Nürnberg
Auch die Diplomatie hat ihren Platz

Auf dem Markt der Partnerstädte dreht sich nicht nur alles um internationale Spezialitäten

12.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:22 Uhr
"Chefdiplomat" Norbert Schürgers (rechts) gemeinsam mit Ljubo Dabovic und Bürgermeister Du?an Raievi mit Visnja (links). −Foto: Pelke

Nürnberg (HK) Donald Trump wird nicht erwartet. Vladimir Putin auch nicht. Trotzdem ist der "Markt der Partnerstädte" ein Treffpunkt der internationalen Politik. "Wir haben heuer 22 Länder aus vier Kontinenten auf dem Markt der Partnerstädte. Mehr geht fast wirklich nicht", sagt Norbert Schürgers, Leiter des Amtes für Internationale Beziehungen der Stadt Nürnberg.

Als städtischen Chefdiplomaten könnte man die Rolle von Norbert Schürgers beschreiben. Schürgers hält Kontakt zu den Partnerstädten rund um den Globus. Bereits zum 34. Mal organisiert das Amt für Internationale Beziehungen den Markt der Partnerstädte. Vordergründig bietet der Markt eine kunsthandwerkliche und kulinarische "Reise um die Welt". Die vorweihnachtliche Kulisse im Schatten des Rathauses dient im Hintergrund schon immer als internationale Kontaktbörse und Kulisse für diplomatische Gespräche.

Fünf Jahre vor dem Fall der Mauer ist der kunterbunte Budenzauber auf dem Rathausplatz rund um den berühmten Gänsemännchenbrunnen ins Leben gerufen worden. "Deswegen ist hier auch noch immer eine Bude aus der ehemaligen DDR-Partnerstadt Gera vertreten", erklärt Norbert Schürgers und zeigt auf den Stand aus Thüringen, an dem die Weihnachtsstollen mal wieder weg gehen wie warme Semmeln.

Seine Funktion als Türöffner für internationale Gespräche hat der Markt der Partnerstädte bis heute erhalten. "Dort kommt der frisch gewählte Bürgermeister aus Bar, unserer befreundeten Kommune in Montenegro, und seine Begleitung", sagt Norbert Schürgers, der städtische Chefdiplomat, und schüttelt zunächst freudestrahlend der Frau und danach dem Bürgermeister aus der schönen Hafenstadt am Mittelmeer die Hand.

"Wir wollen in die Europäische Union und setzen auf die praktische Unterstützung aus Nürnberg", erklärt Bürgermeister Dujan Raijevic und schwärmt von einem produktive Arbeitstreffen mit Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD), das am Rande desMarktes im Rathaus stattgefunden habe. Vor der kleinen Holzbude der Partnerstadt aus Montenegro geht die Politik an diesem Nachmittag auch durch den Magen. Und durch die Kehle.

Ohne einen "Sljiva" darf kein hochrangiger Gast den Stand von Ljubo Dabovic verlassen. Der heiße Zwetschgenlikör, erklärt Dabovi, schmecke nicht nur ausgezeichnet, sondern helfe auch gegen Erkältungen aller Art. Selbstverständlich trinkt auch Dabovi, den hier alle nur "Präsident" nennen, ein Gläschen auf die fränkisch-montenigrinische Freundschaft mit. "Ich lebe seit über 50 Jahren in Franken", sagt der Präsident und winkt dem jungen Politikerpärchen aus seinem Heimatland zum Abschied.

Derweil ist Norbert Schürgers zur nächsten Mission auf diplomatischem Parkett unterwegs. "Wir bereiten eine Partnerschaft mit den westafrikanischen Städten Sokodé und Aného in Togo vor", erkärt Schürgers und verweist auf eine Premiere beim Markt der Partnerstädte. Zum ersten Mal sei eine Bude aus Afrika auf dem idyllischen Weihnachtsmarkt mit internationalem Flair vertreten.

Hintergrund der angestrebten Partnerschaft mit Afrika ist die "Agenda 2030" der Vereinten Nationen. Die Agenda 2030 unterstreicht die gemeinsame Verantwortung des Nordens und des Südens für mehr Gerechtigkeit. Dabei geht es um die Schaffung von nachhaltigen Volkswirtschaften. Klimapolitik, Wirtschaftswachstum und Armutsbekämpfung sollen beim Erreichen der ehrgeizigen Ziele untrennbar miteinander verbunden sein. Nürnberg unterstützt die Agenda 2030.

Um Unterstützung geht es auch bei Christine, Rüdiger und Wolfgang an der "Nablus"-Bude. "Wir verkaufen Holzwaren aus Bethlehem, Handtaschen aus einem palästinensischen Flüchtlingscamp und schenken natürlich heißen Tee aus", erklären die ehrenamtlichen Mitstreiter der "Nablus-Initiative". Seit 2015 versucht der Verein den notleidenden Menschen im Westjordanland zu helfen. "Mit dem Geld, das wir hier einnehmen, können wir soziale Projekte in Nablus unterstützen", freuen sich die Ehrenamtlichen.
 

Nikolas Pelke