Steindl
Aufstockung zum Segen der Gemeinde

Christian Hertel nach neun Jahren Stellenteilung als Vollzeitprediger eingeführt - LKG Steindl nun eigener Bezirk

05.10.2020 | Stand 02.12.2020, 10:25 Uhr
Sie freuen sich über den herzlichen Empfang: Christian und Julia Hertel mit Jana und Timo (Silas fehlt auf dem Bild) beim Einführungsgottesdienst. −Foto: Leykamm

Steindl - Zwei Schritte auf einmal zu nehmen kann auch gut gehen.

So zeigt es das Beispiel der Landeskirchlichen Gemeinschaft (LKG) Steindl. Seit September firmiert sie losgelöst von Roth als eigener Bezirk. Seither hat sie einen eigenen Vollzeitprediger. Er heißt Christian Hertel und war neun Jahre lang für den kombinierten Bereich zuständig. Nun kann er ganz für die Steindler da sein - eine Änderung, über die sie sich bei der Amtseinführung sehr gefreut haben.

Denn dass es aufgrund dieser einschneidenden strukturellen Zäsur in der über 100-jährigen Gemeinschaftsgeschichte der Region einen solchen Festakt brauchte, stand für die Mitglieder der Landeskirchlichen Gemeinschaft außer Frage. Den Corona-bedingt im Zelt gefeierten Einführungsgottesdienst am Erntedank-Sonntag stattfinden zu lassen, war dabei nur folgerichtig.

Und so dankten die Kinder in einem Erntedanklied dem Schöpfer nicht nur für die vielen eingebrachten Feld-, Garten- und Wiesenfrüchte, sondern schenkten der Predigerfamilie auch gleich den zusammengestellten Obst- und Gemüsekorb. In die Geschichte der Gemeinschaftsbewegung, die um 1910 begonnen hatte, blickte Alfred Betz vom Gemeinschaftsrat zurück. In Pyras, Eysölden, Stauf und Alfershausen traf man sich zu Bibelstunden in den Wohnstuben. 1971 dann der große Schritt: der Bau eines eigenen Gemeinschaftshauses in Steindl - "da dürfen wir also bald 50-jähriges Bestehen feiern", sagte Betz.

Es gab in den vergangenen Jahrzehnten lange Phasen der Fusion mit Roth wie auch Zeiten der Eigenständigkeit. In den vergangenen gut zehn Jahren verstärkten sich in Steindl die Bemühungen, die Gemeindearbeit zu intensivieren. Das Angebot wurde immer breiter. Bald reichte es vom Kindergottesdienst über das Frauenfrühstück bis zum Lobpreisabend und dem Kinder-Action-Tag. Mit den "Steindler Luchsen" wurde eine Pfadfindergruppe ins Leben gerufen und das Kleingruppenprojekt gestartet - so nur einige Beispiele.

Aktivitäten, die letztlich auch den Weg in die Eigenständigkeit bahnten. Für Familie Hertel übrigens selbst durchaus ein Wagnis, wie der neue Vollzeitprediger offen zugab. "Wir haben diesen Entscheidungsprozess bewusst ergebnisoffen begleitet", sagte Christian Hertel. Was bedeutete, die eigene Ungewissheit zu akzeptieren. Denn es hätte am Ende auch eine Lösung ohne ihn geben können. Ein mutiger Schritt, der letztlich belohnt wurde.

Das Lob folgte bei der Einführung selbst auf dem Fuße: "Gott hat mit Euch hier Segensgeschichte geschrieben", betonte beim offiziellen Akt die Weißenburger Dekanin Ingrid Gottwald-Weber. "Nun müssen wir Sie nicht mehr mit dem Schwabacher Dekanat teilen", ergänzte sie zugleich ganz ehrlich. Dass sowohl sie als auch die verfasste Kirche der LKG als Teil von ihr sehr wohlwollend gegenüberstehen, machte die Seelsorgerin ebenso deutlich. Die Gemeinschaft trage genau zu der Vielfalt bei, die man sich wünsche.

Eine Einstellung, die nicht immer so gewesen sei, wie in seinem Grußwort Oliver Schmidt als evangelischer Pfarrer Eysöldens keineswegs verschwieg: In früheren Jahren sei "die Zusammenarbeit nicht immer leicht gewesen, es gab auch mal böses Blut", Stichwort Schäfchenklau. Doch all dies reicht in die Zeit vor dem Amtsantritt von ihm und Hertel zurück. Nun aber gelte es, die Kooperation zu intensivieren. Im Bewusstsein, dass durch sie ein vielfältiges, religiöses Angebot unterbreitet werden könne, das ob seiner Unterschiedlichkeit sehr viele Menschen anspreche, so Schmidt. Man könne zudem die Kräfte bündeln und gemeinsame Aktionen veranstalten, regte der Geistliche an.

Das war auch ganz nach dem Geschmack von Christian Hertel, dem es ebenso nicht darum geht, "fromme Leute umzuverteilen", wie er im Gespräch mit unserer Zeitung klarstellte. Sondern es gelte jenen Hoffnung und Hilfe zu vermitteln, welche die frohe Botschaft Jesu noch nicht verinnerlicht hätten, so der 48-Jährige, der in Rheinland Pfalz aufgewachsen ist. Nach einem Theologiestudium in der Schweiz führte den gelernten Kommunikationselektroniker der Fachrichtung Telekommunikation sein Weg als Prediger erst nach Kitzingen, bevor er nach Roth und Steindl wechselte. Von seiner handwerklichen Qualifikation profitierte man dort nun auch bei seiner eigenen Einführung. Darüber hinaus radelt er sehr eifrig und verbringt gerne Zeit mit seiner Familie.

Dass Menschen die biblische gute Nachricht möglichst auf persönlichem Wege erreicht, liegt ihm besonders am Herzen. Ebenso seiner 45-jährigen Frau Julia, die in Heideck Grundschullehrerin ist und sich gleichfalls in die Gemeindearbeit einbringen wird. "Sie ist sehr musikalisch", so der Tipp ihres Ehemanns. Beide können in vier Jahren Silberhochzeit feiern und haben drei Kinder im Alter von 10 bis 15 Jahren.

Die LKG Steindl lobte das Elternpaar als "eine sehr herzliche Gemeinde". Zum neuerlichen Einstand gab es von ihr für die Familie denn auch gleich einen Geschenkkorb, den Johannes Dorner vom Gemeinschaftsrat überreichte. Der Ansatz des neuen Vollzeitpredigers kommt auch bei Landrat Herbert Eckstein gut an. Er treffe viele Mitmenschen, "die nach Orientierung suchen und denen buchstäblich der Boden im Leben entzogen ist".

Es warten auf die Hertels also viele Aufgaben, zu deren Bewältigung Thalmässings Bürgermeister Georg Küttinger "Freude, Elan, Ideen, Kraft und Gottes Segen" wünschte. An diesem hänge letztlich alles, wie in seiner Predigt LKG-Inspektor Immanuel Bender deutlich machte, der empfahl, "die Augen für das Gute im Leben zu öffnen. " Und wenn die Zeiten mal schwerer werden, gelte immer noch das Psalmwort, dass mit Freude geerntet werde, was mit Tränen gesät wurde. Und die einmal in der Ewigkeit abzuwischen, "ist die Chefsache Gottes".

HK