handumdrehen kann er automatisch ins Wasser gehoben werden.

"Jetzt wünschen wir uns nur noch, dass er auch angenommen wird", sagt Bürgermeister Preischl. Vogg sichert dies zu; sie selbst werde ab jetzt oft das Bad in Greding besuchen, sagt sie. Und auch im Bekanntenkreis dafür werben.

Volker Luff