Hilpoltstein
Ausgezeichnete Kreativität

Mit der Preisverleihung enden das Bayerische Kinder- und Jugendfilmfestival in Roth

25.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:33 Uhr
Großes Finale in der Kulturfabrik mit Preisträgern, Jury, Politikern, Machern, Moderatoren und Pate Matthias Egersdörfer. −Foto: Fischer

Roth (HK) Mit einer feierlichen Preisverleihung ist am Sonntag das Bayerische Kinder- und Jugendfilmfestival zu Ende gegangen. Dabei gab die Jury die besten Beiträge der Nachwuchsfilmer bekannt. Auch eine Produktion aus Mittelfranken war darunter.

Schon wenige Minuten nach Einlass war der Saal in der Kulturfabrik rappelvoll. Das Finale des viertägigen Bayerischen Kinder- und Jugendfilmfestivals lockte Teilnehmer und Zuschauer aus dem gesamten Freistaat nach Roth. "Diese enorme Kreativität ist wirklich bewundernswert" sagte Roths Bürgermeister Ralph Edelhäußer. Er war in den vergangenen Tagen immer wieder in der Kulturfabrik gekommen, um die "teilweise echt faszinierenden" Werke anzusehen und so wollte er sich auch die Preisverleihung nicht entgehen lassen. Zu dieser war auch der künstlerische Pate gekommen: Kabarettist Matthias Egersdörfer. In jungen Jahren nahm er selbst erfolgreich bei einem Filmfestival teil, erinnerte sich der bekanntlich mürrische Komiker in seiner Begrüßungsrede. "Ich bin erstaunt über diese Qualität." Sein Film damals habe eher ausgesehen wie kurz nach der Steinzeit gedreht.

Dann wurde es ernst. Aus den über 50 Produktionen, die bereits bei den Filmfestivals in den einzelnen bayerischen Bezirken prämiert und damit nominiert wurden, gab die Jury die besten zehn Werke aus Bayern bekannt. In verschiedenen Kategorien sichtete die Jury, bestehend aus professionellen und angehenden Medienschaffenden, im Vorfeld über 700 Minuten Filme. Die Preise für vier der zehn Filme stiftete der Freistaat Bayern. In dessen Auftrag war Georg Eisenreich, Bayerischer Staatsminister für Digitales, Medien und Europa nach Roth gekommen.

Zu Beginn stand die Preisverleihung in der Kategorie "bis acht Jahre" auf dem Programm. Eine Sonder-Jury bestehend aus fünf Kindern entschied sich für den Filmbeitrag "Florians erster Einsatz". Eine Geschichte über den ersten Einsatz eines kleinen Feuerwehrautos. "Das ist ein Mutmachfilm" betonten die kleinen Jurymitglieder in ihrer Laudatio. Das Publikum trug die Gewinner mit tosendem Applaus und Pfiffen auf die Bühne. Neben Urkunde und Trophäe winkten, so wie für alle ausgezeichneten Filme an diesem Tag, 500 Euro Preisgeld.

Den Preis in der Kategorie "neun bis zwölf Jahre" holte sich das Team der AG Video der Grundschule Rieden aus der Oberpfalz. In ihrem Film "Schlank" stellten sie Abnehmtipps auf satirische Art und Weise vor. Die Preisträger in der Kategorie "12 bis 16 Jahre" ging in diesem Jahr an den Beitrag "Die Jurysitzung".

Ihr Glück kaum fassen konnten die Gewinner in der Kategorie "17 bis 21". Deren Film "Nachts sind alle Katzen bunt" räumte bereits beim Mittelfränkischen Jugendfilmfestival in Nürnberg ab und überzeugte auch die Jury auf Bayernebene. Die Nachwuchsfilmer erzählen darin die Odyssee durch das Nürnberger Nachtleben auf der Suche nach der besten Dönerbude. In "Fremde Blumen" sah die Jury den besten Beitrag der 17 bis 26-Jährigen. Ein tiefsinniger 22-Minüter über Wünsche, Träume und Realität. Erzählt in intensiven Schwarzweißbildern.

Beim Bayerischen Kinder- und Jugendfilmfestival landeten nicht nur Amateurprojekte, sondern auch Produktionen von Filmstudenten. Für ihren düsteren Film "Pan" zeichnete die Fachjury Anna Roller aus München aus. Als "eine Geschichte, in der Frauenbilder von der Protagonistin geradezu abplatzen" lobte BR-Redakteurin und Jurymitglied Cornelia Ackers das Werk. Roller freute sich über die Auszeichnung ganz besonders. "Filme müssen nicht immer angenehm und hübsch sein", sagte sie. Überreicht wurden ihr die Trophäen von Bezirksrat und stellvertretendem Rother Landrat Walter Schnell.

Ebenfalls über Pokal und Preisgeld konnte sich die Filmgruppe des Berufsschulzentrums Alfons Goppel Schweinfurt freuen. Sie bekamen für ihren Dokumentarfilm über eine junge Familie, die vor einigen Jahren nach Deutschland geflohen und seitdem in Ungewissheit lebt, den diesjährigen Sonderpreis "Heimat". Überreicht wurde der vom Landkreis Roth gestiftete Preis von Landrat Herbert Eckstein. "Der Begriff Heimat gefällt mir nicht, weil er von vielen missbraucht und instrumentalisiert wird", stellte der klar. Er sehe in dem Begriff eher die Erinnerung an die eigenen Wurzeln, wenn es einen einmal in die weite Welt hinaustrage. Weitere Sonderpreise gingen an die Macher der Filme "Desaster" und "Das (Bildungs)System".

Nicht nur die Jury zeichnete Werke aus. In der Kategorie "Publikumspreis" konnten die rund 1500 Gäste, die in den vier Tagen in Roth zu Gast waren, für ihren Favoriten stimmen. Die Auszeichnung erhielten die Produzentinnen von "In our country". Die Münchnerinnen erzählen darin die Geschichte eines neunzehnjährigen Geflüchteten und seinen Visionen Fußballprofi zu werden.

Das Bayerische Kinder- und Jugendfilmfestival fand in diesem Jahr bereits zum 15. Mal statt. Veranstaltet wird das wandernde Event vom Bayerischen Jugendring (KJR) in Kooperation mit dem Institut für Medienpädagogik (JFF). Professor Frank Fischer, Vorstandsvorsitzender des JFF machte klar, dass es beim Filmemachen um mehr gehe, als nur das Endprodukt. "Man lernt gemeinsam, Probleme zu lösen und im Team zu arbeiten", sagte Fischer.

Simon Fischer