Hilpoltstein
Aufgepäppelt und in die Freiheit entlassen

07.12.2020 | Stand 23.09.2023, 15:52 Uhr
Mauersegler tun sich leichter, wenn sie aus einer erhöhter Position abfliegen können. Natascha Breindl hat schon viele Pfleglinge groß gezogen und in die Freiheit entlassen. −Foto: Zeiner

Mit großem Einsatz kümmert sich Natascha Breindl aus Hilpoltstein um pflegt elternlose und verletzte Tiere. Dutzende Eichhörnchen und Vögel hat sie in diesem Jahr aufgepääpelt und in die Freiheit entlassen.

Hilpoltstein/Auhof - Im Garten der Intensiven Einzelbetreuung (IEB) am Auhof ist so einiges geboten. In einer Voliere, ausgestattet mit frischen Ästen und Zweigen zum Klettern sowie bunten genähten, gefilzten und gestrickten Tunneln, Beuteln, Nestern und Höhlen zum Ausruhen und Kuscheln, flitzen kleine schwarze, braune und rote Eichhörnchen umher. Zwischendurch erklimmen sie einen abgesägten Baumstamm, um sich ein Stück Obst oder Gemüse zu nehmen. Auch Bucheckern, Haselnüsse und Eicheln sind in dem Gehege zu finden.

Natascha Breindl, Wohnbereichsleitung der IEB, steht lächelnd vor der Voliere und beobachtet das Treiben. "Das war ein hartes Stück Arbeit, die kleinen Kobolde auf die Freiheit vorzubereiten", erklärt sie. Denn Natascha Breindl pflegt bereits seit fünf Jahren ehrenamtlich verletzte und elternlose Eichhörnchen, Singvögel und Mauersegler, um sie danach wieder in die Freiheit zu entlassen. "Während der Päppelsaison müsste mein Tag oft mehr als 24 Stunden haben. Das Füttern, das Reinigen der Boxen und Volieren, die medizinische Versorgung und der Elternersatz sein verlangen mir in diesen Monaten viel ab." Auch die Futterbeschaffung ist oft zeitintensiv, erzählt Breindl, denn passende Aufzuchtsmilch und eine Vielfalt an frischtoten Insekten sind nicht überall zu bekommen. "Vor allem fehlt mir dann der Schlaf, denn Säugetiere müssen als Babys alle zwei Stunden gefüttert werden, auch nachts. Wenn ich dann aber die Volierentür öffne, um die Tiere in die Freiheit zu entlassen, weiß ich, wofür ich all das in Kauf nehme. Das ist meine Art und Weise der Natur etwas zurückzugeben," erklärt Breindl ihr zeitintensives Engagement.

In den vergangenen Jahren hat Breindl ihre aufgezogenen Wildtiere auf einem Grundstück in Hilpoltstein ausgewildert. Dieses ist jedoch verkauft worden. Um nicht eine Saison aussetzen zu müssen, fragte sie Christian Gampel, den Leiter der Abteilung Wohnen im Auhof, ob das ungenutzte Meerschweinchengehege nicht zur Auswilderungsvoliere umzuändern sei. Gampel war einverstanden und so konnte Breindl nach Telefonaten mit dem Landesbund für Vogelschutz (LBV), dem Gesundheitsamt, dem Veterinäramt sowie nach einem Treffen mit Christian Gampel und Ruppert Zeiner, dem Vorsitzenden der hiesigen LBV-Kreisgruppe, die Auswilderung im Garten der IEB starten.

In der Päppelsaison 2020 wurden gut 30 Eichhörnchen in den hohen, alten Baumbestand des Auhofs entlassen. Auch fünf Mauersegler sind von der Einrichtung aus ins Freie gestartet. Ebenso 50 Singvögel, darunter Rotschwänzchen, Haus- und Feldsperlinge, Bachstelzen, Kohl- und Blaumeisen. Sie alle wurden in den vergangenen Monaten von Natascha Breindl aufgezogen und ausgewildert. "Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung meines Arbeitgebers, der die Auswilderungsfläche zur Verfügung stellt und auch der Kreisgruppe des LBV, die mir jedes Jahr finanziell etwas unter die Arme greift", erklärt sie. Ihre jährlichen Ausgaben für Futter und Pflegemittel belaufen sich auf 2000 Euro.

Wer mehr über die Arbeit von Natascha Breindl erfahren möchte, kann sich auf der ihrer Facebook-Seite "Kleine Päppelfarm" informieren und auch Kontakt aufnehmen. Am 6. März plant sie außerdem einen Einführungskurs in die Wildvogelpflege. "Der Kurs ist schon ausgebucht, vielleicht kann aber noch ein zweiter auf die Beine gestellt werden", sagt Breindl. Das große Interesse an dem Kurs zeigt ihr, "dass es doch einige Menschen gibt, denen die Wildtiere am Herzen liegen und die künftig beim Päppeln unterstützen möchten".

HK

Ruppert Zeiner