Enderndorf
Auf der "Arche des Geschmacks" gelandet

Slow-Food-Themenabend in Enderndorf rund um das fränkische Gelbvieh - "Triathlet unter den Rindern"

24.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:20 Uhr
Das Fränkische Gelbvieh steht jetzt auf einer Liste der internationalen Slow-Food-Bewegung für Tiere, die in Vergessenheit zu geraten drohen. −Foto: Fotos: Leykamm, Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

Enderndorf (HK) An die berühmte eierlegende Wollmilchsau reicht das fränkische Gelbvieh zwar nicht heran, aber es fehlt auch nicht viel: Das einstige Zugtier dient heutzutage nicht nur als Milchlieferant, sondern gilt zugleich als Garant für Gourmetfleisch. Davon konnten sich die Teilnehmer eines Themenabends der Slow-Food-Bewegung in Enderndorf überzeugen.

Eingeladen dazu hatte das Convivium Altmühlfranken, die regionale Gruppe der Slow-Food-Initiative für den Bereich von Schwabach im Norden bis zur Frankenalb im Süden. Die Slow-Food-Initiative setzt sich für eine nachhaltige Kultur des Essens und Trinkens ein. Bundesweit weist ein Genussführer auf die beteiligten gastronomischen Einrichtungen hin.

Conviviumssprecher Dieter Popp aus Haundorf zeigte sich zu Beginn des Gelbvieh-Genussabends erfreut darüber, dass vor einigen Wochen erst das urfränkische Rind auf die internationale Slow-Food-Liste der "Arche des Geschmacks" aufgenommen worden ist. Gelistet werden hier Tiere, die immer mehr in Vergessenheit geraden und/oder in ihrem Bestand bedroht sind. Trotz einer langen Tradition sind die Produkte jener Tiere oft nicht mehr auf dem Markt gefragt. Das soll sich auch beim Gelbvieh wieder ändern, hofft Popp. Unter anderem, dass gemeinsam "kleine Strukturen in der Erzeugung und Vermarktung erhalten werden", machte Landrat Herbert Eckstein in seinem Grußwort deutlich.

Fritz Hörner, Fachberater beim Rother Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, blickte in seinen Worten in die eigene, auch vom Gelbvieh geprägte Biographie. Schon sein Großvater war Züchter dieser Rasse und er selbst habe es ihm lange nachgemacht. Die Rasse gehe zurück auf das kleinwüchsige, einfarbige, rote, altfränkische Vieh. Nach mehreren Einkreuzungen sei es ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Dreinutzungsrind stark nachgefragt gewesen. Als Zugrind sei es in Zeiten der Mechanisierung dann ins Hintertreffen geraten. Die Spezialisierung auf Milch oder Fleisch habe die Fähigkeiten in beiden Bereichen obsolet werden lassen.

Eine Entwicklung, "unter denen der Triathlet unter den Rindern leiden musste", sagte Fritz Hörner, der zugleich auch Bürgermeister von Markt Berolzheim ist. Dabei sei das Gelbvieh "ein echter Franke" und die Rasse bei der Mutterkuhhaltung international sehr wohl gefragt. "Es wird Zeit, dass wir in Bayern Farbe bekennen." In diesem Fall weniger weiß-blau oder rot-weiß, sondern eben gelb.

So sah dies auch Metzger Max Gruber aus Großweingarten, der neben dem Fleisch eines Gelbvieh-Ochsens (der Hauptgang waren Roastbeef und Rinderbacke) auch das sogenannte Kalbsbries vorbereitet hatte. Dabei handle es sich um die Wachstumsdrüse, "leicht verdaulich und kraftspendend". Das Gelbviehfleisch an sich besteche durch eine gute Ausprägung, zartes Aroma und gleichmäßige Reifung ohne Säuern. Deshalb brauche es sich auch "vor keinem anderen Fleisch verstecken".

Das hörte auch Hans-Jürgen Regus gerne, Vorsitzender des Zuchtviehverbands für Gelbvieh in Bayern, Abteilung Nürnberg. Der Dachsbacher geht als Züchter mit gutem Beispiel in Sachen Doppelnutzung voran und lässt die Milch seiner Tiere in einer Käserei in der Nachbargemeinde veredeln. Das Ergebnis gab es beim Menüabend natürlich auch zu kosten.

Einen weiteren Menüabend zum Thema Gelbvieh gibt es übrigens am Freitag, 5. Oktober, ebenfalls in der Gastwirtschaft "Forster's Einkehr" im Spalter Ortsteil Güsseldorf - dann aber mit anderen Gerichten rund um die urfränkische Rinderrasse.

Jürgen Leykamm