Hilpoltstein
Ansturm auf die Caféhaus-Musik

Platz im Hofmeierhaus reicht zum zweiten Mal nicht aus - Viel Applaus für unterhaltsames Programm

13.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:57 Uhr
Die Pöllinger Stubenmusik mit Rudi Genitheim an der Kontragitarre (rechts) spielt bei der "Musik im Caféhaus" auf. −Foto: Unterburger

Hilpoltstein (HK) Der Saal des Hofmeierhauses in Hilpoltstein war am Sonntagnachmittag so voll, dass manche Besucher wieder nach Hause geschickt werden mussten. "Das ist jetzt schon zum zweiten Mal der Fall", sagte Monika Bergauer, die Vorsitzende des Hilpoltsteiner Seniorenbeirats voller Bedauern. Andererseits zeige der Andrang, dass die Veranstaltungsreihe "Musik im Caféhaus" hervorragend ankomme.

Wenn der Hilpoltsteiner Seniorenbeirat zu seiner "Musik im Caféhaus" einlädt, dann ist die Bude voll. Jedes Jahr gibt es in der Reihe zwei Veranstaltungen mit zwei unterschiedlichen Stilrichtungen, einmal mit dem Schwerpunkt auf Klassik und einmal auf Stubenmusik. Diesmal gastierte die Pöllinger Stubenmusik aus dem Nachbarlandkreis Neumarkt, die den Zuhörerinnen und Zuhörern mit vielen flotten und unterhaltsamen Weisen einheizte.

"Spätestens wenn draußen die Blätter fallen, wenn es kälter wird und die Tage kürzer werden, dann zieht es uns alle in die warme Stube, dann ist Zeit für Stubenmusik", sagte Monika Bergauer zu Beginn. Daraufhin ließ sich die Pöllinger Stubenmusik nicht lange lumpen und eröffnete mit dem Titel "Musik liegt in der Luft" den Reigen ihrer Musikstücke, die allesamt beim Publikum hervorragend ankamen. Im Repertoire hatten die drei Musiker ein breites Programm von traditioneller Volksmusik bis hin zur Wiener Schrammelmusik.

Für Rudi Genitheim an der Kontragitarre war der Auftritt im Hofmeierhaus auch ein kleines Heimspiel, denn er ist pensionierter Heilerziehungspfleger und Diakon der Rummelsberger am Auhof. Ihm zur Seite standen die junge Hackbrettspielerin Heike Knigge und Michael Braun am Akkordeon, dem angeblich "einzigen Notenkundigen, der aber in der Gruppe nichts zu sagen hat".

Neben dem "Lustdorfer Marsch", dem "Ersten Schönauer Landler" und viel Wiener Schmäh spielten die Pöllinger auch den "Happurger Schottisch" und als Zugabe das traurig-schaurige Lied vom "Bummerl". Der Bummerl ist ein echter Verlierer, ein Loser, der resigniert Bilanz zieht: "I woar a Leem lang des Bummerl, weil i vom Glück a Stiefkind bin."

Doch es gab nicht nur Musik in der Caféhaus-Veranstaltung, sondern auch launige Mundartgedichte. Franz Eibeck sorgte mit seiner sonoren Stimme für viel Heiterkeit und Nachdenklichkeit. Er trug Gedichte und Geschichten der oberbayerischen Autoren Leopold Kammerer, Helmut Zöpfl und Christian Dick vor. Den Anfang machte ein Loblied, eine Hymne an die Oma. Sie war eine lebenskluge Frau, die noch den Kaffee mit einer handbetriebenen Mühle machte, die noch Beeren einkochte, die den Kindern die zerrissene Hose flickte und die überall half, wo sie konnte. Sie lebt in der Erinnerung als seelengute, liebe Frau weiter und ist heute "bestimmt im Himmel".

Gedanken über die Reifezeit sorgten für viel Nachdenklichkeit. Das Jahr reift zum Herbst hin, Frucht und Obst im Feld und Garten reifen, doch was tut der Mensch? Er rottet Tiere und seinesgleichen aus, spricht zwar vom Fortschritt, lernt aber so gar nichts dazu und ist meist weit von jeder Vernunft entfernt.

Auch der immer dünner werdende Abreißkalender lässt uns nachdenklich werden. So stellte der Rezitator Eibeck fest: "Was bleibt noch übrig vom Kalender? Zuerst ist er aufgebläht, doch dann wird er mickriger. Drum lass' ich den Kalender sein und richt' mir's Leben selber ein."

Auch über die diesjährige Wespenplage hatte Franz Eibeck ein Stück auf Lager. "Wenn die Sonne nicht mehr so grausam brennt, so um die Zwetschgendatschi-Zeit, dann werden die Wepsen aggressiv", wusste er zu berichten. "Der Weps gibt so lang keine Ruh, bis dass'd nern derschlogst." Im Übrigen hätten die Wespen recht viel Menschliches an sich, so Eibeck. Auf die Äpfel stimmte Eibeck dagegen ein Loblieb an. Sie eigneten sich zu vielem: zu Apfelsaft und -most, sogar zum Apfelschnaps. "Sie sind ein wahres Gottesgeschenk", so Eibeck. Doch was machen die Menschen "zu unseren Luxuszeiten" mit den Äpfeln? Sie werden verschmäht, kein Mensch klaubt sie auf. "Es geht uns leider noch viel zu gut", lautete sein Fazit.

Der Jahreszeit entsprechend las Eibeck auch aus Werken von Dichtern, die sich mit dem Nebel beschäftigten. Der Rezitator las zwei Gedichte vor, wobei eines heiter endete: "Sobald man aus dem Wirtshaus kommt, tappt man leicht in den Nebel, wenn man benebelt ist."

Und auch die Beziehung zwischen Mann und Frau wurde in ironischen Gedichten und Geschichten aufs Korn genommen. So will der Ehemann im Gedicht "Im richtigen Leben" keinen Krach, "weil der Gscheitere gibt nach" und er tut alles, was die Frau verlangt. Doch gestern ist ihm der Kragen geplatzt und er hat geschrien: "I lass mir nix mehr sog'n! Nieder mit der Sklaverei!" Bloß schade, dass die Frau da nicht daheim war.

Auch "Der Schwammerlprofessor" erwies sich als Reinfall für den Ehemann. Während er behauptet, ein absoluter Pilzkenner zu sein, doch seine bessere Hälfte traut dem Frieden nicht und weigert sich, das Pilzgericht anzurühren. Dies verunsichert den "Schwammerlprofessor" dermaßen, dass er das Gericht ebenfalls stehen lässt und kleinlaut bittet: "Geh Frau, mach mir auch einen Pfannenkuchen!"

Heitere Gedichte über die Schulzeit, über einen Zahnarztbesuch, einen Umzug und einen Kuraufenthalt unterhielten der Zuhörerinnen und Zuhörer, die sich mit langem Applaus für den unterhaltsamen Nachmittag bedankten.

Robert Unterburger