Hilpoltstein
Alte "Lüftn" wird modernes Jugendhaus - Besuch auf der Baustelle

17.01.2022 | Stand 22.09.2023, 23:17 Uhr
Weiß geschlämmtzeigt sich die "Lüftn" mittlerweile. Die künftige Farbgestaltung verrät ein Testanstrich auf der Ostseite (Bild unten rechts). −Foto: Messingschlager

Hilpoltstein - Unübersehbar ist mittlerweile, dass die legendäre Hilpoltsteiner "Lüftn" - das Gasthaus zur Luft in der Gredinger Straße 1 - wieder zur neuem Leben erwacht. Als Gasthaus allerdings nur noch im weiteren Sinn, denn beherbergen wird das über 150 Jahre alte Gemäuer künftig das Hilpoltsteiner Jugendhaus. Die Eröffnung soll in diesem Sommer sein. Mit entsprechend Publikum, wie Benjamin Haußner hofft, der beim Bauamt der Stadt den Umbau betreut.

Umbau ist vielleicht zu wenig gesagt, denn vom einst schmutzig ockerbraunen Klotz bleibt eigentlich nur die Erinnerung und das Grundgerüst. So strahlt der vom Putz befreite Sandsteinbau zurzeit ganz in geschlämmten Weiß. Das werde allerdings nicht die endgültige Farbe sein, sagt Haußner. Die könne man an der Ostseite des Hauses allerdings schon sehen. Dort wurde mit zwei verschiedenen Gelb getestet, genommen wird die rechte etwas hellerer Version. "Das passt auch zum dahinter stehenden Gebäude der Rummelsberger."

Jugendreferat kommt auch ins neue Jugendhaus

Ein Blick ins Innere zeigt, dass neben Außen- und Stützmauen sowie Balken und Dachstuhl alles neu wird - auch technisch und energetisch. Wobei die Technik in einem etwas 50 Quadratmeter großen Anbau untergebracht, der ist komplett neu, dafür wurde der alte WC-Anbau abgerissen. Schwierig ist es laut Haußner, das im Kern 1847 erbaute Haus energetisch auf Vordermann zu bringen. "Dazu dämmen wir von innen." Bekanntermaßen bei Sandstein eine sehr diffizile Angelegenheit, weshalb hierfür ein Bauphysiker mit an Bord ist. Beheizt werden die Räume über eine Fußboden- und Flächenheizung mittels Luft-Wasser-Wärmepumpe.

Dass die "Lüftn" nun zum Jugendhaus wird, kann man durchaus als gelungen bezeichnen. Zum einen ist da die Lage am Weg zu vier Schulen, an dem täglich Hunderte Schüler vorbei kommen. Zum anderen bietet der Grundriss mannigfaltig Möglichkeiten. So gibt es im Erdgeschoss einen großen Raum mit angeschlossener Bühne und im ersten Stock einen rund 45 Quadratmeter großen Mehrzweckraum. Darum gruppieren sich Funktionsräume und Büros. In denen unter anderem die Jugendreferenten der Stadt untergebracht werden. Diese befinden sich aktuell im Rathaus 2 am Marktplatz, während der Jugendtreff in der ehemaligen Mädchenschule in der Kirchenstraße untergebracht ist. Künftig sind somit die "Büros der Jugendreferenten und die Besprechungszimmer dort, wo die Jugendarbeit stattfindet", um Jugendsprecher Felix Erbe zu zitieren. Nebenbei schafft die "Lüftn" auch Luft für das Rathaus, denn die Stadt wird künftig die Hausmeister und die EDV in der Mädchenschule unterbringen.

Wie es sich für ein modernes Jugendzentrum gehört, spielten bei der Planung nicht nur energetische Aspekte eine große Rolle, sondern auch Integration und Inklusion. Unter diesem Gesichtspunkt ist schon einmal die Nähe zur Wohngruppe der Rummelsberger ein Plus und selbstverständlich wird das Jugendzentrum auch barrierefrei. So wird es einen Aufzug geben und eine behindertengerechte Toilette.

Seit 2019 im Besitz der Stadt Hilpoltstein

Ob das Gebäude von Anfang an ein Gasthaus war, ist zwar nicht belegt, aber ziemlich wahrscheinlich. "So steht es auch in der Denkmalliste", sagt Haußner. In den vergangenen 15 Jahren stand es leer und verfiel zusehends. Als die Stadt die Lüftn Mitte 2019 gekauft hat, erwarb sie diese von einem Privatmann, der das Gebäude seinerseits 2008 erworben hatte. Dessen Pläne, dort eine Bäckerei oder Ähnliches anzusiedeln, scheiterten aber am Denkmalamt, da dieses den dafür radikalen Umbau mit bodentiefen Fenstern nicht genehmigte.

So hat sich die Stadt der "halben Ruine", wie Bürgermeister Markus Mahl in einer Stadtratssitzung das Gebäude bezeichnete, angenommen. Zunächst gab es Überlegungen, dort die Stadtbibliothek anzusiedeln, was aber wegen zu hoher Kosten wieder verworfen wurde. Die werden auch jetzt nicht gerade von Pappe sein, rund 1,66 Millionen Euro sind aktuell angesetzt. Wobei die Stadt Fördermittel von der Städtebauförderung, der Bayerischen Landesstiftung und dem Landesamt für Denkmalpflege bekommen werde, so Haußner. Am Ende werde es wohl eine halbe Million Euro sein, die die Stadt selbst aufwenden müsse.

Die nächsten Wochen und Monate stehen nun im Zeichen des Innenausbaus. So soll laut Haußner noch Ende Januar der Estrich verlegt werden.

HK

Rainer Messingschlager