Roth
Autoren treffen sich heute

10.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:42 Uhr

Roth (HK) Manch einer mag sich den klassischen Literaten entsprechend der Arbeitsweise von Thomas Mann vorstellen: fleißig und diszipliniert wird gemäß fixem Arbeitsplatz tagtäglich geschrieben; jede Textfassung wird zigmal überarbeitet und perfektioniert.

Dass sich Schriftsteller einfach zwanglos treffen und drauflos schreiben - und das sogar zu einem gerade erst im Augenblick gefundenen Thema -, das ist schon eine etwas andere Art, Literatur zu schaffen. Die hiesige Autorengruppe Sonderzeit hat dieses spontane Schreiben zwar nicht erfunden, aber in Roth hat sie sich mit ihrem Schreibtreff "Schreiben&hören" seit einigen Jahren dieser besonderen Herausforderung an Schriftsteller voller Elan angenommen. Dieses interessante, anspruchsvolle, lustvolle und auch lustige Schreibmeeting findet seit Jahresbeginn im Offenen Haus Roth (OHA), Hauptstraße 58, statt. Und zwar immer am zweiten Dienstag im Monat ab 19 Uhr. So auch heute - natürlich bei freiem Eintritt.

Die gemütliche Atmosphäre des OHA unterstützt den offenen Austausch zwischen allen Anwesenden. Jeder literarisch Interessierte kann teilnehmen und Texte jeglicher Art verfassen, die anschließend vorgelesen und besprochen werden. Natürlich kann man auch erst ab 20 Uhr zu der Veranstaltung hinzustoßen, wenn man nicht selbst mitschreiben möchte, sondern nur zuhören.

Mit "Schreiben&hören" ist keinesfalls ein klassischer Unterricht im Sinne einer Schreibwerkstatt ins Auge gefasst, sondern ein literarisches Miteinander in produktiver Workshop-Atmosphäre. Es geht um die Verständigung über die Qualitäten spontan verfasster Texte. Dabei ist eine Diskussion aller Teilnehmer auf gleicher Augenhöhe gesichert. Es wird zu einem erst am aktuellen Abend gestellten Thema ein literarischer Versuch erstellt. Jeder Teilnehmer arbeitet etwa eine Stunde an seinem Text, dann geht es ans Vorlesen und an die Besprechung des Geschriebenen. Entstehen können dabei die unterschiedlichsten Textarten, natürlich auch unfertige Textfragmente. In dieser Vorgehensweise hat die Autorengruppe schon langjährige Übung - was auch den liebevollen Umgang miteinander umfasst, selbstverständlich inklusive konstruktiver Kritik. Wichtig ist, dass es an diesem Abend kein richtig oder falsch gibt. Die Diskussionen und Gespräche dürfen auch gerne einmal über den Tellerrand der Texte hinausschießen. Eingeladen sind alle am Schreiben Interessierten - völlig unabhängig von etwaigen Veröffentlichungen oder anderweitigen Auszeichnungen durch den literarischen Betrieb. Dabei ist es egal, ob es sich beim Autor um einen alten Hasen handelt oder um einen blutigen Anfänger. Sonderzeit hat bisher die ermunternde Erfahrung gemacht: Je bunter der Haufen, desto lebendiger die Gespräche.