Roth
Auf der Suche nach dem richtigen Beruf

Orientierungstag für Mittelschüler mit vielen Workshops hilft bei der Wahl - Therapiehund an Bord

01.04.2019 | Stand 02.12.2020, 14:18 Uhr
  −Foto: Klier

Roth (HK) Einen wertvollen Beitrag zum Thema "Was soll ich einmal lernen?" leistet die Berufsschule Roth mit der Aktion "MuBiK", die sich zu einem Erfolgsmodell entwickelt hat. Im Klartext bedeutet dieses Kürzel "Mittelschule und Berufsschule in Kooperation" mit der Chance, sich beruflich zu orientieren.

Dahinter steckt die Möglichkeit, dass sich Schülerinnen und Schüler der siebten Klassen der Mittelschule einen Vormittag lang an der Berufsschule umsehen, sich über verschiedene Berufe informieren und nicht zuletzt selber Hand anlegen können. Es sind insgesamt 534 Schüler aus 32 Klassen von 14 Schulen im Landkreis Roth und der Stadt Schwabach, die an zwei Vormittagen aktiv werden. Mit Hilfe ihrer Lehrer hatten die Siebtklässler vorher drei Workshops aus 23 Angeboten ausgewählt. Im Dreiviertelstundentakt werden sie durchlaufen.

Nach und nach treffen die Teilnehmer in der Aula des Rother Berufschulzentrums ein. Auch der Therapiehund Luna wartet schon auf seinen Einsatz. Und dann geht es auch schon los. Tafelträger mit den jeweiligen Nummern der Angebote geleiten die Mittelschüler in den richtigen Unterrichtsraum. Dort werden sie von Lehrkräften und Schülern der Berufsschule empfangen und informiert. Ein Berufsschüler unterweist dabei zwei Mittelschüler sozusagen auf Augenhöhe.

Einen Einblick in den Friseuralltag gewinnt man, wenn man Fingernägel in die Ballerinaform zurechtfeilt oder die Haare glättet. Dabei kann eigentlich nichts schiefgehen, denn die Nägel sind aus Kunststoff, die Haare zwar echt, aber sie sitzen auf Modellköpfen.

Bunt geht es naturgemäß bei den Malern zu. Mit verschiedenen Stempeln werden in Schablonentechnik bunte Drucke hergestellt. Modernste Holzbearbeitungsmaschinen stehen bei den Tischlern und den Zimmerern bereit. Aber natürlich kommen sie heute nicht zum Einsatz, denn dafür wäre erst fachgerechte Ausbildung erforderlich.

Stattdessen werden Schreinerwinkel und Zapfenverbindungen angefertigt. Genaues Arbeiten und Einhalten des Unfallschutzes sind dennoch erforderlich. Die Maurer ziehen derweil eine kleine Mauer hoch und verfugen die Kalksandsteine.

Wozu man Taster und Schütze braucht, erklären die angehenden Elektroniker für Betriebstechnik, als unter ihrer Anleitung Elektromotoren angesteuert werden. Die Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik haben fieserweise einen Schaltungsfehler bei der Elektroinstallation für eine Garage eingebaut. Bald ist er gefunden und behoben. Auch hier gibt es, wie in den übrigen Bereichen, modernste, eine nicht eben billige Ausstattung der Unterrichtsräume.

Eine einfache Internetseite erstellen die Technischen Assistenten für Informatik. In drei Räumen sind die Zerspanungsmechaniker zugange. Da wird ein Drahtmännchen nach Vorlage gebogen und auf einem zurechtgeschliffenen Holzsockel befestigt. Übrigens können einige der angefertigten Werkstücke als Erinnerung mit nach Hause genommen werden. Auf einem Messschieber mit Nonius üben die Mittelschüler genaues Ablesen. Auf Stecktafeln werden pneumatische Schaltungen aufgebaut.

Weichlöten von Kupferrohren ist bei den Anlagenmechanikern angesagt. In der Abteilung der Kraftfahrzeugmechatroniker stehen Autobatterien zum Testen bereit, während sich die Landmaschinenmechaniker mit pneumatischen und hydraulischen Bauteilen befassen.

Auf den Schalttafeln der Kraftfahrzeugmechatroniker leuchten und blinken Lichter, denn hier ist die Beleuchtung eines Autos im Modell zusammengestellt. Zur Aufwertung der Tätigkeit hat man in den 80er Jahren die dreijährige Ausbildung zum Berufskraftfahrer eingeführt. Im Nutzfahrzeugzentrum der Berufsschule lernt man richtiges Sichern der Ladung und das Anlegen von Schneeketten.

Aber auch auswärtige Berufsschulen sind heute mit dabei. Wer als Produktionsfachkraft im Bereich Chemie tätig werden möchte, sollte sich mit dem Methanol-Nachweis auskennen, wie es die Berufsschule Lauf anbietet. Die Berufsfachschule für Altenpflege Roth hat einen Rollstuhl-Parcours aufgebaut. Hier werden Verbände fachgerecht angelegt und die Nassrasur eines Menschen mit Behinderung geübt. Heute allerdings an einem mit Rasierschaum eingeseiften Luftballon.

"Einem Hund nähert man sich von der Seite und streichelt ihn nicht am Kopf, sondern am Rücken", belehren die Tierpflegerinnen vom Berufsschulzentrum Ansbach. Wenn der Therapiehund Luna den Befehl "Sitz!", den ihm die Mittelschüler zurufen, brav ausführt, dann gibt es ein Leckerli zur Belohnung. Richtiges Einordnen von Lebensmitteln muss eine Verkäuferin beherrschen. Das kann man unter anderem an der Berufsschule Schwabach erlernen.

Bei Regens Wagner Zell werden Heilerziehungspfleger und -helfer gebraucht, die an Fachschulen in Neumarkt und Ebenried in dualer Form ausgebildet werden. Peter Münch von Regens Wagner Zell schildert, wie man einem Spastiker helfen kann, wenn er Spaghetti essen will. Bei allen Hilfen aber, so erfährt man, sei die Hilfe zur Selbstständigkeit das Ziel.

Viele Eindrücke sind es, die auf die Siebtklässler an diesem Vormittag einströmen. Nach ihren Eindrücken befragt, zeigten sie sich von dem Erlebten recht angetan. Der Vormittag sei sehr vielseitig gewesen, teilweise recht cool, erzählen sie. Man habe Einsicht in verschiedene Berufe erhalten, die man kaum gekannt habe. Auch als Entscheidungshilfe sei dieser Tag wertvoll gewesen.

Die Lehrkräfte der Mittelschule wiederum loben die gelungene Organisation, die vielen Informationen und die Möglichkeit zu praktischen Tätigkeiten.