Auftakt zur Willibaldswoche

Bischof Hanke ruft zur gelebten Jüngerschaft auf - Ex-Ministerin Emilia Müller spricht im Festzelt

08.07.2019 | Stand 02.12.2020, 13:33 Uhr
Eine Pilgergruppe auf dem Weg von Rebdorf zum Eichstätter Dom. −Foto: Hoffmann/pde

Eichstätt (pde)"Ein Aufbruch der Kirche muss die Vertiefung unserer Jüngerschaft bedeuten.

Ohne gelebte Jüngerschaft fehlt es der Kirche an der Zeugniskraft": Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hat die Gläubigen in seinem Bistum aufgerufen, den Weg des Glaubens weiterzugehen. "Wer für Christus brennt, kann andere entflammen", sagte Hanke in seiner Predigt am Sonntag, dem Hochfest des heiligen Willibald, im Eichstätter Dom. Der junge Willibald habe die Jüngerschaft als seine grundlegende Berufung erkannt, noch ehe er daran gedacht habe Mönch und Priester zu werden. "Christus erfahren, ihm ähnlich werden war sein Verlangen. Er wollte aus dem Wort der Schrift leben und sein Leben dem Weg Christi angleichen. " Der Missionar aus Südengland war der erste Bischof von Eichstätt.

Hanke, der 81. Nachfolger Willibalds, ging auch auf aktuelle Entwicklungen in der katholischen Kirche ein. Das Ausdünnen der Pfarrgemeinden rühre nicht allein von Kirchenaustritten und Demographie her, sondern auch vom Fernbleiben der Getauften und Gefirmten. Deshalb beschäftige viele Gläubigen die Frage: "Wie kann unsere Kirche wieder attraktiver werden? " Die vorgeschlagenen Maßnahmenkataloge umfassten ein breites Spektrum an Handlungsoptionen. Die einen forderten, die Kirche müsse sich mit ihren Diensten und Angeboten noch mehr den Menschen in ihren Lebenslagen zuwenden. Der Ruf nach einer dem Menschen nahen Seelsorge hält Hanke für richtig. "Aber die Vielfalt religiöser Angebote auf dem Markt der Möglichkeiten bringt nicht zwangsläufig Christinnen und Christen hervor", so Hanke.

Andere forderten, dass sich die Kirche der demokratischen Gesellschaft anpassen müsse. Die Kirche dürfe nicht so sakral aufgestellt bleiben. Die Bedeutung des Weiheamtes müsse reduziert und die Macht in der Kirche anders verteilt werden. Bezogen auf diese Forderungen stellte Hanke die Frage in den Raum: "Könnte nicht auch das Verlangen nach Veränderung und Wandel der kirchlichen Strukturen vom stillen Wunsch unterfangen sein, das gesellschaftliche Ansehen der Kirche und damit ihre Macht und die Möglichkeiten ihrer öffentlichen Einflussnahme zu sichern? " Forderungskataloge, die auf eine Mehrung der äußeren Attraktivität der Kirche zielen, sollten sich nach den Worten des Eichstätter Bischofs "dem Prozess der Unterscheidung der Geister stellen, einer Haltung, die an Person und Botschaft des Herrn Maß nehme. " Mit seinem öffentlichen Wirken habe Jesus viele Menschen erreichen wollen, aber nicht geleitet unter dem Vorzeichen von Attraktivität und öffentlicher Zustimmung. "Jesus war davon geleitet, seiner Sendung treu zu bleiben, die Menschen mit Gott in Beziehung zu bringen", betonte Hanke. "Es braucht Jünger und Zeugen Jesu, damit Person und Botschaft Jesu heute einen Resonanzraum finden. "

Unter dem ersten Regen nach einer längeren Hitzeperiode waren Pilgergruppen aus den Pfarreien und Pastoralräumen zum Willibaldsfest nach Eichstätt aufgebrochen. In Eichstätt führte der Pilgerzug zwischen Bühnen, Bänken und Essensständen des Altstadtfestes hindurch. Im Dom hätte man fast eine Wäscheleine für den Regenschutz der Pilger aufspannen müssen, wie Bischof Hanke in seiner Begrüßung sagte. Zu den Wallfahrern gehörten auch zahlreiche Mitglieder des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB). Die bayerische Vorsitzende des KDFB, die ehemalige Sozialministerin Emilia Müller, hielt am Nachmittag der Frauen im Festzelt auf der Seminarwiese einen Vortrag zum Thema "Frauen im Takt der Zeit - gemeinsam stark sein und bewegen. " Das Engagement von Frauen in Gesellschaft und Kirche sei unverzichtbar. "Fast 45 Prozent der Frauen in Bayern engagieren sich ehrenamtlich", sagte Müller. Sie sprach auch die Aktion "Maria 2.0" an. Die Bewegung unterstreiche "den drängenden Wunsch der Frauen, die Kirche zukunftsfähig zu machen - und zwar im Miteinander von Frauen und Männern, Getauften und Gefirmten, Priestern und Laien".