Heideck
Als Heideck noch drei Dutzend Hopfenbauern hatte

Erstes Erzählcafé nach der Sommerpause dreht sich um das Bier und die grünen Dolden - Nächstes Thema sind Feste und Bräuche

16.10.2019 | Stand 02.12.2020, 12:50 Uhr
Die letzte Hopfenernte im Hopfengarten von Christoph Höfner im Jahr 2002. Den Traktor steuert der frühere Hopfenfachwart Karl Wechsler, der es sich nicht nehmen ließ, bei der letzten Hopfenernte im Stadtgebiet von Heideck mit dabei zu sein. −Foto: Peschke

Heideck (pex) Um die Hopfenbauern, die Hopfenernte und das Handwerk der Bierbrauer hat sich das jüngste Erzählcafé in Heideck gedreht.

Georg Hafner zeigte sich erfreut, nach der Sommerpause wieder so viele Gäste begrüßen zu können. Er stellte fest, dass die Gegend um Heideck einst voller Hopfengärten war. Um 1950/1960 wurde in Heideck noch von 36 Betrieben Hopfen angebaut. Zu den fünf größten Hopfenbauern im Bereich der Stadt Heideck zählten damals Johann Graß, Xaver Steib, Alfred Wechsler (Wechslerbäck), Christoph Höfner und Georg Huber (Hahnenwirt).

Der Hopfenanbau war stets eine sehr arbeitsintensive Arbeit. So hieß es "Der Hopfen will alle Tage seinen Herrn sehen", denn es war notwendig, die Hopfenpflanzen ab Mai zu pflegen. So musste der Hopfen mehrmals gegen Schädlinge gespritzt werden, was mit dem Sprichwort "Der Hopf is a Tropf" unterstrichen wurde. In Heideck wurden einst die Sorten Spalter, Spalter Selekt, Perle und Hersbrucker angebaut.

Die prägendsten Erinnerungen an den Hopfenanbau früherer Tage hinterließ die Ernte in der Zeit zwischen Ende August und Mitte September. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts erledigte die Ernte in der Regel die Bauernfamilie mit Gesinde oder Nachbarn, meist in abendlicher Nebentätigkeit am Hof. Um 1950 strömten zur Erntezeit unzählige Hopfenzupfer in die bayerischen Hopfengebiete. Inge Fürsich wusste noch, dass früher "Hopfenmönche" mit ihrer Kutte nach Heideck kamen und bei den Hopfenbauern um ein paar Hopfendolden bettelten. Mit der Einführung der Hopfenpflückmaschinen in den 1960er-Jahren wurden die Erntehelfer entbehrlich.

Ein Grund für den beachtlichen Hopfenanbau auch in Heideck war, dass die Bauern sahen, dass man mit Hopfen weitaus mehr Geld verdienen konnte als mit dem Anbau von Getreide. So musste man für den Zentner Hopfen um 1960 schon mal 1000 Mark bezahlen. Erzählt wurde, dass es einst üblich war, den Abschluss der Hopfenernte mit dem Fest des Hopfenniederfalls auf dem Hof des Hopfenbauers zu feiern. Man sei damals mit dem Erntewagen und mit Musik in den Hof gefahren worden. Den Helfern wurde dann kostenlos Essen und Getränke serviert.

Die Hopfenpflücker bekamen bei diesem Fest auch den Lohn ausgezahlt. Für einen Metzen (60 Liter) voller Hopfendolden bekam man damals im Durchschnitt eine Mark. Eine fleißige Pflückerin brachte es am Tag auf etwa 10 Metzen, so dass sie nach 20 Pflücktagen um die 200 Mark verdienen konnte, was damals viel Geld war. Erzählt wurde auch, dass im August 2002 im Heidecker Stadtgebiet die letzten Hopfenreben von Christoph Höfner geerntet wurden. Heute gebe es nur noch in Rudletzholz den Hopfenbauern Schmidtpeter, der 2017 das Fest des Hopfenniederfalls wieder aufleben ließ.

Georg Hafner hatte ins Erzählcafé eine Sammlung von alten Glas- und Tonbierkrügen von den Heidecker Brauereien Wurm, Barth und Post sowie Arbeitsgeräte mitgebracht, die man einst beim Bierbrauen und dem Hopfenanbau verwendet hat. Er hatte einen Korkensack dabei, auf dem man beim Abladen die schweren Bierfässer plumpsen ließ. Interessant war auch ein Messstab mit dem die Finanzbehörde den Alkoholgehalt für die Besteuerung des Bieres messen konnte.

Es wurde erzählt, dass die Brauereien früher nur eine Sorte Bier herstellten, nämlich Helles. In den 1960er-Jahren kamen das Märzen und später auch Bockbier dazu. Man erinnerte sich, dass in der Stadthalle einst ein Bockbierfest gefeiert wurde, zu dem die Musikkapelle Gustl Brunner aufspielte.

Jede Heidecker Brauerei hatte eine Wirtschaft. Daneben gab es früher in der Altstadt viele Wirtschaften, die unterschiedliche Biere anboten. Man erinnerte sich etwa an die Gasthäuser Winkler, die "Rose", oder die Einkehr bei Zappolds/Stücklen.

Erzählt wurde auch, dass die Heidecker Brauereien und Wirtschaften mangels technischer Möglichkeiten einst ihr Bier in Felsenkellern kühlten. So waren der Barthskeller, Winklerskeller, Abeleskeller, Wurmskeller, Hahnenwirtskeller, Postkeller, Höfener Keller und Mändelskeller allen Anwesenden noch geläufig. Alle Besucher des Erzählcafés wussten noch aus eigener Erinnerung, dass das Eis zum Kühlen des Bieres früher im Winter - zum Leidwesen der Eisstockschützen - aus dem Wäschweiher mit dem Beil geschlagen und mittels einer speziellen Eiszange geholt wurde. Erst mit der Erfindung der Eismaschine war dies nicht mehr notwendig. Georg Hafner wusste, dass die erste Heidecker Eismaschine vom Hahnenwirt gekauft wurde.

Er schloss das Erzählcafe mit dem Hinweis, dass die nächste Zusammenkunft am Donnerstag, 14. November, um 14.30 Uhr im Bürgersaal des Rathauses stattfinden wird. Thema sind dann Feste und Bräuche im November.

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