Roth
Auf den Spuren der Geschichte

Rund 70 Heimatkundler besuchen bei einer Informationsreise Ingolstadt, Karlshuld und Nassenfels

18.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:07 Uhr
Die wertvollste Monstranz der Welt begutachten die Heimatkundler bei ihrer Informationsfahrt in der Asamkirche "Maria de Victoria" in Ingolstadt. −Foto: Unterburger

Roth (HK) Seit 33 Jahren bietet der Landkreis Roth ehrenamtlich tätigen Museumsbetreuern und allen, die sich in der Heimatkunde engagieren, Informationsfahrten an. Bei einem vielfältigen Programm stehen Weiterbildung, Geselligkeit und Austausch im Mittelpunkt. Heuer besuchten die fast 70 Teilnehmer Ingolstadt, Karlshuld und Nassenfels.

Bei herrlichem Sommerwetter lernten die Heimatkundler, aufgeteilt in drei Gruppen, bei einer zweistündigen Stadtführung zunächst die Ingolstädter Altstadt kennen und erfuhren viel über die Geschichte der Stadt. Ingolstadt ist mit 137000 Einwohnern die fünftgrößte Stadt Bayerns und gehört damit zu den am schnellsten wachsenden Städten in Deutschland.

Die erste schriftliche Erwähnung Ingolstadts findet sich in der Reichsteilungsurkunde Karls des Großen, der "Divisio Regnorum", vom 5. Februar 806. Vom 14. bis zum 18. Jahrhundert war die mittelalterliche Stadtumwehrung ein gewaltiges Bauwerk aus Graben, Wall und Türmen. Im 15. Jahrhundert wurde die Stadterweiterung mit 87 Türmen abgeschlossen. Das brachte Ingolstadt den Beinamen "die hunderttürmige Stadt".

Am 13. März 1472 wurde Ingolstadt Sitz der ersten Universität in Bayern, die sich später zum Zentrum der Gegenreformation profilierte. Von 1472 bis 1800 war Ingolstadt Universitätsstadt. Die "Hohe Schule" als Hauptgebäude der alten Universität ist noch heute erhalten. Von 1806 bis 1932 war Ingolstadt bayerische Landesfestung.

Anschließend führte ein Altstadtrundgang die Heimatkundler vom Viktualienmarkt zum Neuen Schloss, das in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts von Herzog Ludwig dem Gebarteten erbaut wurde. Dann ging es weiter bis zum Alten Rathaus, das 1882 Gabriel von Seidl im Neurenaissance-Stil zu seiner jetzigen Form umgestaltet wurde und heute Sitz des Oberbürgermeisters ist.

Beeindruckend war die Besichtigung der Asamkirche "Maria de Victoria". Das Juwel der barocken Baukunst glänzt im Innenraum mit einem riesigen, innerhalb von sechs Wochen erstellten Deckenfresko von Cosmas Damian Asam und der wertvollsten Monstranz der Welt (heutiger Wert: eine Million Euro).

Natürlich durfte auch die Besichtigung des Münsters "Zur Schönen Unserer Lieben Frau" nicht fehlen. Das Münster beeindruckt mit den zwei unfertigen, 27 Meter hohen Türmen und einem gewaltigen Dachstuhl. Es ist eine der größten spätgotischen Hallenkirchen Bayerns. Eine weitere Station war der botanische Garten der barocken Alten Anatomie, in der heute das einzigartige Deutsche Medizinhistorische Museum untergebracht ist.

Danach statteten die Teilnehmer dem Freilichtmuseum "Haus im Moor" in Karlshuld, Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, einen Besuch ab. Moore sind Rückzugsgebiete für seltene Tier- und Pflanzenarten und können zum Hochwasserschutz beitragen. Sie speichern große Mengen an Kohlenstoff, der bei Trockenlegung als klimaschädliches Treibgas entweicht. Das heißt: Moorschutz ist Klimaschutz. Auf all diese Aspekte wird im "Haus im Moor" hingewiesen.

Bei einer Führung wurden die Besucher mit der Geschichte des Torfabbaus in dieser Region vertraut gemacht. Bildung für nachhaltige Entwicklung ist die Grundlage der umweltpädagogischen Arbeit des "Haus im Moor". Im "Wisentprojekt Donaumoos" wird untersucht, ob sich Wisente für eine extensive Beweidung von Niedermooren eignen. Es gibt zwei Herden mit insgesamt rund 30 Tieren. Der Wisentbestand im Donaumoos gehört damit zu den größten in Deutschland.

Im Rahmen eines Leader-Projekts hat das "Haus im Moor" eine umfangreiche Sammlung heimischer Wildtierpräparate erworben und einen Bienenlehrpfad um einen Bienen-Pavillon ergänzt. Der Kulturhistorische Verein Donaumoos betreibt in der Umweltbildungsstätte auch ein Heimatmuseum.

Letzte Station war die Besichtigung der Burgruine Nassenfels im Landkreis Eichstätt. Der Eichstätter Kreisheimatpfleger Karlheinz Rieder machte die Gäste aus Franken mit der Geschichte des Baumonuments vertraut. Wenngleich der Marktflecken Nassenfels eher dörflichen Charakter hat, so besitzt er doch mit der Ruine der gotischen Wasserburg ein eindrucksvolles Wahrzeichen. Dieses, auf einem jurazeitlichen Korallenriff, präsentiert sich aus Resten der mittelalterlichen Burg, drei Türmen mit umlaufenden Wehrmauern, einem mächtigen Bergfried und kleinen Jurahäusern.

Die Anfänge der Burg reichen bis ins 11. Jahrhundert zurück. Bis etwa 1300 war die Burg im Besitz des Ortsadels als Eichstättische Ministerialen. Danach saßen hier bischöfliche Pfleger und Kastner adeliger Herkunft, die den südlichsten Amtssprengel des Hochstifts Eichstätt bis zur Amtsentpflichtung 1802 im Zuge der Säkularisation verwalteten.

Nachdem von 1804 bis 1806 ein kurfürstlich salzburgisches Rentamt eingerichtet gewesen war, verkaufte danach der bayerische Staat als neuer Besitzer die Burg an Privatleute und besiegelte damit deren Niedergang. Jahrzehntelang diente sie einschließlich der 1808 profanierten Burgkapelle St. Wolfgang als "Steinbruch".

1834 wohnten im Burgarael zwölf Familien in neun Häusern, davon drei Familien im ansonsten landwirtschaftlich genutzten stattlichen Kastenhaus, das 1932 infolge Blitzschlags abbrannte. Kreisheimatpfleger Rieder kaufte zwei Häuser, sanierte sie und nutzt sie mit seiner Familie als Wochenendhäuser. Jährlich findet eine einwöchige Veranstaltung, die sogenannten Kulturtage, in der Nassenfelser Burg statt.

Nach einem Abendessen in Enkering kehrten die Teilnehmer der Informationsfahrt mit vielen neuen Eindrücken wohlbehalten zurück.

Robert Unterburger