Allersberg
"Der Politikeralltag ist sehr stressig"

08.03.2011 | Stand 03.12.2020, 3:05 Uhr

Landtag Live: Markus Kobras aus Allersberg hat die FDP-Abgeordnete Julika Sandt drei Tage lang bei ihrem Alltag im Münchner Maximilianeum begleitet. - Foto: kx

Allersberg (HK) Markus Kobras von der Kolpingjugend Allersberg durfte drei Tage lang hinter die Kulissen des Landtags schauen. Er hat drei Tage lang die Landtagsabgeordnete Julika Sandt, die jugendpolitische Sprecherin der FDP, in ihrem parlamentarischen Alltag begleitet.

"Ich war bei der Fraktionssitzung dabei, es war echt cool: Minister Zeil war auch dabei", schildert Markus seine Erlebnisse. "Beeindruckt hat mich, dass die Abgeordneten sich trotz allem Stress wirklich mit den Dingen beschäftigen: Eine hat gesagt, sie möchte erst mehr Informationen und wissen, was Sache ist, bevor sie eine Entscheidung trifft; das fand ich toll."

Bei der Aktion Landtag Live konnten 16 junge Erwachsene hinter die Kulissen des Bayerischen Landtags blickten. Drei Tage lang begleiteten sie Landtagsabgeordnete aller fünf Fraktionen bei ihrer täglichen Arbeit. Landtag Live wird organisiert von der Kolpingjugend (KJ) in Bayern und der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) Bayern.

"Guttenberg ist zurückgetreten – es gab ein großes Tohuwabohu und wir waren mittendrin", berichtet Helena Fürgut aus der Diözese Augsburg aufgeregt. Sie ist eine von 16 jungen Erwachsenen, die drei Tage lang Landtagsabgeordnete begleitet haben.

Die jungen Leute waren durchweg begeistert von der Offenheit ihrer Abgeordneten und der Möglichkeit, drei Tage lang Mäuschen zu spielen: Sie nahmen an Fraktions-, Ausschuss- und Arbeitskreissitzungen teil, beobachteten die Plenarsitzung von der Tribüne aus, erlebten ihre Abgeordneten im Gespräch mit der Presse, mit Interessenvertretern, bei der Arbeit im Büro.

"Es ist eine Selbstverständlichkeit für mich mitzumachen als jugendpolitische Sprecherin. Das Thema politische Bildung finde ich sehr wichtig. Viele Leute meinen, wir werden von oben ernannt. Wir sind aber ganz normale Leute, die sich kritisch engagieren und hin und wieder Wahlkampf machen. Das möchte ich vor allem jungen Leuten vermitteln, damit für sie unser politischer Alltag transparenter wird", sagte Julika Sandt.

Die Jugendlichen waren sich am Ende einig: Sie würden es wieder tun. Die Woche hat bei allen persönlich viel bewirkt und ganz neue Bilder von Parteien und Abgeordneten vermittelt. Auch die Politiker waren von der Woche begeistert. Einhellig stellten sie fest, dass es wichtig sei, dass Veranstaltungen wie Landtag Live gemacht würden, auch um der so genannten Politikverdrossenheit entgegen zu wirken. Und nicht nur die Jugendlichen lernen viel bei Landtag Live, auch die Akteure im Landtag erleben im persönlichen Gespräch mit engagierten Ehrenamtlichen die von Jugendverbänden geleistete Jugendarbeit hautnah.

"Ich finde es immer wieder interessant, was für Fragen die Jugendlichen einem stellen. Dadurch reflektiert man sich selbst und seine eigene Arbeit und das politische Handeln im Landtag auch immer wieder. Das ist eigentlich das Spannendste an der ganzen Geschichte", sagte Sandt.

Die Landtagspräsidentin Barbara Stamm war selbst Ende der Sechziger Jahre hauptamtlich beim BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend) tätig. Sie begrüßte die jungen Leute in Landtag und nahm sich eine Stunde Zeit, ihre Fragen zu beantworten. Dabei ging es zum Beispiel um Frauenförderung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Ex-Minister zu Guttenberg und das Spannungsfeld zwischen Fraktionsmeinung und eigener Überzeugung. Hier ist nach Stamms Worten völlig klar: "Im Landtag ist jeder von uns in einer Gemeinschaft. Wenn mir dort der Freiraum nicht reicht, muss ich gehen. Ansonsten sind immer Kompromisse erforderlich. Mir war und ist immer wichtig, abends in den Spiegel schauen und mich fragen zu können: Hat das Gesicht da noch etwas mit deinen Überzeugungen zu tun"

Und was zieht Markus Kobras nach drei Tagen Landtag für ein Fazit? "Der Politikeralltag ist sehr stressig und ein 24-Stunden-Job."